Wiehl – Inklusion wird als wichtiges Thema unserer heutigen Gesellschaft wahrgenommen. Oftmals wird der Begriff jedoch als Einladung missverstanden, Rollstuhlrampen zu bauen und Fahrstühle zu installieren. Dass diese Form der Barrierefreiheit nur einen Teil echter Inklusion darstellt, wurde in Wiehl allerdings verstanden. Deshalb arbeitet die Kommune nun als eine von vier geförderten Modellkommunen an einer “Inklusion vor Ort”.
Inklusion: Teilhabe statt Teilnahme
Inklusion betrifft nicht ausschließlich Personen mit Behinderung, sie umfasst im Grunde jeden Menschen, der an verschiedenen gesellschaftlichen Aspekten und Aktivitäten gehindert wird. So werden im Kontext häufig auch Senioren oder Menschen mit Migrationshintergrund genannt, die aber in vielen Maßnahmen nicht berücksichtigt werden. Wiehl hingegen möchte umfassend “enthindern” und statt einer simplen Teilnahme eine tatsächliche Teilhabe ermöglichen. Ein einfaches Beispiel hierzu stellt etwa ein Theaterbesuch dar: Sind Plätze für Rollstuhlfahrer oder auch Sitze in den ersten Reihen für Personen mit Seheinschränkungen vorhanden, können diese an einer Aufführung teilnehmen. Teilhabe besteht aber viel mehr darin, auch selbst gestalten zu können; in unserem Beispiel müssten die Umstände also so verändert werden, dass diese Personengruppen dementsprechend auch selbst Theater spielen könnten. Durch das Bundesteilhabegesetz ist Inklusion zudem zur Pflicht geworden.
Eine solche Veränderung lässt sich allerdings nicht durch die simple Förderung verschiedener baulicher Maßnahmen bewerkstelligen. Oder in den Worten des Leiters der HBW GmbH Andreas Lamsfuß: “Inklusion entsteht nicht in Wohnhäusern, sie entsteht nicht in Seniorenheimen, sie entsteht in Sozialräumen”. Eine Veränderung muss also vielmehr im Bewusstsein aller möglichen Beteiligten stattfinden, um sich im gesamten Sozialraum durchsetzen zu können. Ein sehr ambitioniertes Vorhaben, das sicher einige Zeit in Anspruch nehmen wird. “Das ist kein Projekt wie andere Projekte”, war sich auch Bürgermeister Ulrich Stücker sicher. Neben Punkten wie dem Aufbau und der Pflege eines inklusiven Netzwerks sollen deshalb auch diejenigen einbezogen werden, die zu guter Letzt von dem Projekt profitieren sollen.
Viele Beteiligte – ein Ziel
Die Stadt Wiehl ist nicht allein an dem Projekt beteiligt, nicht einmal alleiniger Antragsteller. Gemeinsam mit dem “Verein zur Förderung und Betreuung behinderter Kinder Oberbergischer Kreis”, hinter dem sich auch bekannte Institutionen wie die Behinderten Werkstätten Oberberg GmbH (BWO), das Haus für Menschen mit Behinderung Wiehl GmbH (HBW) und weitere Angebote verbergen, wurde ein gemeinsamer Antrag an das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW und die Aktion Mensch gestellt. Mit Bürgermeister Ulrich Stücker, seinem ersten Beigeordneten Peter Madel, dem 1. Vorsitzenden des Vereins Ulrich Pflitsch und dem Leiter der HBW GmbH Andreas Lamsfuß ist die Vorstellungsrunde zu Beginn des Projekts jedoch noch nicht abgeschlossen. Neben der (ehrenamtlich beteiligten) externen Expertin Prof. em. Dipl.-Ing. Brigitte Caster beteiligen sich auch einige Vereine und Institutionen wie etwa Kreisvolkshochschule, die Biologische Station Oberberg oder der BSV Viktoria Bielstein. Weitere Organisationen, Institutionen oder Vereine können noch folgen, sofern sie in Wiehl tätig sind.
Erster Schritt: Projektleiter gesucht
Viele Punkte des Projektes können erst dann entwickelt und realisiert werden, wenn die entsprechenden Projektleiter eingestellt wurden. Sowohl die Stadt als auch der Verein werden daher einstellen, sodass ein Leitungsteam gebildet werden kann. Der Verein hat auf seiner eigenen Website bereits eine 50 Prozent Stelle ausgeschrieben, die Ausschreibung der Stadt wird noch erfolgen.
Autorin: Amei Schüttler