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Außergewöhnliche Orte im Oberbergischen: Die Hitlermauer und die Stadt der Volkstraktorenwerke

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Waldbröl – Einiges ist in Waldbröl von den Megabauvorhaben des Robert Ley übergeblieben. Aber weithin sichtbar ist es auf den ersten Blick nicht. Wenn man den Bitzenweg hinauf fährt dann schaut man auf eine riesige, 500m lange Mauer, auf der der Schriftzug „Nie wieder Krieg“ prangt. Von Weitem sieht sie wie eine normale Stützmauer für einen Hang aus, und wenn man hinaufgefahren ist und von der Mauerkrone über das Tal hinweg schaut, dann wirkt sie wie eine normale Straße.

Hitlermauer Waldbröl - Bilder : Uwe Schlegelmilch
Hitlermauer Waldbröl – Bilder : Uwe Schlegelmilch

Hier steht man auf Nationalsozialistischer Geschichte, denn diese sogenannte „Hitlermauer“ war eigentlich nur der Baubeginn für die größte Traktorenfabrik, die es zu damaligen Zeiten geben sollte.

Robert Ley hatte große Pläne mit Waldbröl, denn hier wollte er sich verwirklichen, das Traktorenwerk, eine Adolf- Hitler -Schule, ein KDF Hotel und seinen Gutshof wollte er voran bringen.

Hinter der Mauer sollte dann das eigentliche Bauvorhaben beginnen, die Adolf- Hitler -Schule. Extra dafür wurde ein Baubüro gebaut. Das Gebäude steht heute noch am Ende der Straße und beherbergt ein Schullandheim. Von hier sollten die ehrgeizigen Pläne umgesetzt werden. Die Schule sollte immense Ausmaße haben, denn angedacht waren außer den Klassenräumen auch Unterkunftshäuser mit Schlaf- und Arbeitsbereich, Sportanlagen und Turnhallen, ein Schwimmbad, Wirtschaftsgebäude und groß angelegte Gärten. Zu sehen sind davon heute noch Fundamente, Treppenstücke und Mauerteile.

Treppenreste der Adolf Hitler Schule
Treppenreste der Adolf Hitler Schule

Das riesige Volkstraktorenwerk, kurz VTW genannt, sollte im Rossenbacher Tal entstehen. Das Werk sollte 2000 m lang und 500 m breit werden, 4 riesige Hallen mit jeweils 100.000 qm (das wären damals in Deutschland die größten ihrer Zeit gewesen) sollten Arbeitsplätze für 20.000 Arbeiter bieten. Zudem sollte an den jeweiligen Ecken je ein 80 m hoher Turm als weithin sichtbares Wahrzeichen zu sehen sein. 30.000 Traktoren sollten hier pro Jahr produziert werden. Ferdinand Porsche selber hatte ihn entworfen. Die Einwohnerzahl Waldbröls, so rechnete man sich aus, würde nach Ende des Bauvorhabens über 300.000 erreichen. Um die Traktoren auch schnell an die Bauern in Deutschland zu bringen sollte eine große Autobahn von Waldbröl in Richtung Frankfurt, durch die Nutscheid noch dazu kommen.

Und wenn man schon plante, dann könnte es ja auch eine Untergrundbahn geben, mehrere Kasernen, Aufmarschgelände, Sportanlagen etc. Und da, wo heute noch der Viehmarkt abgehalten wird, sollte „der schönste Platz Deutschlands“ entstehen, mit angedachter Oper, Schauspielhaus und Hochschule.

Ehemaliges Baubüro der Monumentalbauten
Ehemaliges Baubüro der Monumentalbauten

Robert Ley selber bekam einen Prototyp des Volkstraktors zu seinem 50. Geburtstag von Porsche geschenkt und testete ihn auf seinem, von ihm selber ausgebauten Gut Rottland. Hier wohnte Ley mit seiner Familie, seitdem er 1936 das Gut erwarb und die Bewirtschaftung intensivierte. Angeblich wurden bei dem Umbau 1 Million Reichsmark verbaut. 1938 entstand eine monumentale Hofeinfahrt mit Torbogen und zwei großen Figuren in den Innennischen der Pfeiler. Die eine Figur, ein Sämann ist heute noch erhalten, die andere Figur ein SA- Mann wurde nach dem Krieg entfernt. Außer zahlreichen Bunkeranlagen zum Schutz seiner Familie setzte Ley damals schon auf erneuerbare Energie und wollte eine große Windkraftanlage bauen, was der zweite Weltkrieg aber letztendlich verhinderte. Die Fundamente der Anlage stehen aber heute noch. Der Gutshof ist heute in Privatbesitz.

Toreinfahrt Gut Rottland
Toreinfahrt Gut Rottland

Geblieben ist von all den wahnwitzigen Bauvorhaben in Waldbröl, das Gut Rottland, die Hitlermauer und das ehemalige KDF (Kraft durch Freude) Hotel. Früher der Bundeswehr gehörend, ist es heute das Europäische Institut für Angewandten Buddhismus (EIAB). Es soll das größte buddhistische Zentrum Europas werden. Und auch hier findet man, außer dem riesigen ehemaligen KDF Hotel, was die Mönche als Kloster nutzen, noch Teile der NS Relikte.

Die Buddhisten bauten einen Glockenturm aus den alten Säulenteilen, die eigentlich für die riesige Eingangstreppe des KDF vorgesehen waren. Diese Säulenteile lagen schon bereit, wurden aber durch den zweiten Weltkrieg nie verbaut.

Glockenturm des EIAB
Glockenturm des EIAB

Die Zeit vergeht und irgendwann werden die verrotteten Mauerteile der Hitler Schule verschwunden sein, nicht aber die Hitlermauer, die weit hin sichtbar mit dem Schriftzug „Nie wieder Krieg“ aufwendig renoviert wurde und als Mahnmal an spätere Generationen dient.

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