Frankreich im Jahr 2022: Das Land steht vor gewaltigen Umwälzungen. Bei den Präsidentschaftswahlen konkurrieren in der Stichwahl die Kandidaten des Front National und der Muslim-Bruderschaft. In den Städten brodelt der Volkszorn, das Land befindet sich am Rande eines Bürgerkriegs. Vor diesem Hintergrund spielt Michel Houellebecqs Roman „Unterwerfung“, in dem er eine visionäre Zuspitzung der gesellschaftlichen Vorgänge im Europa unserer Zeit vorgelegt hat. Er entwickelt satirisch und phantasievoll ein Szenarium, das den Spagat schafft zwischen dem Beängstigendem und dem Vorstellbaren und wird dabei mit rasenden Schritten von der Realität eingeholt. Gert Becker hat die Geschichte fürs Theater bearbeitet und bringt sie mit dem Westfälischen Landestheater auf die Bühne. Im Mittelpunkt des Geschehens steht der Literaturwissenschaftler François, der mit Politik nichts zu tun haben will und die Ereignisse eher am Rande verfolgt. Doch mit dem Sieg der Muslim-Bruderschaft gegen die Rechtsradikalen ändert sich das Klima auch für ihn: Nicht nur Kriminalitätsrate und Arbeitslosigkeit sinken, auch das Bedürfnis nach einem höheren Bildungsniveau steigt. In diesem Zug bekommt François eine neue, sehr attraktive Stelle angeboten. Wenn er zum Islam konvertiert, werden ihm Forschungsprojekte ermöglicht, sein Gehalt erhöht, alle Wünsche erfüllt. Er steht vor der Frage, ob das der Beginn eines neuen positiven Lebensabschnitts ist oder die Unterwerfung unter ein System, das seinen Überzeugungen diametral entgegengesetzt ist. Michel Houellebecq (geb. 1956) gehört zu den am kontroversesten diskutierten Autoren unserer Zeit. Mit seinen Romanen „Ausweitung der Kampfzone” und „Elementarteilchen”, die beide mit internationalen Stars verfilmt wurden, erlangte er weltweit Berühmtheit. Die Veröffentlichung des erfolgreichsten europäischen Romans des Jahres 2015 erfolgte am selben Tag, an dem sich der Anschlag auf das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo” ereignete. In der Folge distanzierte sich Houellebecq von jeder islamophoben Interpretation seines Werkes. Westfälisches Landestheater Inszenierung: Gert Becker Mit Maximilian von Ulardt, Mario Thomanek, Burghard Braun, Franziska Ferrari Dauer: 1 Stunde, 45 Minuten; keine Pause Quelle: Halle 32