Streit, Sex, Trennungen und wiedergewonnene Nähe – Corona bedeutet für viele Paare, dass sie jetzt viel mehr Zeit zusammen verbringen als sonst. Und nicht für alle Partnerschaften geht das gut aus. „Wie bekomme ich meine Ex zurück?“ wurde diesen Monat deutschlandweit so oft gegoogelt, wie selten zuvor. Und nicht nur in Deutschland, weltweit kämpfen Paare mit den veränderten Beziehungsbedingungen, die die Einschränkungsmaßnahmen zur Eindämmung des Covid-19 Virus mit sich bringen. Ob ein Paar die gemeinsame Quarantäne übersteht oder nicht, hängt auch davon ab, als wie harmonisch die Partner ihre Beziehung sonst wahrnehmen.
Wurden Defizite im Alltag nicht behandelt, kann sich das jetzt rächen. Wochenlangens „Aufeinandersitzen“ kann schnell dazu führen, dass schwelende Konflikte endgültig ausbrechen. Paarberater Martin Jurock aus Berlin empfiehlt, die gemeinsame Zeit zu nutzen, Schwierigkeiten in der Beziehung aufzugreifen und zusammen daran zu arbeiten. Schließlich ist jetzt genug Zeit, für lang aufgeschobene klärende Gespräche.
Auch durch die Eindämmungsmaßnahmen verursachte finanzielle Engpässe und Existenzängste können laut Jurock eine Trennung begünstigen. In einer Partnerschaft sollte sich deswegen die Zeit genommen werden, respektvoll über die Sorgen des Anderen und mögliche Lösungswege zu sprechen. Dabei gilt es, Ruhe zu bewahren und achtsam mit eigenen und den Emotionen des Partners umzugehen. Der Paarpsychologe empfiehlt, Unruhe nicht unkontrolliert in die Beziehung hinein zu tragen und darauf zu achten, eventuelle Wut auf die Situation nicht an dem Lebensgefährten oder der Lebensgefährtin auszulassen. Beziehungen können zwar in Krisenzeiten als Ruhepol dienen, jedoch sollte man die alleinige Verantwortung dafür nicht dem Partner übertragen, sondern auch sich selbst zur Aufgabe machen.
Babyboom in neun Monaten?
Doch die Krise hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Paare. Sexualforscher spekulieren bereits auf einen „Baby-Boom“ in neun Monaten, es wird von einer Generation der sogenannten „Corona-Babys“ gesprochen. Laut Martin Jurock sind diese Vermutungen nicht unbegründet. Tatsächlich gibt es einige Faktoren, die mehr körperliche Nähe begünstigen. Die gemeinsame Zeit zuhause, eingeschränkte Freizeitangebote – und das alles in Verbindung mit den „Frühlingsgefühlen“, die vom Sonnenschein und der dadurch vermehrten Serotoninausschüttung geweckt werden. Die Chancen darauf, das Paare während der Corona-Krise häufiger miteinander schlafen stehen gut. Ein erfreulicher Nebeneffekt – schließlich ist Sex gesund.