Morsbach – Die Anzahl der Hausärzte in der Gemeinde Morsbach wird sich dieses Jahr weiter verringern. Nachdem Klaus Peters seine Praxis zum 31. Januar 2016 geschlossen hat und in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist, wird ihm zum 30. August diesen Jahres Dr. Elmar Bahlmann folgen. Die Gemeindeverwaltung Morsbach ist seit einigen Jahren bemüht, neue Hausärzte für die Gemeinde zu gewinnen. So hat sie auf der Seite des Hausärzteverbandes bundesweit eine Anzeige geschaltet Außerdem steht sie mit der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein in Kontakt. Zur Zeit wird ein neues Konzept verfolgt, bei dem Hausarztzentren im Oberbergischen Kreis eingerichtet werden sollen. In der jüngsten Sitzung des Schul- und Sozialausschusses stellte Dr. Ralph Krolewski, Vorsitzender des Oberbergischen Hausärzteverbandes, das Projekt vor. Nach seinen Ausführungen spitzen sich auf kommunaler Ebene Versorgungsengpässe zu, so aktuell in den Südkreisgemeinden Reichshof, Nümbrecht und Morsbach, da Hausarztsitze aus Altersgründen oder wegen Erkrankung ohne Nachfolger unbesetzt bleiben.
Im ersten Halbjahr 2016 fallen in den o.g. Gemeinden zuzüglich Waldbröl mehr als 10% der Hausarztpraxen weg. In NRW sind die Bedingungen nicht sehr lukrativ und eine Arbeitszeit von rund 60 Wochenstunden schreckt viele Ärzte davon ab, sich selbstständig niederzulassen. Ab Juli 2016 werden die Patienten, so stellte Dr. Krolewski fest, aus den wegfallenden Praxen in den umliegenden Praxen nicht mehr ausreichend versorgt werden können. Die Mitglieder des Oberbergischen Hausärzteverbandes haben auf ihrer Mitgliederversammlung im Februar 2016 erklärt, dass ihre individuellen Möglichkeiten, Nachfolger oder angestellte Ärzte zu finden, erschöpft seien. Deshalb besteht ein dringender Handlungsbedarf für neue Versorgungsmodelle. Folgende Anforderungsprofile sind beschrieben worden: Attraktiv für Nachwuchs-Allgemeinmediziner der „Generation Y“, Teamorientierung, freundliche Unternehmenskultur, Übernahme wohnortnaher Hausarztpraxen bei Erhalt der wohnortnahen Versorgungsstruktur in „Hausarztzentren“.
Was sind „Hausarztzentren“? Bei diesem Projekt bilden mehrere Hausärzte (selbständig oder angestellt bzw. teilangestellt) mit qualifiziertem Personal (Medizinische Fachangestellte, Versorgungsassistenten in der Hausarztpraxis) ein fachgleiches Medizinisches Versorgungszentrum als „Hausarztzentrum“ aufgrund der neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen durch das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz und den § 95 Sozialgesetzbuch (SGB V). Seit der neuen gesetzlichen Regelung müssen medizinische Zentren nun nicht mehr fachübergreifend errichtet werden, sondern es besteht jetzt die Möglichkeit, Hausarztzentren (Allgemeinmediziner) einzurichten. Bestehende Praxen sollen in das Modell eingebunden werden. Konkret sollen die betroffenen Kommunen im Oberbergischen als Partner gewonnen werden und bei der Suche nach Räumlichkeiten bzw. deren Erweiterung behilflich sein. Zur Finanzierung des Modells soll eine Genossenschaft gegründet werden. Diese schreibt dann auch die entsprechenden Stellen aus und stellt die Ärzte ein. Die Ausschreibungen sollen in diesem Sommer beginnen. Oberberg soll hierfür Modellregion werden – und eine erste konkrete Umsetzung könnte in Morsbach erfolgen.
Bürgermeister Jörg Bukowski freut sich über das Engagement des Hausärzteverbandes, der die Not vor Ort erkannt hat. „Wir haben ideale Voraussetzungen, denn die Praxis Peters kann sofort übernommen werden. Interessierte Ärzte können sich melden, um die Rahmenbedingungen einer Anstellung zu besprechen. Neben der Ärztin oder dem Arzt werden wir uns natürlich auch um die Belange der Familien kümmern und unterstützend tätig sein, damit sich die Mediziner in der Gemeinde Morsbach wohl fühlen.“ Mit dem neuen Konzept möchte man versuchen, den Wettlauf gegen die Zeit und damit gegen die Nachteilposition von Landkreisen beim hausärztlichen Nachwuchs zu gewinnen. Dr. Krolewski: „Oberberg wird ein Präzedenzfall für Hausarztzentren in Deutschland.“ Rat und Verwaltung der Gemeinde hoffen, mit diesem Modell auch die anstehende hausärztliche Versorgungslücke in Morsbach schließen zu können.