Heute führt SehensWERT! etliche Kilometer aus dem Oberbergischen hinaus ins Kölner Hinterland. In der Nähe von Kerpen gibt es das größte künstliche Loch weit und breit, den Tagebau Hambach.
Hier wird seit 1978 oberirdisch Braunkohle im wirklich großen Stil abgebaut. 6 Jahre dauerte es, bis die erste Kohle dann gefördert wurde. Mittlerweile haben sich die 8 riesigen Bagger bis auf eine Tiefe von 400 Meter hinab gegraben, um an das wertvolle Brennmaterial zu kommen, und so ist dieses Tagebaugebiet das tiefste Deutschlands. Im Tagebau Hambach arbeiten die größten Bagger der Welt: Sie sind 220 Meter lang, 96 Meter hoch und 13.500 Tonnen schwer. Sie können täglich 240.000 Tonnen Kohle oder Kubikmeter Abraum fördern – genug, um ein Fußballstadion 30 Meter hoch zuzuschütten. Ca. 100 Millionen Tonnen Braunkohle werden so jedes Jahr gefördert und jede 4. Steckdose in Deutschland wird damit versorgt.
Seit den ersten Grabungen wurden hier rund 1,1 Milliarden Kubikmeter Sand, Kies und Ton weggegraben und wieder anderorts aufgeschüttet. Nach und nach entstand so ein riesiger Berg, die Sophienhöhe. Etliche Wanderwege durchziehen heute das Gebiet, und das der Wanderer auf einem künstlichen Berg steht, lässt sich auf den ersten Blick auch nicht mehr erkennen. Über 10 Millionen Bäume und unzählige Pflanzen wachsen heute auf dem „Abraum“. 200 Meter bringt der Berg an seiner höchsten Stelle. Dort steht, wenn man einem der vielen Wanderwege folgt, der „Römer Turm“ auf dem „Steinstraßer Wall“. Von hier hat man bei gutem Wetter einen tollen Blic, über den Tagebau, aber auch in Richtung Köln oder Aachen, und vor allem sieht man in der Ferne die Braunkohlekraftwerke. Der heutige Wald sieht aus, als sei er natürlich gewachsen und auf den extra angelegten Teichen und Tümpeln haben sich bereits viele Tiere angesiedelt. Zu den Enten und Schwänen kommen etliche Amphibien- und Libellenarten dazu. Im Wasser tummeln sich auch Teichmuscheln und Schlammschnecken und es gibt 27 verschiedene Wasserpflanzen. In den Wäldern leben mittlerweile außer Hase, Kaninchen und Fuchs, auch der Dachs und das Wildschein. Zudem wurden Gruppen von Mufflons und Dammwild in Gehegen angesiedelt.
Um an die rund 2,5 Milliarden Tonnen Kohle zu kommen, mussten dazu aber auch einige Dörfer dem Erdboden gleich gemacht werden, Lich – Steinstraß, Erzweiler, Tanneck. Wo noch vor einigen Jahren Häuser standen, ist heute nur noch das große Loch des Tagebaus zu sehen. Zurzeit sollen die Bewohner von Morschenich umgesiedelt werden.
Um den Tagebau Hambach im Ganzen überschauen zu können, begibt man sich am Besten zum Aussichtspunkt Elsdorf – Esch. Auf dem ausgewiesenen Parkplatz das Auto abgestellt, dann die wenigen Schritte hinauf zum Aussichtspunkt gehen und…… staunen! Man muss es mit eigenen Augen gesehen haben, um die immensen Dimensionen erfassen zu können. Vor einem offenbart sich die ganze Breite und Tiefe des Tagebaugebietes.
In der Ferne sieht man die riesigen Bagger bei der Arbeit und wenn man ein Fernglas mitnimmt, dann kann man irgendwo auf dem Grund auch schon mal ein normales Auto oder einen Menschen stehen sehen, um die wirkliche Größe der Abbaumaschinen auch zu erfassen.
An den Stellen, an dem die abgetragene Erde wieder angeschüttet wird, erkennt man gut die unterschiedlichen Erdschichten, die teilweise wie künstlich daher kommen. An dem Aussichtspunkt stehen auch Infotafeln, die noch mal alle wichtigen Daten zum Tagebau anschaulich erklären. Ein paar Kilometer weiter in Berrendorf gibt das Forum: Terra Nova weitere Informationen rund um den Tagebau. Das vom RWE gesponserte Besucherinformationszentrum hat auch noch einen zusätzlichen Aussichtspunkt hinab in den Tagebau.