Oberbergischer Kreis – Gefühle von Angst und Einsamkeit gehören zum Alltag von Kindern und Jugendlichen, die mit psychisch- und suchtkranken Eltern zusammenleben. Sie fühlen sich verantwortlich für ihre Eltern und können doch nichts an den schlimmen Zuständen in der Familie ändern. Diese Kinder und Jugendlichen haben so viele Sorgen, dass sie nicht „einfach Kind“ sein können. Der Dachverband Gemeindepsychiatrie geht davon aus, dass bundesweit jedes sechste Kind durch psychisch erkrankte Eltern belastet ist. Der Oberbergischer Kreis, die Städte Gummersbach, Radevormwald, Wipperfürth und Wiehl und der Verein LEBENSFARBEN – Hilfen für Kinder und Jugendliche e.V. wollen ihnen gemeinsam im Projekt „Lückenlos“ helfen.
Mit dem jetzt gestarteten Gemeinschaftsprojekt „Lückenlos“ haben die Kooperationspartner eine gemeinsame Vorgehensweise vereinbart, um Kinder von psychisch kranken und suchtkranken Eltern zu unterstützen. „Die Stärkung unserer Oberbergischen Kinder liegt mir sehr am Herzen. Die Bedeutung der Zusammenarbeit wird an diesem sehr erfolgreichen Handeln aller Akteure ganz besonders deutlich. Diese gemeinsame gelungene Vorgehensweise schätze ich außerordentlich. Auch danke ich dem Landschaftsverband Rheinland für seine fachliche und finanzielle Förderung.“, sagt Landrat Jochen Hagt.
Die Koordinierungsstelle für Gesellschaftliche Entwicklung des Oberbergischen Kreises brachte die Akteure zusammen: die Leitungen der städtischen Jugendämter, des Kreisjugendamtes sowie des Kreisgesundheitsamtes/Soziale Dienste und den Verein Lebensfarben e.V.
Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) stand beratend zur Seite und unterstützt den gemeinsam gestellten Förderantrag der Akteure über zwei Jahre hinweg mit einem Gesamtbeitrag von rund 150.000 Euro.
„Dank der Koordinierungsstelle für Gesellschaftliche Entwicklung im Oberbergischen Kreis erhielten wir die Idee und die Plattform der kreisweiten Zusammenarbeit. Das dort vorhandene Förder-Know-How ist auch sehr hilfreich. Denn durch Kooperation und Förderung wird das umsatzstarke Projekt im gesamten Oberbergischen Kreis erst möglich.“, sagt der Vorsitzende des Vereins Lebensfarben e.V., Hubertus Vierschilling.
Vertrag zwischen dem Kreis als Fördermittelempfänger und dem Verein Lebensfarben e.V. als Leistungserbringer
Das bereits erfolgreiche Angebot der engagierten und erfahrenen Akteure von Lebensfarben e.V. kann in die Fläche gebracht werden. Die Umsetzung des Projektes „Lückenlos“ und damit der Ausbau zur flächendeckenden Versorgung des Angebotes des Vereins Lebensfarben e.V. im Oberbergischen Kreis, erfolgt durch den Verein: Kinder von psychisch erkrankten und suchtkranken Eltern erhalten Paten an ihre Seite. Diese begleiten die Kinder bei Alltagsfragen.
Die Paten erhalten vor ihrem Einsatz eine qualifizierte Weiterbildung durch den Verein. Dieser steht den Paten auch während ihres aktiven ehrenamtlichen Einsatzes hilfreich begleitend zur Verfügung. Ein erweitertes Führungszeugnis ist erforderlich. Jetzt werden weitere Freiwillige gesucht, die sich ehrenamtlich als Paten engagieren möchten. „Mit dem leicht zugänglichen Angebot von LEBENSFARBEN möchten wir Kindern und Jugendlichen aus betroffenen Familien unkompliziert Unterstützung und Hilfe anbieten und damit eine Lücke in der Versorgung im gesamten Oberbergischen Kreis schließen. Wir freuen uns, anerkannter Partner im psychosozialen Hilfenetz und der Jugendhilfe des Oberbergischen Kreises zu sein. Auf diese Hilfen können wir jederzeit zurückgreifen, selbstverständlich nur in Absprache und mit Zustimmung der Familien.“, sagt Sandra Karsten, Vorsitzende und Geschäftsführerin des Vereins Lebensfarben e.V.
Stimmen der beteiligten Projektpartner „Lückenlos“
Bürgermeister Frank Helmenstein, Stadt Gummersbach: „Die Stadt Gummersbach engagiert sich im Projekt „Lückenlos“, damit künftig kreisweit Familien bei psychischer Erkrankung der Eltern bedarfsgerecht unterstützt werden können und betroffene Kinder die Chance auf ein gesundes Aufwachsen erhalten“.
Bürgermeister Johannes Mans, Stadt Radevormwald: „Als Bürgermeister der nördlichsten Kommune im Oberbergischen Kreis begrüße ich das Ansinnen, die Versorgungslücke für die betroffenen Familien zu schließen. Wir haben in den vergangenen Jahren sehr gute Erfahrungen in der Kooperation mit dem Oberbergischen Kreis und dort angeschlossenen Institutionen gemacht. Als Beispiel zu nennen ist das mehrjährige soziale Projekt ‚Starke Menschen – starke Quartiere‘, das Stadt und Kreis gemeinsam für die Wupperorte gestartet haben. Wir werden deshalb auch das Projekt ‚Lückenlos‘ unterstützen und freuen uns, in Radevormwald in naher Zukunft ein entsprechendes Angebot für Kinder und Jugendliche in deren schwieriger Lebenssituation vorhalten zu können.“
Bürgermeister Ulrich Stücker, Stadt Wiehl: „Das ehrenamtliche Engagement des Vereins, ‚Lebensfarben‘ trägt sehr viel dazu bei, dass Kinder und Jugendliche psychisch kranker Eltern Unterstützung erfahren. Da die Nachfrage groß ist, freue ich mich über die Förderung, damit das Angebot ausgebaut werden kann. Und dass alle oberbergischen Jugendämter sowie das Kreis-Gesundheitsamt geschlossen hinter der Förderung stehen, ist ein erfreulicher Aspekt.“
Bürgermeisterin Anne Loth, Stadt Wipperfürth: „Auch in Wipperfürth gibt es Kinder suchterkrankter oder psychisch kranker Eltern. Ich freue mich sehr darüber, dass die Leitungen aller Jugendämter des Oberbergischen Kreises unter dem Dach des Gesundheitsamtes – trotz der hohen Arbeitsbelastung im Gesundheitsamt durch die Corona-Pandemie – gemeinsam kooperieren, um das bewährte Angebot des ‚Lebensfarben e.V.‘ im Südkreis nun auch im Nordkreis zu etablieren. So wird neben dem Angebot der Beratungsstelle Herbstmühle ‚Drachenflieger‘ niederschwellig für Kinder und Jugendliche aus belasteten Elternhäusern auch hier der Zugang zu dieser wertvollen Hilfe möglich“, so die Bürgermeisterin der Hansestadt Wipperfürth Anne Loth.
Ehrenamtliche Paten gesucht
Die Ausbildung für ehrenamtliche Patenschaften soll am 20.03.2021 im Kreisnorden (in Wipperfürth) starten. Alle interessierten Ehrenamtlichen sind herzlich zum Informationsabend am Mittwoch, den 17.02.2021 um 19:00 Uhr eingeladen. Dort werden weitere Informationen zu der Arbeit von Lebensfarben e.V. und zum Ablauf der Ausbildung mitgeteilt.
Kontakt: Anmeldung zum Informationsabend unter kontakt@lebensfarben-oberberg.de oder telefonisch: 02262 794-9546 bei Ansprechpartnerin Sandra Karsten.
Quelle: OBK