Nümbrecht – Stürme, Borkenkäfer und Trockenheit machen dem Oberbergischen Wald im deutschlandweiten Vergleich überproportional zu schaffen. Deshalb fand am Samstag (29.02.2020) die erste Waldtagung im Oberbergischen Kreis statt. Professoren, Wildökölogen, der Landrat und Vertreter des Landesbetriebes Wald und Holz NRW, des Waldbauernverbandes NRW, des NABU und der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Bergisches Land klärten die vielen Zuhörer über die aktuelle Situation des Oberbergischen Waldes und mögliche Maßnahmen auf.
Die Waldtagung – Fit für die Zukunft
Die Waldtagung stand unter dem Motto “Fit für die Zukunft – Oberbergischer Wald im Jahr 2050”. Dementsprechend wurde viel über unterschiedliche Lösungsansätze debattiert. Die unterschiedlichen Blickwinkel von Vortragenden und Zuhörern sorgten für zahlreiche Diskussionen. Welche Baumarten sollten angepflanzt werden? Wie viel Nadelholz kann man noch pflanzen? Wie geht man mit den aktuell erkrankten Bäumen vor? Lohnt es sich sie alle jetzt abzuholzen, oder ist der Markt übersättigt? Gibt es genug Setzlinge, um die Flächen wieder zu bewalden?
“Wir möchten mit der Waldtagung Ökonomie und Ökologie verbinden”, sagte Landrat Jochen Hagt. Der Wald habe sowohl wirtschaftlichen und auch als sozialen Wert, zum Beispiel als Naherholungsgebiet. Als Maßnahme des Kreises werden deshalb auf einem Teil der 1000 Hektar Waldgebiet des Kreises Musterflächen angelegt, auf denen verschiedene Methoden getestet und begutachtet werden können. Das alles soll im Rahmen des “KUNO”-Programmes (Klima-Umwelt-Natur Oberberg) geschehen.
“Wir stehen vor der Herausforderung einen Wald zu schaffen, der mehrere Funktionen erfüllen kann”, bestätigte auch Frank Herhaus, der die Waldtagung moderierte. Der zukünftige Wald müsse jedoch vor allem eines sein: Klimastabil.
Eine einheitliche Lösung?
Dies wird keine einfache Aufgabe, schon weil es ca. 20.000 Waldbesitzer im Oberbergischen gibt, teils mit nur sehr kleinen Flächen. Auf ihrem eigenen Grund und Boden dürfen diese selbstverständlich pflanzen, was ihnen am besten gefällt. Daher wird es keine einheitliche Lösung geben. Kay Boenig (Landesbetrieb Wald und Holz NRW) betonte jedoch, dass Schulungen zur Wiederbewaldung angeboten werden sollen. “Die Situation für Klein-Waldbesitzer ist sehr schwierig. Sie erwarten Unterstützung, die sich auch bekommen.” Dazu forderte er auch schnellere und unbürokratischere Hilfen.
Auch die Verkehrssicherungspflicht war Thema der Waldtagung. Bei Waldgebieten, die stark von Schädlingen befallen sind, lässt sich das Holz kaum verkaufen. Dennoch sind die Waldbesitzer verpflichtet, Bäume an Straßen zu entfernen, wenn diese den Verkehr gefährden könnten. Die damit zusammenhängenden Straßensperrungen oder Bauampeln stellen zusätzlich zu Arbeitsmaterial und -zeit eine große finanzielle Belastung für die Besitzer dar, die nicht durch Holzverkäufe ausgeglichen werden kann.
Eine einheitliche Lösung zu finden ist fast unmöglich. Sicher ist jedoch: Der Wald, das Gesicht des Oberbergischen Kreises, wird sich verändern.
Autorin: Amei Schüttler