Wipperfürth – Die Aufregung war groß, als Angelika Leistikow, Leiterin des NABU-Arbeitskreises Hornissenschutz, erfuhr, dass auf Grünlandflächen in der Nähe von Wipperfürth-Thier und Wipperfeld ein Insektizid zu Versuchszwecken ausgebracht werden sollte. Das Insektizid RELDAN 22, mit dem Wirkstoff Chlorpyrifos-methyl ist derzeit in Deutschland für die normale Anwendung in der Landwirtschaft offenbar nicht zugelassen. Das soll sich jetzt scheinbar ändern: Ein Forschungsinstitut aus Leverkusen sollte – im Auftrag eines global agierenden Pestizid-Unternehmens – im Oberbergischen testen, wie das Insektizid auf verschiedene Mäusearten wirkt.
RELDAN 22 soll zur Insektenvernichtung insbesondere im Obst- und Wein-Anbau zugelassen werden. Beides Kulturen, die im Oberbergischen nicht vorkommen. Das Insektizid soll im oberbergischen Grünland nur deshalb getestet werden, weil hier die Kleinsäuger regelmäßig auftreten.
Aufmerksam auf den Versuch wurden örtliche Imker. Im Kontakt zwischen Imkern und dem NABU Arbeitskreis Hornissenschutz formierte sich Widerstand gegen den Giftversuch. Denn, so Angelika Leistikow: „Wir fürchten die Wirkung des Insektizids auf die hier vorkommenden Wildbienen!“ Bei einem Versuchs-Gifteinsatz ist davon auszugehen, dass das Gros aller Insekten-Arten auf den Flächen stirbt. Auch geschützte Hummeln und Wildbienen werden davon betroffen sein. Daneben Honigbienen, die im Klee in den Wiesen nach Nektar suchen. „Wir glauben nicht, dass man die Schädigung der Wild- und Honigbienen bei einem Insektizidtest vermeiden kann – auch durch Spezialdüsen und Nachtarbeit nicht!“ beschwert sich Leistikow, „Laut technischem Datenblatt für RELDAN 22 führt eine Dampfphase des Giftstoffes dazu, dass auch nicht bespritzte Randflächen kontaminiert werden.“
Im ursprünglich geplanten Testgebiet sind die Giftversuche nach jetzigem Stand gestoppt, denn im Wasserschutzgebiet ist Giftausbringung verboten. Der NABU befürchtet aber, dass das Forschungsinstitut mit seinem Insektizidversuch nun auf andere Grünlandflächen außerhalb der Wasserschutzgebiete ausweicht. Die Naturschützer zweifeln daran, dass der gesamte Versuch im Bergischen Land abgebrochen worden ist.
„Wir trauen dem angeblichen Abbruch nicht und sind sehr besorgt wegen der Folgen solcher Gift-Versuche auf geschützte Tierarten und auf die Artenvielfalt allgemein. Insektizid-Ausbringung findet in der oberbergischen Landwirtschaft heute fast gar nicht statt. Das soll auch so bleiben! Wir wollen nicht, dass das Oberbergische zum Versuchslabor für Chemie-Multis wird. Dagegen werden wir kämpfen!“ sagt Michael Gerhard vom NABU Oberberg.
Besten Dank für Ihren interessanten Artikel. In der Schweiz ist Reldan 22 erlaubt, desgleichen das Spritzen von Pestiziden in der Grundwasserschutzzone S2, mit einigen Ausnahmen (S1 mit Pestizid-Verbot nur 10 m ab Trinkwasserfassung). Ich habe einen Artikel zum Thema geschrieben, siehe
Reldan 22 in der Schweiz erlaubt, in Deutschland (noch) verboten
http://heidismist.wordpress.com/2014/06/24/reldan-22-in-der-schweiz-erlaubt-in-deutschland-noch-verboten/
Grüsse nach Deutschland
Heidi
Hochinteressanter Artikel! Es ist davon auszugehen, daß mit Sicherheit schon Feldversuche für andere Herbizide oder Pestizide erfolgt sind, von denen wir nie etwas erfahren werden.
Ich möchte jetzt nicht zynische werden, aber ich gehe inzischen davon aus, daß hier eine systematische Vergiftung nicht nur der Pflanzen- und Tierwelt statt findet, sondern daß´diese auch auf uns bezogen werden kann. Wir sind das Ende der nahrungskette und wir essen diese ganzen Gifte mit. Es söielt keine Rolle, wo die Feldversuche stattfinden, denn sie betreffen uns ALLE!
Schon mal darüber nachgedacht?! Wahrscheinlich nicht, denn wer läßt sich schon gerne aus seiner eigenen Traumwelt rausreißen?