Oberberg – Gestern (24.09.2020) präsentierte die Kreispolizeibehörde Oberbergischer Kreis und die Staatsanwaltschaft Bonn beeindruckende Ergebnisse im Rahmen einer Pressekonferenz. Am Montag (21.09.2020) erzielte die Ermittlungsgruppe “CARGO” einen Schlag gegen eine kriminelle Bande organisierter Autodiebe. Mehr als 330 Polizisten und Polizistinnen, die mit Herzblut und großem Engagement an dem Fall arbeiteten, können sich diesen Erfolg zuschreiben. Mehrmals betont Florian Mohr, Leiter Direktion Kriminalität, wie stolz die Beamten und Beamtinnen auf ihre Leistung sein können. “Es war einer der größten Einsätze der vergangen Jahre, der von der Oberbergischen Polizei geleitet wurde”, so Landrat Jochen Hagt.
Die mehr als 330 Polizisten und Polizistinnen durchsuchten am Montag mehrere Fahrzeugverwertungsfirmen und Wohnungen mutmaßlicher Hehler unter anderem in Bielefeld, Düsseldorf, Dorsten und Essen. Insgesamt nahm die Polizei bisher sieben Personen fest.
In den Fahrzeugverwertungsfirmen fanden sie unzählige Motorhauben, Leuchtmittel, Motoren und viele weitere Autoteile. Stand gestern (24.09.2020) kann man von mindestens 23 geklauten PKWs ausgehen, die binnen nicht mal 24 Stunden in ihre Einzelteile zerlegt worden sind und weiterverkauft wurden. Bisher liegt der Zeitwert der gestohlen PKWs aber schon bei über 500.000 Euro. Florian Mohr geht aber stark von einer viel höheren Dunkelziffer aus. In den nächsten Wochen wird weiterhin fleißig daran gearbeitet, die gefunden Teile in Laboren zu untersuchen und zuzuordnen.
Kopf der kriminellen Bande ist ein 39-Jähriger Bergneustädter. Die Festnahme verlief problemlos. Der Bergneustädter war der Polizei bereits zuvor bekannt. Der Hauptverdächtige und fünf mutmaßliche Hehler, aus dem Rheinland, Ruhrgebiet und Westfalen, sitzen alle momentan in unterschiedlichen Gefängnissen in NRW. Ein Tatverdächtiger wurde nach Absprache mit der Staatsanwaltschaft wieder freigelassen. Die Polizei rechnet jedoch damit, dass es im weiteren Verfahren noch zu mehreren Festnahmen kommen wird.
Die Bande arbeitete hochprofessionell. Sie waren mit den besten Werkzeugen ausgestattet. Spezialisiert war die Bande auf hochwertige Wagen, die mit der Keyless-Go-Technik ausgestattet sind. Bevorzugt wurden die Fahrzeuge von der Marke BMW und Mercedes Benz. Zunächst suchten sich die Täter geeignete Fahrzeuge und nutzen aus, dass viele Besitzer ihre Autoschlüssel in der Nähe ihre Haustür aufbewahrt haben. Mit Hilfe eines Funkstreckenverlängerers fing ein Täter das Signal des Autoschlüssels ab und ein zweiter Täter öffnete so das Fahrzeug. Dem Auto wurde so vorgetäuscht, dass sich der richtige Schlüssel in der Nähe befinden würde. Mittels eines Jammers wurde das Ordnungssystem des Fahrzeugs gestört und anschließend in einer der Werkstätte komplett ausgebaut. Somit ist eine Ortung nicht mehr möglich. Innerhalb kürzester Zeit wurden die gestohlen Fahrzeuge in ihre Einzelteile zerlegt. Die Individualnummern wurden größtenteils unkenntlich gemacht. Zu unrealistischen Preisen wurden die Autoteile, insbesondere Motoren, via Ebay-Kleinanzeigen weiterverkauft.
Durch einen Sachbearbeiter der Behörde, dem eine Häufung von Diebstählen im Februar vergangenen Jahres aufgefallen war, ist die Polizei erst auf die Bande aufmerksam geworden. Im Oktober 2019 wurde eine Schrauberwerkstatt mit gestohlenen Fahrzeugen in Düren und Mönchengladbach aufgefunden. Hier gab es die ersten Erkenntnisse über einen Bezug zu einer Person aus Bergneustadt. Anfang des Jahres 2020 verlagerte sich die Diebstahlserie in den oberbergischen Südkreis. Drei Monate später richtete sich in Rheinland-Pfalz ebenfalls eine Ermittlungsgruppe ein, die wenig später drei Tatverdächtige aus dem Bundesland festnahmen. Im Juli 2020 häuften sich erneut die Autodiebstähle. Daraufhin richtete die Kreispolizeibehörde Oberbergischer Kreis die Ermittlungsgruppe “CARGO” ein. Bis zum Zugriff arbeiteten die Polizisten und Polizistinnen bereits über 3.000 Arbeitsstunden an dem Fall. Bislang wurden über 5.000 Seiten Aktenmaterial angefertigt. Die Ermittlungen dauern noch an. Um die ganzen Puzzleteile zusammenzufügen, wird es noch einige Zeit dauern. Diese Auswertung wird nun Hauptaufgabe von Sven Hock, Leiter EG “CARGO”, und seinen Kollegen.
Mehrmals lobte Florian Mohr die Arbeit von den Polizisten und Polizistinnen, die weit über das normale Maß hinausging. Die bisherigen Ergebnisse sind als großer Erfolg festzuhalten. Auch Landrat Jochen Hagt betont die außerordentliche Arbeit der Polizei. “Was “CARGO” geliefert hat, war absolut professionelle Polizeiarbeit”, so Hagt.
Autorin: Anna-Katharina Reiß