Bergneustadt

Großveranstaltung auf dem Stentenberg

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Bergneustadt Bergneustädter, die heute (31.07.2020) zwischen 6 und 8 auf dem Stentenberg unterwegs waren, staunten nicht schlecht: Ein Großaufgebot an Autos und Menschen mit Teppichen war auf dem Weg zum Stadion auf dem Stentenberg. Der Hintergrund: Der Moschee-Verein Bergneustadts richtete dort das Gebet zum Beginn des muslimischen Opferfestes aus. Zwischen 400 und 500 Personen nahmen daran teil. Die größten Bedenken, die sich wahrscheinlich alle bei Großveranstaltungen zu dieser schweren Zeit stellen, ist natürlich: Wie sicher ist eine solche Großveranstaltung? Wie hoch ist die Infektionsgefahr?

Regelungen zum Infektionsschutz bei der Großveranstaltung

Schon auf den ersten Blick schien die Organisation der Veranstaltung beeindruckend. Noch bevor man den Parkplatz betreten konnte, sah man Ordner, wie man sie von jeder Großveranstaltung kennt: Mit Warnweste und Funkgerät, zusätzlich natürlich mit Masken ausgestattet. Sie regelten die Parksituation, die bei der Masse an Menschen sicher nicht einfach zu lösen war.

Vor dem Tor des Stadions standen weitere Ordner. Sie kontrollierten, ob auch alle Beteiligten eine Maske trugen, verteilten Desinfektionsmittel und wiesen Gebetsplätze zu, wo die Teilnehmer ihre mitgebrachten Teppiche auslegen konnten. Auf diese Weise wurde der Mindestabstand gewahrt, obwohl auch während des gesamten Gebets die Masken getragen wurden. Auch das Ordnungsamt war vor Ort. “Sie lassen uns nicht wirklich was zu tun übrig”, kommentierte einer von ihnen. Insgesamt sollen 20 Ordner bei der Großveranstaltung im Einsatz gewesen sein: Zehn vor und zehn im Stadion.

Am Ausgang bekam jeder Besucher etwas Süßes – verteilt mit Handschuhen in Plastikverpackungen.

Absprachen mit öffentlichen Behörden

Vor der Großveranstaltung musste der Moscheeverband als Veranstalter nachweisen, dass ein gewisser Mindestplatz pro Person gewährleistet werden kann. Aufgrund der Größe des Stadions war dies möglich. Das Stadion wurde durch den SSV vermietet, mit dem Hinweis, dass es sich um eine einmalige Großveranstaltung aufgrund der besonderen Umstände handelt, da der SSV selbst als Verein keiner religiösen Richtung angehört.

Bürgermeister Wilfried Holberg war vor Ort, ebenso Wolfgang Lenz als Vorstandsmitglied des SSV. Die Vertreter des Ordnungsamtes kontrollierten, dass alle Absprachen eingehalten wurden.

Auswahl des Ortes für die Großveranstaltung

Aufgrund der aktuellen Lage rund um das Coronavirus war es nicht möglich das Gebet sicher und gesetzeskonform in der Moschee abzuhalten. Einen Ort mit genügend Platz, an der frischen Luft und mit ausreichend Parkmöglichkeiten hat der Moscheeverein in dem Stadion auf dem Stentenberg gefunden. Eine Wahl, zu der man ihn beglückwünschen kann: Nicht viele Orte in Bergneustadt wären so gut geeignet gewesen.

Hintergründe zum Opferfest

“Das Opferfest hat bei uns einen ähnlichen Status wie bei den Christen Weihnachten”, erklärte einer der Organisatoren der Großveranstaltung. Es geht vier Tage lang. Jeder, der finanziell dazu in der Lage ist, opfert ein Tier und verteilt es an Bedürftige. Typischerweise ist es auch ein Familienfest: Man besucht seine Eltern, trifft dort seine Geschwister, die Kinder bekommen Geschenke. Als einer von zwei wichtigen Feiertagen besitzt es in der Religion eine besondere Relevanz, sodass an diesem Tag deutlich mehr Muslime die Moschee besuchen als zu anderen Freitagsgebeten.

In Einzelheiten unterscheidet sich die Art das Fest zu begehen: Je nach Herkunft oder auch Orientierung innerhalb des Islams kommen beispielsweise Frauen mit zu dem Gebet oder passen auf die Kinder auf. Nach Angaben der Organisatoren waren bei der Großveranstaltung Frauen ebenfalls willkommen. Viele Familien hätten sich jedoch entschieden, dass die Frau mit den Kindern zuhause bleibt, da keine Kinderbetreuung angeboten werden konnte, sodass nur vereinzelt Frauen zu sehen waren.

Auch das alte Bergneustädter Vorurteil, dass nur türkischstämmige Muslime zu den Freitagsgebeten erscheinen würden, erwies sich als nicht richtig. Es stimmt, dass der größte Teil der Teilnehmer vermutlich einen türkischstämmigen Hintergrund hatte – jedoch waren beispielsweise auch Syrer und Afghanen vor Ort, um ihren Glauben friedlich gemeinsam auszuleben.

Kommentar der Autorin Amei Schüttler: Aufgrund der Religionsfreiheit müssen alle Gläubigen die Möglichkeit haben zusammen zu kommen. Christen würden in der gleichen Situation ebenfalls versuchen ihren Weihnachtsgottesdienst unter Berücksichtigung sinnvoller Schutzmaßnahmen zu veranstalten. In diesem Fall wurden die Schutzmaßnahmen sehr gut umgesetzt. Kritiker können noch anmerken, dass der Ausgang noch besser strukturiert sein könnte, sodass die Menschen auch dort noch mehr Abstand halten. Alles in allem erscheint mir persönlich die Infektionsgefahr bei dieser Veranstaltung vergleichbar mit der bei einem Gang durch den Supermarkt.

Autorin: Amei Schüttler

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