„Licht und Schatten. Die Weimarer Republik im Oberbergischen“ vom 20. Februar bis 17. Mai 2015; Neue Orangerie auf Schloss Homburg
Nümbrecht – Die erste Sonderausstellung im „neuen“ Schloss dokumentiert die kulturelle Entwicklung im Oberbergischen während der Weimarer Republik (1918-1933). Die Ausstellung und der Katalog zeigen beispielhaft, wie in den zwanziger Jahren jene Meilensteine für die Zukunft Oberbergs gesetzt wurden, die unsere Region bis heute prägen. Die ausgestellten Gebrauchsgegenstände aus dem Alltagsleben, etwa: Filmprojektor, Motorrad, Sportgerät veranschaulichen die turbulente Zeit im ländlichen Raum. Reichhaltige Foto- und Filmmaterialien aus oberbergischen Archiven ergänzen diese Sonderausstellung.
Der Kulturdezernent des Oberbergischen Kreises, Klaus Grootens würdigt die Projektarbeit als „informative Momentaufnahme einer spannenden Epoche, mit Wirkung auf das ländlich geprägte Oberbergische“.
Klaus Grootens dankt allen Akteuren, insbesondere Museumsdirektorin Dr. Gudrun Sievers-Flägel und der Projektleiterin Silke Engel, dass es gelungen sei „die besondere Atmosphäre dieser Zeit, durch diese Sonderausstellung lebendig werden zu lassen.“ Ohne die finanzielle Unterstützung durch den Landschaftsverband Rheinland, die Stiftung Oberberg der Kreissparkasse Köln, das Land NRW und den Förderverein Schloss Homburg sei „dieses gewagte Projekt nicht zu realisieren gewesen“, so Klaus Grootens weiter. Der Kulturdezernent würdigt dabei auch die Leistung der Historischen Arbeitsgruppe des Oberbergischen Kreises. Das Team um Silke Engel (Kultur- und Museumsamt) beschäftigt sich seit 2001 mit kreisweit relevanten kulturhistorischen Themen (Zwangsarbeit, Mobilität, Zuwanderung). Als Folgeprojekt lag es der Arbeitsgruppe nahe, sich der Aufarbeitung über die Weimarer Republik zu widmen.
„Die Ausstellung vermittelt die 20er Jahre, als Symbol einer rasenden, wilden Zeit. Varieté, Kabarett und Revuetheater prägten eine ganze Epoche. Die Ausstellung stellt sich der Frage: Gab es diese ‚Golden Twenties‘ auch in Oberberg und wie wirkten sich die kulturellen, technischen und politischen Phänomene in unsere Region aus?“, sagt Museumsdirektorin Dr. Gudrun Sievers-Flägel.
Die überwiegend kaisertreue und traditionell geprägte Bevölkerung im Oberbergischen ließ sich vom Fortschritts-Gedanken der Großstädte beeinflussen. Als Beispiele nennt Projektleiterin Silke Engel die Fertigstellung der Aggertalsperre 1929.
Für den Sport kam es 1923 zur entscheidenden Gründung der Handballabteilung des späteren VfL Gummersbach. Kino- und Musikkultur eroberten auch die ländliche Region. Turnhallen und Sportplätze wurden gebaut und das ehemalige Uelfebad in Radevormwald war mit moderner Infrastruktur ausgestattet.
Die rot-weißen Omnibusse der kommunalen „Kraftverkehr Wupper-Sieg“ beförderten ab 1924 zunehmend mehr Fahrgäste. Der Bergische Geschichtsverein gründete 1926 das Heimatmuseum auf Schloss Homburg. „Das wichtigste Exponat dieser Ausstellung ist das Museum selbst“, sagt Museumsdirektorin Dr. Gudrun Sievers-Flägel.
Die Sonderausstellung in der Neuen Orangerie auf Schloss Homburg zeigt auch, wie sehr das neue Medium Rundfunk ab 1923 unaufhaltsam seinen Vormarsch antrat. Auch Schallplatten förderten die Verbreitung von Schlagern und Tänzen, wie Charleston oder Shimmy. Das Tanzvergnügen gehörte zum Lebensstil der so genannten Goldenen Zwanziger – zumindest für wenige besser gestellte Deutsche.
Dass die Weimarer Republik durch extreme Kontraste und Brüche gekennzeichnet war, spiegelt sich in der Sonderausstellung wider. „Trotz Scheitern der Demokratie ließ diese innovative Entwicklungen zu, die bis heute Kultur und Wirtschaft prägen. Die Geschichte im ‚Großen‘ wird hier auf regionaltypische Aspekte herunter gebrochen“, sagt Silke Engel.
Zur Ausstellung werden ein kulturelles Rahmenprogramm sowie museumspädagogische Aktionen angeboten. In Korrespondenz zur Weimar-Ausstellung soll am 20. März 2015 eine kunstgewerbliche Präsentation eröffnet werden.
Unter dem Titel „Avantgarde aus der Provinz“ wird im White Cube kunstfertig dekoriertes Porzellan der 1920er/1930er Jahre aus der Porzellan- Manufaktur Spitzer Dieringhausen vorgestellt. Das Museum Schloss Homburg besitzt eine umfangreiche Sammlung an handbemalten Spitzer-Porzellan-Objekten, aus der die kunsthistorisch hochwertigsten Exponate des Art déco in einer Sommerausstellung gezeigt werden. Weitere Informationen zur Ausstellung und das nachstehend verlinkte Faltblatt zur Ausstellung erhalten Sie auf www.schloss-homburg.de.