Radevormwald/Hückeswagen – „Als Kind hätte ich mich sehr gefreut, wenn es schon damals so ein tolles Angebot wie das Kinderdorf Hückeswagen gegeben hätte.“ Carolin Biesenbach, beim Gebäudetechnikspezialisten Gira, Auszubildende im zweiten Ausbildungsjahr, ist ganz begeistert vom „HüKiDo“, wie die zweiwöchige Ferienbetreuung für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren liebevoll abgekürzt wird. Die angehende Industriekauffrau gehört zu einer Gruppe von insgesamt vier Nachwuchskräften des Technologieunternehmens aus Radevormwald, die in diesem Jahr das Kinderdorf an zwei Tagen als Betreuerin und Betreuer unterstützt haben. Bereits 2018 hatten sich Auszubildende des Unternehmens in dem einzigartigen Ferien-Projekt engagiert. Denn es gehört beim familiengeführten Mittelständler seit langem zum Ausbildungskonzept, das soziale Engagement seines Nachwuchses und die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung zu fördern. Dementsprechend hat der Gebäudetechnikspezialist auch dieses Jahr wieder die eine Helferin und drei Helfer für den Einsatz in Hückeswagen abgestellt.
Soziales Inklusionsprojekt
„Ohne diese freiwillige Unterstützung von außen könnten wir unsere Ferien-Aktion gar nicht anbieten“, freut sich die Hückeswagener Stadtjugendpflegerin Andrea Poranzke, die mit ihrem Team das Kinderdorf in diesem Sommer bereits zum sechsten Mal organisiert. Schließlich bevölkern vom 22. Juli bis zum 2. August 190 Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis zwölf Jahren das „HüKiDo“.
Dabei legt die Organisatorin großen Wert darauf, möglichst allen Kindern, unabhängig von ihrer Herkunft, der familiären Einkommenssituation und etwaigen körperlichen oder geistigen Handicaps, eine Teilnahme zu ermöglichen. Dieser inklusive Ansatz kam auch bei den Gira „Azubis“ sehr gut an – ebenso wie das Konzept, die Kinder das Dorfleben nahezu komplett selbst in die Hand nehmen zu lassen und ihnen die Gelegenheit zu geben, sich selbst und ihre Talente auszuprobieren. „Die Kinder lernen hier wirklich etwas fürs Leben, denn in ihrem Dorf geht es fast genauso zu wie im Erwachsenen-Alltag – eine echt coole Sache“, sind sich die angehenden Mechatroniker Arian Khatibi und Salomo Liedholz einig. So gibt es im „HüKiDo“ beispielsweise eine gewählte Bürgermeisterin, eine Polizei und mit dem „JuZe-Taler“ auch eine eigene Währung. Schließlich wird die in den 28 Werkstätten des Dorfs geleistete Arbeit entlohnt, damit sich die Kinder entweder kaufen können, was sie dort herstellen, oder ihr Einkommen auf die Kinderdorf-Bank bringen. „In jedem Fall verstehen die Kinder so, dass alles einen Wert hat“, erklärt Lennart Klewinghaus, der beim Radevormwalder Mittelständler eine Ausbildung zum Industriekaufmann macht.
Mit Feuereifer und Wissbegierde
Angetan waren die angehenden Auszubildenden aber auch von dem Enthusiasmus, der Freude und dem großen Engagement, mit dem die Kinder zu Werke gegangen sind. „Alle waren mit großem Feuereifer dabei und begierig darauf, Dinge auszuprobieren, Neues zu lernen und sich Tipps zu holen“, berichtet Carolin Biesenbach. Etwa in der Glaserei, in der sie gemeinsam mit Arian Khatibi beim Bemalen und Bearbeiten von Glasplatten geholfen hat. Oder in der „Bogen-Butze“, in der Salomo Liedholz und Lennart Klewinghaus unter anderem beim Umgang mit der Feile oder bei der Arbeit mit der Schleifmaschine hier und da Hilfestellung gegeben haben. „Die Arbeit mit den Kindern hat riesigen Spaß gemacht. Ich habe so davon geschwärmt, dass sich eine Freundin jetzt ebenfalls im ‚HüKiDo‘ als Betreuerin engagiert“, lacht die künftige Industriekauffrau.