Liebe Leser von ON, die seit einiger Zeit veröffentlichten Berichte „Außergewöhnliche / Ungewöhnliche Orte im Oberbergischen“ bekommen einen neuen Namen:
SehensWERT!
Kurz, prägnant, aber trotzdem weiterhin interessant!
Heute will ich Ihnen von einem Ort berichten, den Menschen eigentlich nur betreten, wenn sie jemanden verloren haben oder um ein Grab zu besuchen.
Gemeint ist aber kein Friedhof im eigentlichen Sinn, sondern der „Ruhe Forst“ im Wildenburger Land.
Kurz hinter der Grenze des Oberbergischen, zwischen Morsbach und Friesenhagen, steht ein kleines Schild am Straßenrand, welches den Weg weist. In einem wunderschönen, naturnah gepflegten Waldgebiet, das seit Jahrhunderten im Besitz der Grafenfamilie Hatzfeld – Wildenburg ist, entstand vor einigen Jahren eine ganz besondere Ruhestätte.
Wer sich hier begraben lässt, der sucht die Ruhe des Waldes in Verbindung mit dem Einklang der Natur. Hier findet man keine Grabplatten oder Grabsteine, keine Kränze, keine gepflegten Grabstätten, keine Kerzen, keine Gestecke. Stattdessen kann man sich in dem großen Waldgebiet einen Baum oder ein Areal aussuchen, wo später dann die Urne beigesetzt wird. 99 Jahre gilt die Nutzung für den Platz. Damit später Besucher den Weg und den Platz wieder finden, an dem man trauern kann, wird an dem Ort eine kleine Plakette mit Namen angebracht. Bis zu 12 Verstorbene können in einem Areal ihre letzte Ruhe finden.
Da es hier mitten im Wald keine Kirche oder Kapelle gibt, hat der „Ruhe Forst“ eine Andachtsstätte, an der die Trauerfeier durchgeführt werden kann.
Durch das schöne Waldgebiet mit wunderbaren alten Baumriesen führen mehrere beschilderte Wege, und da es teilweise etwas steil bergauf geht, stehen am Eingang „Wanderstöcke“ aus Ästen der Bäume bereit.
Der Besuch des „Ruhe Forstes“ hat etwas sehr Beruhigendes. Der Gang durch die Wege des Forstes erinnern an einen Wanderweg und nur die einzelnen Schilder an Bäumen und Sträuchern erinnern daran, dass hier Menschen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Trotzdem hat der Gang durch den Wald nichts Bedrückendes, da dieser schöne Ort nicht an einen Friedhof im eigentlichen Sinne erinnert, sondern eher an einen Ort, an dem man immer wieder mal gerne zurück kehren möchte.
Zu den Bildern: Um den Datenschutz der Verstorbenen sicher zu stellen, habe ich die Namen auf den Schildern unkenntlich gemacht.