Wie gelingt es, den Anschluss an den Schulabschluss zu verbessern – und zwar sowohl in Zeiten schlechter Konjunktur als auch zur erhofften Aufschwungphase? Am 8. Juni kamen zum Tag der offenen Tür hochrangige Politiker, Arbeitmarktexperten und Wirtschaftsvertreter zum Internationalen Bund (IB) nach Waldbröl, um bestehende Möglichkeiten kennen zu lernen und über neue Lösungen zu diskutieren. „Der liebe Gott hat die Talente unterschiedlich verteilt und wir sollen uns davor hüten, den Eindruck zu erwecken, als finge der Mensch erst mit dem Akademiker an“, betonte Wolfgang Bosbach, Mitglied des Deutschen Bundestages und Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, als er sich anschaute, wie beim IB Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (BaE) funktioniert.
Anschluss an den Abschluss:
Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen
Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz ergattern konnten oder schon einmal eine Ausbildung abgebrochen haben, bekommen hier eine Chance – mithilfe des IB und durch die Förderung der Arbeitsagentur. Der IB sucht für die jungen Menschen einen Ausbildungsbetrieb und unterstützt sie außerdem durch ergänzenden Fachunterricht und sozialpädagogische Betreuung. Bosbach: „Junge Leute wollen etwas lernen und was sie gelernt haben, das wollen sie auch anwenden – ihnen eine Chance zu geben, ist jetzt das Wichtigste.“ Werner Sigmund, Vorstandsvorsitzender des Internationalen Bundes war eigens aus Frankfurt angereist, um aufgrund seiner über 30jährigen Erfahrung Impulse für passende Angebote zu geben – in guten wie in schlechten Wirtschaftszeiten. „Der IB hat sich in Bezug auf den demografischen Wandel und den Fachkräftebedarf gut aufgestellt, wir wollen in Ausbildung und Weiterbildung ein Partner von Betrieben werden – deren Ausbildungsmanager, sei es für Förderunterricht oder bei der Unterstützung benachteiligter Jugendlicher“, so Sigmund.
Heinz Gerd Neu, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, ist der Meinung, dass handwerkliche Berufe wieder an Bedeutung und Wertschätzung bei jungen Menschen gewinnen müssten. Davon abgesehen macht er sich keine großen Sorgen, denn: „Das Handwerk hat immer über Bedarf ausgebildet und selbst jetzt zeichnet sich ab, dass die Ausbildungsbeteiligung im Vergleich zum Vorjahr gehalten werden kann.“ 70 Prozent der Betriebe im Oberbergischen gehe es gut, nur 25 Prozent habe im Moment Schwierigkeiten und das seien meist Zulieferbetriebe der Industrie.
Zukunftsbranche mit Hindernissen: Fachseminar für Altenpflege
Relativ sorglos können auch Betriebe der Pflege- und Altenbranche in die Zukunft blicken. Im Ausbildungsverbund mit ihnen qualifiziert das Bildungszentrum Waldbröl Fachkräfte, die von der Branche schon jetzt dringend benötigt werden. Politiker und Arbeitsmarktakteure konnten sich beim Tag der Offenen Tür einen Eindruck über die vielfältige Palette der Ausbildungsinhalte verschaffen.
Beispielsweise trug eine der Auszubildenden einen Altersimulator, der die typischen Veränderungen im Alter nachempfindet. So sollen Auszubildende am eigenen Leib erfahren, wie man sich im Alter mit Beschwerden wie Gelenkveränderungen, Sichtfeldeinschränkungen oder Sensibilitätsstörungen fühlt. Diese Fachkräfte werden für den demografischen Wandel bestens vorbereitet sein. „Wir Oberberger sind kein ganz junges Völkchen mehr“, berichtete diesbezüglich Dr. Gero Karthaus, Mitglied des Landtages Nordrhein-Westfalen, „und wir werden in den nächsten Jahren immer mehr junge Alte bekommen, die aus dem Berufsleben aussteigen, aber noch aktiv sind, vor allem jedoch wird der Anteil der Menschen über 75 Jahre steigen – qualifizierte und abwechselungsreiche Pflegeangebote werden daher mit über die Zukunft der Oberberger und auch über den Standort entscheiden“.
Werner Siegmund räumte schmunzelnd ein, sowohl er als auch der Internationale Bund gehörten wohl schon zu den „jungen Alten“, um im Gesprächsgebrauch von Dr. Karthaus zu bleiben, und er arbeite intensiv daran, dass sie beide auch die zweite Gruppe „75plus“ erreichen würden. „Der Internationale Bund ist für die Bundesagentur für Arbeit ein kompetenter Partner“, sagte Bernhard Henn, Persönlicher Referent des Vorstandvorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit (BA) Frank. J. Weise. Denn Qualifizierung und Weiterbildung sei das, was die BA jetzt anstrebe und dafür sei eine bundesweite Einrichtung wie der IB wichtig, da sie gute lokale und soziale Netzwerke habe sowie über 700 Einrichtungen an 300 Orten und 12.000 Mitarbeiter verfüge. Henn: „Der IB hat bislang immer Wege gefunden, sich auf neue Situationen einzustellen – um mit wenig Geld möglichst viel Qualifizierung zu erreichen.“