Lindlar – 2015 scheint für Larissa Steiner aus Lindlar ein gutes Jahr zu werden: Erst wird die 16jährige von weit über 1.000 Bewerbern von der Horsemanship-Legende Pat Parelli nach Florida eingeladen und drei Monate später qualifiziert sie sich in den Disziplinen Reining und Superhorse für die Deutsche Meisterschaft im Westernreiten – in Fachkreisen German Open genannt. Das Besondere daran ist, dass sie sich die Qualifikation dafür mit einem Mischlingspony erritten hat, das ihre Mutter Nicola Steiner ihr vor 10 Jahren für gerade einmal 400 Euro gekauft hat und das die beiden gemeinsam ausgebildet haben. Besonders ist das deswegen, weil die meisten der Mitbewerber mit Pferden antreten, die mindestens den Wert eines Kleinwagens haben und spezifisch für das Westernreiten in Bezug auf Nervenstärke und Athletik gezüchtet wurden.
Die gebürtige Hückeswagenerin Nicola Steiner erinnert sich: „Nervenstark war das Pony ganz und gar nicht, als wir es bekommen haben – im Gegenteil. Es war sehr schwierig, biss, trat, ließ sich kaum führen, geschweige denn Verladen. Doch eine gewisse Begeisterung für Reining-Manöver zeigte es schon lange, bevor es geritten wurde.“ Die Westerndisziplin Reining wird überwiegend im Galopp geritten. Außerdem werden verschiedene spektakuläre Manöver wie Spins und Stops gezeigt, wo die Pferde sich rasend schnell auf der Stelle drehen bzw. beim Anhalten aus dem Galopp meterweise auf der Hinterhand rutschen. „Es ist wahnsinnig viel Arbeit den Pferden das alles beizubringen, selbst dann, wenn sie Talent haben und ich muss noch viel lernen“, bleibt Larissa Steiner bescheiden, die mit ihrem Pony seit einem Jahr Unterricht beim Reining-Trainer Elias Ernst aus Windeck nimmt. Im Moment sind es gerade die fliegenden Galoppwechsel, die nicht so klappen wollen, wie Larissa es sich wünscht. Dennoch hat sie neben der kompletten Qualifikation in der Reining zumindest schon die erste Hälfte der Qualifikation in der Disziplin „Westernriding“ erreicht, in der es ausschließlich um fliegende Galoppwechsel geht. Sie muss hier noch ein zweites Mal unter den ersten sechs sein und den erforderlichen Mindestscore von 65 erreichen.
Besonders stolz ist Larissa auf die vollständige Qualifikation in der so genannten Superhorse, die eine Mischung aus den Einzeldisziplinen Reining, Westernriding, Trail und Pleasure ist. Hier ist Larissa in beiden Qualifikationsdurchgängen sogar gegen Erwachsene gestartet, weil die Klassen zusammengelegt waren: Auf dem letzten Turnier wurde sie Vierte – Erster und Zweite waren Reiter, die bereits Meistertitel in diversen Disziplinen erritten haben und Inhaber des Westernreitabzeichens in Gold sind: Die in Westernkreisen angesehenenen Trainer George Maschalani und Linda Leckebusch-Stark. In der Siegerehrung sieht Larissas Pony „Golden Lucky Boy“ zwischen den Quarter Horses und Appaloosa-Pferden immer richtig winzig aus, denn der hübsche Fuchs ist gerade einmal 1 Meter 34 gross. Den Schlüssel zum Erfolg sieht Larissa in der Motivation des Pferdes: „Ein Pferd, das nicht will, wird niemals Bestleistungen zeigen. Es muss dieselbe Mühe und Begeisterung ins Projekt >Turnier< stecken, wie der Reiter“, spricht Larissa aus Erfahrung. Wie man Pferde motiviert, hat Larissa bei Horsemanship-Legende Pat Parelli persönlich gelernt. Wie oben erwähnt, wurde sie im März aus weit über 1.000 Bewerbern für einen von vier kostenlosen Plätzen bei einem seiner Kurse in Florida ausgewählt, weil ihre Bewerbung interessant geklungen habe, so die Jury. Die war nicht nur von Larissas Turniererfolgen beeindruckt, sondern auch von Larissas bescheidenen Worten: „Ich weiss genau, dass ich mein Pony liebe, aber ich bin nicht immer sicher, ob mein Pony mich auch liebt.“ Offensichtlich tut es das, denn der Zwerg unter den Riesen legt sich auf jedem Turnier mächtig ins Zeug für seine 16jährige Reiterin, die auf der Gesamtschule Marienheide soeben die Mittlere Reife erlangt hat – mit einem Notendurchschnitt von 1,4. Denn die Schule hat die 16jährige nie vernachlässigt: Ihr nächstes Ziel ist das Abitur.