Wipperfürth – Helmut Markwort, bekannt durch seine langjährige Arbeit als Chefredakteur des FOCUS, Auftritte im Fernsehen und seinen Sitz im Bayerischen Landtag, war am Donnerstag (03.09.2020) zu Besuch in der Alten Drahtzieherei in Wipperfürth. Dort sprach er über die Schwierigkeiten des Journalismus zu der heutigen Zeit, sprach sich aber auch zugunsten von FDP-Bürgermeisterkandidat Frank-Michael Müller aus, mit dem er 12 Jahre im FOCUS zusammenarbeitete. So hatte auch Frank-Michael Müller die Möglichkeit sich und seine Ziele noch einmal vorzustellen und Fragen interessierter Bürger zu beantworten.
Herr Markwort berichtete von den Startschwierigkeiten des FOCUS und differenzierte zwischen der öffentlichen und der veröffentlichten Meinung. Er berichtete von einem Verlust der Informationsvielfalt dadurch, dass viele Zeitungen und Zeitschriften inzwischen zu einzelnen Großkonzernen gehören und die Anzahl der Reporter sinkt. Durch die sinkende Auflagenhöhe überall müssen auch die Personalkosten eingespart werden, durch die sinkende Anzahl an Reportern sinken Qualität und Quantität der selbst recherchierten Artikel, wodurch wiederum die Auflagenzahl sinkt. Dies ist ein Teufelskreis, der sich negativ auf die Informationsvielfalt auswirkt und den Herr Markwort mit Besorgnis beobachtet.
Ein weiteres Thema war die Abhängigkeit der Medien von Politik und Wirtschaft. Die öffentlich-rechtlichen Medien sind aufgrund der Verteilung der Gelder auf gute Beziehungen zu der Politik angewiesen, die freien Medien dürfen es sich nicht mit der Wirtschaft verscherzen, weil sie finanziell von dem Kauf von Anzeigen abhängig sind. Zu den “Goldenen Zeiten” von Herrn Markwort und Herr Müller beim FOCUS hätten sie auch bewusst den Verlust von Anzeigen in Kauf genommen, wenn verschiedene Großkonzerne aufgrund von negativen Berichten über sie Werbeanzeigen gekündigt hätten. Dass diese Unabhängigkeit heute nicht mehr in dieser Art und Weise möglich ist, schreibt Herr Markwort auch der Verschiebung ins Internet zu. Während Großkonzerne sonst nach einigen Wochen, Monaten oder Jahren wieder in der Zeitschrift warben, um möglichst viele Kunden zu erreichen, können sie heute in Internet-Medien ausweichen und müssen nicht ihre Reichweite einbüßen. Ein Vorteil für die Wirtschaft, ein Nachteil für die Freiheit der Presse.
Die Informationsvielfalt leidet Herrn Markwort zufolge auch darunter, dass aus mehrstündigen Reden häufig nur 30 Sekunden herausgeschnitten werden, die dann alle Medien wiederholen. “Die Leute glauben, wenn sie die Tagesschau sehen, wüssten sie Bescheid”, so Herr Markwort. Dabei ließe sich der Inhalt der Tagesschau auf einer Seite der FAZ abtippen. Er selbst bevorzugt klassische Tageszeitungen oder Sender, die die gesamten Reden wiedergeben. Der “Kampf um Sekunden” stellt seiner Ansicht nach eine große Gefahr dar.
Vieles berichteten Helmut Markwort und Frank-Michael Müller über ihre gemeinsame Zeit beim FOCUS, über gegenseitiges Vertrauen zwischen Mitarbeitern, über Überstunden und Nähe oder Distanz zu Politikern wie Gerhard Schröder oder Helmut Kohl. Sie gewährten einen interessanten und informativen Einblick über Schwierigkeiten und Diskussionen, einen Blick hinter die Kulissen und brachten auf diese Art und Weise auch näher, wie Frank-Michael Müller als Bürgermeister agieren würde.
Autorin: Amei Schüttler