Marienheide – „Wir Wollen Mehr – Rad-Ver-Kehr!“ riefen die rund 120 Radfahrer aller Altersgruppen auf der Fahrrad-Demo von Marienheide nach Gummersbach immer wieder, um damit mehr und vor allem auch sichere Radwege zu fordern. In der Gummersbacher Fußgängerzone, in der die Räder geschoben wurden, hieß es als Anspielung auf die seit fast zwei Jahren laufenden Planungen für einen Alltagsradweg von Gummersbach nach Marienheide: „Wir sind hier, wir sind laut, daß die Stadt ’nen Radweg baut!“
Am Samstag, 30. April, hatte zuvor der Marienheider Bürgermeister Stefan Meisenberg auf dem P+R-Parkplatz am Bahnhof in Marienheide gegen 14:00 Uhr eine kurze Rede gehalten, in der er die schwierige Situation für Radfahrende im Gemeindegebiet und speziell die Leppestraße ansprach, wo eigentlich ein Radweg erforderlich ist. Dann gab der Versammlungsleiter Frank Panno das Startsignal und der Bürgermeister machte sich unter Polizeibegleitung gemeinsam mit dem Teilnehmerfeld bei bestem Radfahrwetter auf den rund 9 Km langen Weg zum Steinmüllergelände in Gummersbach.
Ebenfalls mit dabei war Uwe Winheller, Fachbereichsleiter Stadtplanung, Verkehr und Bauordnung von der Gummersbacher Stadtverwaltung. Auf der anschließenden Kundgebung gegen 16:00 Uhr sprach er über die Bemühungen der Stadt bei der Förderung des Radverkehrs und verwies auf ein Radfahrkonzept, das Ende des Monats im Ausschuss für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Mobilität und dann der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Auch das Öffnen von zunächst 8 Einbahnstraßen in Gegenrichtung sei geplant, um den Radverkehr weiter zu fördern. Frank Panno sprach ihn auf die vielfach geforderte Freigabe der Fußgängerzone für Radfahrende an. Das sei immer wieder Thema gewesen, aber stets abgelehnt worden, sagte Winheller. Mit dem Vorschlag einer versuchsweisen Öffnung hofft Panno, dass sich bei dem Thema doch noch etwas bewegt.
Der Gummersbacher Hausarzt Dr. Ralph Krolewski ging danach auf die vielfältigen gesundheitlichen Vorteile des Fahrradfahrens ein. Er betonte allerdings, dass es einer entsprechenden Infrastruktur bedarf, damit das Fahren auch sicher ist und das Fahrrad überhaupt genutzt wird.
Von der ADFC Ortsgruppe Oberberg Mitte, die gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Mobilität des Klimabeirats Marienheide die Demo organisierte, forderte ihr Sprecher Eike Schmilinsky die Schaffung eines umfassenden Radwegenetzes, sowie mehr Tempo-30 Zonen und die längst überfällige Freigabe von Einbahnstraßen. Dann wies er auf den bevorstehenden Fahrradklimatest hin und betonte das schlechte Abschneiden im Jahr 2020, bei dem Gummersbach abgeschlagen auf Platz 100 von 110 Städten bundesweit lag. Als nächstes stellte er die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreis in NRW (AGFS) sowie deren Leitlinien vor und warf die Frage auf, warum bei aktuell 94 Städten & Gemeinden aus NRW, die dort bereits mitarbeiten, noch niemand aus dem Oberbergischen Kreis einen Antrag auf Mitgliedschaft gestellt hat. Mit seiner Feststellung, dass Radwege erst dann gut sind, wenn auch Kinder sie sicher befahren können, beendete er seine Rede und machte damit auf die gefährlichen Verhältnisse für Radfahrende im Oberbergischen und die oft auch unsicheren Radwegen aufmerksam.
Detlev Rockenberg fasste als Mitglied der Arbeitsgruppe Mobilität des Klimabeirats Marienheide die beklagenswerte Situation für Radfahrende noch einmal zusammen und forderte eine schnelle Verbesserung. Dem schloss sich auch der für DIE GRÜNEN im Kreistag vertretene Sebastian Schäfer an. Zum Abschluss der Kundgebung sprach er zudem die gewaltigen planerischen Herausforderungen an. Er wünscht sich deutlich mehr Ressourcen in der Verwaltung und bei Straßen.NRW für die Gestaltung einer zukunftsfähigen mobilen Infrastruktur, in der Radverkehr eine zentrale Rolle spielt.
Quelle: Frank Panno (Versammlungsleiter)