Engelskirchen. Was haben ein Autoscooter und der Glauben gemeinsam? Pfarrer Henning Strunk von der Evangelischen Kirchengemeinde Ründeroth gab die Antwort: „Der Draht nach oben ist das Entscheidende, um Kraft und Antrieb zu bekommen“. Alle Menschen hätten standardmäßig diese Verbindung nach oben eingebaut. Manchmal sei die Verbindung gestört, deshalb müsse sie immer wieder gepflegt und erneuert werden. Ohne Gemeinschaft sei es schwerer, mit Gott in Verbindung zu treten. Mehr als 100 Besucher erlebten diese Gemeinschaft auf dem Autoscooter auf der Ründerother Maikirmes. „Ein ungewohntes Bild“, wie Pfarrer Strunk fand, aber passend zum Eingangslied „What a wonderful world“. Die Welt sei zwar oft nicht immer wundervoll, aber immer sei man von Gott getragen.
Beim Gang am Sonntag morgen über die Ründerother Maikirmes sei ihm aufgefallen, wie viele Wartungsarbeiten an den Geräten nötig seien, sagte Henning Strunk. „Genauso müssen wir immer überprüfen, ob wir noch in Verbindung sind mit Gott. Und dann muss man einen Chip einwerfen und Gas geben.“ Wie könne man das aktivieren? Der Gottesdienst sei eine Form, den Chip einzuwerfen, um den Wagen zu starten. Jeder könne sich fragen: „Was ist mein bester Chip, um mit Gott in Kontakt zu treten?“ Das könne Stille sein, Musik, Beten oder die Gewissheit, jemanden geholfen zu haben. Immer wieder könne der Draht zu Gott erneuert werden.
Udo Landsberg vom Aktivkreis Ründeroth hatte die Besucher, darunter auch den Engelskirchener Bürgermeister Gero Karthaus und seine Frau, begrüßt. Der Aktivkreis hatte den Gottesdienst angeregt nach dem Vorbild der Evangelischen Kirchengemeinde Waldbröl, die auch schon sehr gut besuchte Gottesdienste auf der dortigen Kirmes gefeiert hat. Die vielen Stühle und die Autoscooter-Wagen reichten auch in Ründeroth nicht aus, um allen eine Sitzgelegenheit zu geben. Etliche Besucher standen um das Fahrgeschäft herum. „Gott, Du bist mein Antriebsmotor“ war ein Lied, das der Regenbogenchor der Kirchengemeinde unter der Leitung von Christel Schelle sang.
Den ersten Autoscooter-Kanon in der Geschichte Ründeroths, so Henning Strunk, sang die Gottesdienstgemeinde mit den Kindern des Kindergartens Osberghausen: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“. Prädikantin Anne Adolphs und Pfarrer Henning Strunk führten durch den Gottesdienst. Die Reaktionen auf die Ankündigung, auf der Maikirmes einen Gottesdienst zu feiern, seien unterschiedlich gewesen. Kritiker hätten gefragt: Muss das denn sein? Was hat ein Gottesdienst da zu suchen? „Das Wort Kirmes kommt von Kirchweihmesse“, erläuterte Anne Adolphs. In vielen katholischen Gegenden werde diese einmal im Jahr mit einem Volksfest gefeiert. Der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch habe sogar einen Kirmespsalm verfasst. Henning Strunk sagte: „ Egal, wo wir Gottesdienst feiern, wir feiern immer im Vertrauen, dass Gott gegenwärtig sein will.“
Der Unterschied zwischen einem Autoscooter und dem Glauben sei: Der Autoscooter funktioniere nur auf dem Kirmes. Die Verbindung zu Gott dagegen breche niemals ab, der Glaube funktioniere überall – in allen Orten und Lebenssituationen. So habe die Gemeinde schon Gottesdienste im Wallefelder Freibad, auf dem Schnellenbacher Fußballplatz und auf dem Buschhausener Festplatz gefeiert. Anfang der Sommerferien feiert die Evangelische Kirchengemeinde Ründeroth wieder einen Gottesdienst im Ründerother Kurpark. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst neben den Chorkindern von Alice Bisterfeld am Saxophon und Christel Schelle am Keyboard.