Gummersbach – An einem großen Pokalabend hat der VfL Gummersbach am Mittwoch im Achtelfinale des DHB-Pokals gegen Frisch Auf! Göppingen mit 24:25 (13:11) den Kürzeren ziehen müssen. Während die Göppinger damit das Viertelfinale erreichten, ist für den VfL nach der denkbar knappen und bitteren Niederlage im Pokal Schluss. 2.036 Zuschauer sahen in der SCHWALBE arena eine packende Begegnung zweier Mannschaften auf Augenhöhe mit einem absoluten Herzschlagfinale, bei dem den Gummersbachern das letzte Quäntchen Glück fehlte, um die lange währende eigene Führung bis zuletzt aufrecht erhalten zu können.
Gleich von Beginn an sollte die Partie zwischen dem VfL und Göppingen der zuvor erwartete Pokal-Kracher werden. Die Gummersbacher begannen konzentriert und spielten sich geduldig auf die Torchancen lauernd lange Angriffe heraus. Mit 1:0 durch einen Rückhandwurf von Moritz Preuß (2. Minute) und 2:1durch Marvin Sommer (3. Minute) gingen die Blau-Weißen zunächst in Führung. Doch auch das Team von Frisch Auf! Göppingen ging das Pokalspiel mutig an und stellte die VfL-Abwehr vor Herausforderungen. Durch zwei misslungene Gummersbacher Angriffe gingen die Gäste in Minute neun gar in Front (3:5). Trotz der engen Deckung der Schwaben ließ sich der VfL jedoch nicht aus dem Konzept bringen und stemmte sich konzentriert dagegen. In der 11. Minute tankte sich Drago Vukovic von Pouya Norouzi freigespielt durch die gegnerische Abwehr und sorgte damit wieder für den 5:5-Ausgleich. Nach einer starken Parade durch Matthias Puhle holte Tobias Schröter die Führung für Gummersbach zurück (6:5, 12. Minute).
In der Folge lieferten sich Frisch Auf! und die Gummersbacher einen harten Kampf um jeden Angriff. Während für den VfL hinten vor allem Schlussmann Puhle in Fahrt kam, sorgte Sommer durch seine Spritzigkeit im Angriff für Furore. In der 16. Minute knallte der Linksaußen einen Gegenstoß zum 8:6 für den VfL in den Winkel. Die Gummersbacher zeichneten sich in dieser Phase besonders dadurch aus, dass sie sich auch durch Fehlwürfe oder Ballverluste nicht aus der Konzentration bringen ließen und den Fokus beibehielten. Bezeichnend dafür ist die 21. Minute, in der bis dato noch nicht so gewohnt treffsichere Norouzi zunächst im Angriff scheiterte, sich dann aber beim Zurücklaufen in der Defensive unmittelbar den Ball zurückerkämpfte und selbst den Tempogegenstoß zum 9:8 verwandelte. Bis zum Ende der ersten Halbzeit blieb es eng zwischen den beiden Teams, die sich gegenseitig nichts herschenkten und einen fairen Fight auf die Platte legten. Nach dem 10:10 in der 24. Minute drehten die Gummersbacher dank eines starken Abwehrverbunds und Keeper Puhle noch einmal richtig auf und erzielten durch Norouzi, Alexander Becker und Sommer drei Treffer hintereinander (13:10, 29. Minute). In der 30. Minute schlossen die Göppinger bis auf zwei Tore auf, ehe es beim Spielstand von 13:11 in die Kabine ging.
Den zweiten Durchgang eröffnete Norouzi zunächst mit zwei Treffern (15:13, 32. Minute), ehe sich der VfL durch Kleinigkeiten erstmals selbst in die Bredouille brachte. Im Angriff trafen die Gummersbacher nicht mehr in der Konsequenz der ersten Halbzeit die richtigen Entscheidungen. Göppingen nutzte dagegen die sich bietende Chance aus und drehte die Partie mit vier Treffern in Folge zu seinen Gunsten (15:17, 39. Minute). Erst in der 40. Minute trafen die Gummersbacher in Person von Sommer wieder ins Göppinger Tor, als der Außenspieler im vierten Versuch seiner Mannschaft den ersten Siebenmeter für die Oberbergischen einnetzte (16:17). In einer immer ruppiger werdenden Partie mit vielen Zeitstrafen zeigten beide Teams den vollen Einsatzwillen und Kampfgeist, den man von einem Pokalspiel erwarten kann. Der VfL setzte sowohl körperlich als auch spielerlisch den Gästen alles entgegen und ließ sich von den Emotionen der Zuschauer nach vorne peitschen. Als in der 49. Minute der VfL erstmals wieder durch einen Treffer von Tobias Schröter mit Frisch Auf! gleichzog, stand die SCHWALBE arena endgültig Kopf.
Die letzten zehn Minuten waren an Spannung kaum zu überbieten. Nach dem erneuten Ausgleich durch Norouzi, der in Halbzeit zwei wieder einmal aufdrehte, legte der Iraner nach und sorgte für den Führungswechsel zugunsten der Gummersbacher (22:21, 51. Minute). Auch die Göppinger ließen sich nicht abschütteln und verlangen dem VfL alles ab. Nach einer überragenden Parade des eingewechselten VfL-Torhüters Carsten Lichtlein in der 54. Minute nutzte Norouzi nur wenige Sekunden später mit seinem neunten Treffer zum wiederholten Mal für die knappe Gummersbacher Führung (24:23). Bis zum Ende der Partie sollte es jedoch der letzte VfL-Treffer sein. In hart umkämpften Angriffen kämpften beide Teams um jede Chance. Trotz eines aggressiven Rückzugsverhaltens mussten die Gummersbacher in der 55. Minute das 24:24 und in der 59. Minute das 24:25 hinnehmen. Auch wenn sich die Blau-Weißen bis zur letzten Sekunde gegen die Niederlage stemmten, scheiterten die letzten Ausgleichsversuche. Mit der Schlusssirene verfehlte Becker per indirektem Freiwurf das Göppinger Tor nur um Haaresbreite und besiegelte somit die denkbar knappe Niederlage.
Der Stachel der Niederlage und des Ausscheidens im DHB-Pokal steckt nach der kämpferischen und aufopferungsvollen Leistung der Gummersbacher zweifelsohne tief. In einer Partie, die alles zu bieten hatte, was man sich von einem K.O.-Spiel wünschen kann, boten beide Mannschaften dem Publikum einen wahnsinnigen Pokalfight. Als ausschlaggebend für die Niederlage kann man sicherlich die niedrige Trefferquote vom Siebenmeter-Punkt von 20% anführen, hinsichtlich Spielwitz und Einstellung kann dem VfL jedoch nichts vorgeworfen werden, was den positiven Trend der letzten Wochen bestätigt. Sinnbildlich für das neue Selbstbewusstsein und die Mentalität der Mannschaft steht zum einen sicherlich der mutigen Auftritt des Youngsters Fynn Herzig, der auch in spielentscheidenden Momenten auf der Platte für Akzente sorgte. Zum anderen ist die Leistung des neunfachen Torschützen Norouzi umso höher zu bewerten, da der Mittelmann des VfL sich in der Schlussphase des ersten Durchgangs die Nase brach und sich in Hälfte zwei ohne Berührungsängste wieder in jeden Zweikampf warf und für Furore sorgte. Auch wenn es nicht zum Weiterkommen im Pokal reichte, zeigt der Trend eine klare Formsteigerung und -stabilisierung auf, die von den Gummersbachern bei den kommenden Aufgaben in der Bundesliga gefordert sein werden.
Quelle: VfL Gummersbach