VfL Gummersbach – TSV Hannover-Burgdorf 29:29 (18:15).
Gummersbach – Zwei Minuten vor Schluss erhoben sich die 2.678 Zuschauer in der SCHWALBE arena von ihren Plätzen, um den Sieg ihrer Mannschaft zu feiern. Andres Schröder (2) und Raul Santos hatten binnen zwei Minuten für das 29:26 gesorgt. Dann aber passierte das völlig unerwartete. Der VfL wirkte plötzlich nervös, unentschlossen und teilweise etwas fahrig im Angriff, während Hannover die letzten Kräfte mobilisierte. Der 30. Treffer hätte die endgültige Entscheidung gebracht, aber er wollte einfach nicht fallen. Lars Lehnhoff verkürzte auf 29:27 und nur Sekunden später gelang ihm das Tor des Monats zum Anschluss.
In Kempa-Manier verwertete der Linksaußen eine Vorlage seines Torhüters Martin Ziemer zum Anschluss. Den Zuschauern stockte der Atem, und auch der letzte VfL-Angriff verpuffte. Hannover war wieder am Ball, noch 18 Sekunden auf der Uhr und Auszeit durch TSV-Trainer Christopher Nordmeyer. Er nahm den Torhüter heraus, brachte den siebten Feldspieler und drei Sekunden vor Schluss netzte Kai Häfner aus dem Rückraum ein. Jubel auf der einen, Fassungslosigkeit aus der anderen Seite.
Dabei hatte der VfL bis dato einiges richtig gemacht und eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber dem Mittwoch gezeigt. Entschlossen und konzentriert kamen sie aus der Halbzeit und nach einem Tempogegenstoß über Raul Santos waren die Kurtagic-Schützlinge beim 21:17 (37.) zum ersten Mal vier Tore vor. Die Partie blieb aber spannend und abwechslungsreich. Zwei Tempogegenstoßtore binnen einer Minute brachten Hannover wieder heran (22:21). Es folgte wieder eine starke VfL-Phase, vor allem in der Deckung: 26:23. Nach zwei Gästetoren zum 26:25, stand in den letzten sieben Minuten im Rückraum wieder die Startformation Schindler, Schröder und Bult auf der Platte, sorgte für die neuerliche drei-Tore-Führung, ehe auch ihnen die Nerven einen Streich spielten. Die 30-Tore-Schallmauer wollte einfach nicht brechen. Schade, VfL.
Zu Beginn der Partie merkte man bereits deutlich, dass sich die Gastgeber nach der Pleite gegen Göppingen einiges vorgenommen hatten. Die Körpersprache bestimmt, konzentriert und mit einer gesunden Aggressivität ging man zu Werke. Dennoch dauerte es einige Zeit, bis sich der VfL adäquat auf den Gegner eingestellt hatten. In den ersten 20 Minuten stand die Deckungsmitte noch nicht, ließ sechs Tore vom Kreis zu und auch bei den Würfen von Nationalspieler Christophersen sah die Abwehr nicht gut aus. Folglich wechselte die Führung bis zum 14:14 (25.) mehrfach. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Rückraumschützen des VfL aber bereits mehr Sicherheit erlangt, und nach einem Treffer von Mark Bult und dem anschließenden Tempogegenstoß durch Raul Santos, war der Gastgeber zum ersten Mal merklich in der Vorhand. Kurz vor der Halbzeit folgte dann das wichtige 18:15 durch Alexander Becker.
VfL Gummersbach: Carsten Lichtlein (10 Paraden), Matthias Puhle (nur bei einem Siebenmeter); Tobias Schroeter (n. e.), Simon Ernst, Christoph Schindler (3), Julius Kühn (2), Magnus Persson, Joakim Larsson (3), Gunnar Stein Jonsson, Florian von Gruchalla (2), Mark Bult (6/1), Alexander Becker (1), Andreas Schröder (5), Raul Santos (7).
TSV Hannover-Burgdorf: Nikolai Weber (ab 31., 7 Paraden), Martin Ziemer (1. bis 30., 5 Paraden); Torge Johannsen (3), Juan Andreu Candau (2), Jan Fiete Buschmann, Joakim Andre Hykkerud (6), Lars Lehnhoff (8/4), Kai Häfner (4), Csaba Szücs (1), Runar Karason (1), Yannick Dräger, Sven-Sören Christophersen (4), Timo Kastening, Vasko Sevaljevic, Maurice Dräger.
Siebenmeter: 1:1 – 4:4.
Zeitstrafen: 2:2 (Larsson – Hykkerud.)
Zuschauer: 2.678.
Schiedsrichter: Holger Fleisch/Jürgen Rieber.
Spielfilm: 1:3 (5.), 5:5 (11.), 9:8 (16.), 16:14 (27.), 18:15 – 20:16 (33.), 21:20 (39.), 24:21 (43.), 26:22 (49.), 26:25 (53.), 29:26 (57.), 29:29.
Stimmen zum Spiel:
Christopher Nordmeyer (Trainer Hannover-Burgdorf): „Natürlich haben wir einen Punkt gewonnen. Es war ein interessantes Spiel für die Zuschauer, weil sehr viel passiert ist. Wir hatten in Durchgang eins große Probleme in der Abwehr, die wir nach der Pause besser in den Griff bekommen haben. Der Gummersbach Angriff hat uns das Leben sehr schwer gemacht. Der Ausgleich war etwas glücklich, aber wir hatten auch vorher schon die Chance dazu. Das Remis war erneut ein Ergebnis der Moral. Ich hoffe, dass die Hallenkameras das Tor des Monats oder Jahres von Lars Lehnhoff auf Vorlage von Torhüter Martin Ziemer aufgezeichnet haben.“
Emir Kurtagic (Trainer VfL Gummersbach): „Nach diesem Ergebnis überwiegt zunächst die Enttäuschung. Das ist klar. Ich habe allerdings über weite Strecken eine starke Leistung meiner Mannschaft gesehen. In den ersten 15 Minuten hatten wir in der Deckung Probleme mit dem Kreisläuferspiel von Hannover. Das haben wir dann in den Griff gekommen, und es folgten 42 sehr gute Minuten, ehe wir in der Schlussphase den Sieg recht leichtfertig aus der Hand gegeben haben. Dennoch hat sich die Mannschaft nach dem letzten Spiel deutlich gesteigert und wir müssen die überwiegend positiven Erkenntnisse für die nächsten Aufgaben nutzen.“
Benjamin Chatton (Manager Hannover-Burgdorf): „Wir haben ein packendes Spiel mit einem glücklichen Ausgang für uns gesehen. Kompliment auch an den Gegner, der uns das Leben schwer gemacht hat. Wir haben es bereits öfter geschafft, solche oder ähnliche Spiel in der Schlussphase noch umzubiegen. Das spricht für den unbedingten Willen und Glauben in der Mannschaft an die eigene Stärke.“
Frank Flatten (Manager VfL Gummersbach): „Natürlich sind wir enttäuscht, aber man muss auch sagen, dass die Mannschaft nach der großen Enttäuschung gegen Göppingen eine Reaktion gezeigt hat. Emir Kurtagic hat es geschafft, die Truppe in wenigen Tagen wieder aufzurichten. Jetzt müssen wir aufpassen, dass die Enttäuschung nicht überschwappt und wir uns wieder voll auf die schweren kommenden Aufgaben konzentrieren.“
Text : Pressestelle VfL Gummersbach