Schade, VfL. Die bessere Mannschaft aus Gummersbach musste sich am gestrigen Nachmittag mit einem Remis zufriedengeben. Nach dem furiosen Ende von Durchgang eins, machten die Hausherren nach der Pause genau da weiter. Hellwach in der Deckung mit einem starken Lichtlein, und treffsicher und ideenreich im Angriff. Simon Ernst glich unmittelbar zum 14:14 aus, und auch die beiden kommenden Zeitstrafen sollten dem VfL nicht schaden, ganz im Gegenteil. In Unterzahl fing der VfL zwei Bälle ab und kam durch die beiden Gegenstoßtreffer von Andreas Schröder zur 16:14-Führung.
Nach einem Pfostentreffer von Florian Baumgärtner erkämpfte sich Evgeni Pevnov den Abpraller und traf artistisch zum 17:14, und nun stand die Halle endgültig Kopf. Der VfL blieb nun weiter in der Vorhand und ließ die Gäste nicht mehr dichter als zwei Treffer herankommen. Immer wieder war es Julius Kühn, der sein Team durch seine Treffer zum 20:17, 23:20 und 24:21 auf drei Tore in Front warf. Die Überraschung gegen die favorisierten Berliner war greifbar und wäre auch verdient gewesen.
In der Schlussphase wurde es aber noch einmal spannend, da dem VfL im Angriff einige wenige Fehler unterliefen. Hinzu kam, dass der eingewechselte Füchse-Keeper Petr Stochl einen besseren Nachmittag hatte als sein Kollege Silvio Heinevetter. Nach dem 25:23 durch Florian Baumgärtner (52.) wollten es die Gäste noch einmal wissen. Fabian Wiede setzte sich zweimal gegen Carsten Lichtlein durch und traf zum 25:25, nachdem Lichtlein zwischenzeitlich noch einen weiteren Gegenstoß entschärfen konnte. Knapp fünf Minuten standen nun noch auf der Hallenuhr und die Spannung war greifbar.
Zunächst wurde ein Wurf von Julius Kühn von der Deckung geblockt und im Gegenzug scheiterte Nenadic am Pfosten. Leider scheiterte Simon Ernst ebenfalls am Pfosten und die letzten zwei Minuten musste der VfL dann auch noch in Unterzahl absolvieren. Dennoch ging der VfL durch Julius Kühn per Siebenmeter erneut in Führung, aber auch auf der Gegenseite trafen die Gäste per Strafwurf. Hinzu kam eine weitere Zeitstrafe gegen den VfL, der den letzten Angriff in doppelter Unterzahl absolvieren musste. Nach einer Auszeit von Emir Kurtagic 15 Sekunden vor Schluss, konnte der VfL den Ball für die Restzeit behaupten, kam aber nicht mehr zum Torabschluss.
Der Start in die Partie gelang dem VfL heute überhaupt nicht. Nach dem 2:3 durch Andreas Schröder (5.) summierten sich die Fehler der Gastgeber. Vorne warfen die VfL-Angreifer die Bälle weg und in der Deckung fehlte ebenfalls der Zugriff. Immer wieder konnten die Berliner nur durch Fouls gestoppt werden, und Petar Nenadic verwandelte die Siebenmeter sicher. Hinzu kamen die Gegenstöße. Den ersten freien Ball konnte Carsten Lichtlein noch parieren, aber bei den folgenden Kontern war der Nationaltorhüter machtlos.
Durch einen 4:0-Lauf ging der Gast mit 7:2 in Führung. In dieser Phase waren die Gäste deutlich wacher und kauften dem VfL den Schneid ab. Beim Dreher von Nationalspieler Fabian Wiede zum 6:13 (22.) sanken die VfL-Aktien zunächst in den Keller, um dann schlagartig wieder zu steigen. In den folgenden Minuten zeigten die Gummersbacher, was wirklich in ihnen steckt. Die Deckung stand jetzt wie eine Wand und zwang die Gäste immer wieder zu Fehlern. Hinzu kam, dass Carsten Lichtlein einmal mehr die ganz wichtigen Bälle hielt. Florian Baumgärtner und Simon Ernst machten den Anfang zum 8:13. Nach dem Gegenstoßtreffer von Florian von Gruchalla zum 9:13 war dann auch die SCHWALBE arena voll da und peitschte den VfL nach vorne.
Berlin war jetzt deutlich verunsichert und biss sich immer wieder an der Deckung die Zähne aus. Hinzu kam, dass Julius Kühn nun richtig aufdrehte. Durch zwei Tore von ihm sowie den Treffern von von Gruchalla und Ernst kam der VfL zum umjubelten 13:13-Ausgleich. Ein sagenhafter 7:0-Laufe hatte die Partie innerhalb von sechs Minuten wieder ausgeglichen. Da konnten die Besucher auch den Siebenmetertreffer von Nenadic zum 13:14 verschmerzen.
VfL Gummersbach: Carsten Lichtlein (1. bis 60., 13 Paraden, darunter ein Siebenmeter), Lasse Hasenforther (bei einem Siebenmeter); Tobias Schröter, Simon Ernst (3), Julius Kühn (11/5), Florian Baumgärtner (3), Evgeni Pevnov (2), Florian von Gruchalla (2), Daniel Mestrum, Alexander Becker (1), Andreas Schröder (4), Maximilian Jaeger, Sebastian Schöneseiffen, Robert Barten.
Füchse Berlin: Silvio Heinevetter (1. bis 40., 5 Paraden), Petr Stochl (ab 40., 5 Paraden); Fabian Wiebe (3), Bjarki Elisson (6/3), Drago Vukovic, Kevin Struck, Jakov Gojun, Petar Nenadic (10/6), Ignacio Plaza Jimenez (2), Mattias Zachrisson (3), Steffen Fäth (1), Christoph Reißky, Kresimir Kozina (1), Paul Drux.
Siebenmeter: 5:5 – 10:9 (Nenadic scheitert einmal an Lichtlein).
Zeitstrafen: 12:4 (Ernst, Schindler, Kühn, Pevnov zweimal, Schröder – Reßky, Drux).
Zuschauer 4.132 (ausverkauft).
Schiedsrichter: Lars Geipel / Marcus Helbig.
Stimmen zum Spiel:
Erlingur Richardsson (Trainer Füchse): „Ich glaube, wir müssen nach dem Spiel mit dem Punkt zufrieden sein. Wir haben gut begonnen, aber nach 22 Minuten den VfL wieder ins Spiel gebracht. Nach der Pause hat der VfL auch gut gespielt und hatte mit Lichtlein einen starken Rückhalt. Wir haben aber gekämpft und alles probiert. Dennoch war der Punkt etwas glücklich für uns.“
Emir Kurtagic (Trainer VfL): „Ich bin sehr zufrieden. Nachdem wir die ersten zehn Minuten noch nicht richtig auf dem Feld waren, haben wir uns anschließend kontinuierlich gesteigert und großartig gespielt. Wir waren aggressiver und haben uns besser bewegt. Hinzu kam, dass uns Carsten Lichtlein durch seine Paraden im Spiel gehalten hat und die Initialzündung für die Aufholjagd und die anschließenden Führungen gab. Julius Kühn war ebenfalls in den entscheiden Momenten da, aber insgesamt muss ich der ganzen Mannschaft und natürlich den tollen Fans ein Riesenkompliment machen.“
Volker Zerbe (Sportkoordinator Füchse): „Bei mir überwiegend ehrlich gesagt die Enttäuschung, da wir hier meiner Meinung nach einen Punkt verschenkt haben. Wir haben gut begonnen und deutlich geführt. Eigentlich müssten wir erfahren genug sein, um diese Partie dann auch für uns zu entscheiden.“
Frank Flatten (Geschäftsführer VfL): „Ich bin auch sehr zufrieden. Wir haben gegen eine Spitzenmannschaft einen Punkt geholt und waren näher am Sieg dran als die Gäste aus Berlin. Gratulation an Emir und seine Jungs sowie die fantastischen Zuschauer, und ich denke auch, dass die TV-Zuschauer ein tolles Handballspiel gesehen haben.“