Keine Traute, lieber Trainee: Viele Uni-Absolventen scheuen Direkteinstieg
- Hochschulabsolventen 2015 wollen zu gleichen Teilen mit Traineeship oder Direkteinstieg in Beruf starten
- Persönliche Betreuung ist wichtigster Faktor bei Entscheidung für Traineeprogramm
- Neun von zehn Absolventen halten Traineeprogramme für zeitgemäß
- Kienbaum-Personalberaterin Wachsmann: „Absolventenjahrgang schwankt zwischen Realismus und Komforthaltung.“
Gummersbach – Die meisten Hochschulabsolventen trauen sich einen Direkteinstieg nach dem Studium nicht zu: 46 Prozent der Absolventen wünschen sich, dass ihr Einstieg in ein Unternehmen über ein Traineeprogramm gelingt. Sieben Prozent ziehen ein Praktikum vor. Nur 47 Prozent der Absolventen würden den Direkteinstieg wählen, wenn sie es sich aussuchen könnten. Das ergibt eine Studie der Beratungsgesellschaft Kienbaum zum Absolventenjahrgang 2015. Kienbaum hat rund 600 Studierende, die kurz vor ihrem Abschluss stehen, nach ihren Wünschen zu Beruf und Karriere befragt; etwa die Hälfte darunter sind angehende Ökonomen.
„Die aktuelle Absolventengeneration schwankt zwischen Realismus und Komforthaltung. Realismus, weil sie merkt, dass Traineeprogramme speziell für Wirtschaftsstudenten heute häufiger angeboten werden als Direkteinstiege. Und Komforthaltung, weil die Absolventen sich anscheinend gerne damit zufrieden geben, als Trainee weniger Verantwortung zu tragen, unverbindlich in viele Unternehmensbereiche hineinschnuppern zu können und von einer guten Betreuung zu profitieren“, sagt Constanze Wachsmann, Personalberaterin und Leiterin des Dresdner Büros von Kienbaum.
Wohlfühlfaktor persönliche Betreuung lockt Absolventen an
Die Absolventen würden sich aus drei Gründen, die besonders oft genannt wurden, für ein Traineeprogramm entscheiden: Am wichtigsten ist den Absolventen die persönliche Betreuung während des Traineeships, an zweiter Stelle folgt die Vielfältigkeit der Tätigkeiten und am drittwichtigsten sind den Absolventen gezielte Personalentwicklungsmaßnahmen. „Die Studierenden sehen das Traineeship als Deal: Sie sind gut ausgebildet und stellen teilweise Gehalt und Sicherheit hinten an. Dafür wollen sie aber auch einen Mentor an ihrer Seite, spannende und abwechslungsreiche Inhalte und eine Perspektive“, sagt Wachsmann.
Absolventen haben keine Änderungswünsche am Ansatz Traineeship
Das Traineeprogramm genießt eine hohe Akzeptanz unter Deutschlands Hochschulabgängern: Neun von zehn Absolventen halten Traineeprogramme für zeitgemäß. Im Gegenzug wünscht sich nur jeder zehnte Hochschulabgänger eine andere Form von Ausbildungs- und Förderprogrammen zum Berufsstart. „Die Beliebtheit von Traineeships ist ein wichtiges Signal an die Unternehmen: Sie müssen als Arbeitgeber auf die Anforderungen der Absolventen eingehen und ihnen eine Mischung aus Vielfalt, Perspektiven und guter Betreuung beim Berufsstart bieten. Andererseits ist ein Traineeship nicht in jedem Berufszweig zielführend. In generalistischen Management-Berufen macht es Sinn, in einer Spezialistenlaufbahn, zum Beispiel als Ingenieur, weniger“, sagt Kienbaum-Beraterin Wachsmann.
Die meisten Absolventen möchten im Projektmanagement einsteigen
Die drei beliebtesten Unternehmensbereiche für den Berufseinstieg sind aus Sicht der Absolventengeneration 2015 Projektmanagement, Unternehmensplanung und -entwicklung und Marketing. Spitzenwert: 43 Prozent der Befragten bevorzugen einen Einstieg im Projektmanagement. „Dass der Bereich Projektmanagement so beliebt ist, liegt auch daran, dass sich die Absolventen zu Beginn noch möglichst viele Optionen offen halten wollen, wohin die berufliche Reise geht. Nachvollziehbar, aber risikoreich, denn viele Arbeitgeber mögen Bewerber mit einem klaren Profil – das sucht man beim Großteil des Absolventenjahrgangs 2015 vergeblich“, sagt Constanze Wachsmann von Kienbaum.