VfL Gummersbach – TSV GWD Minden (Samstag, 19 Uhr, SCHWALBE arena)
Gummersbach – Die Duelle der beiden Altmeister VfL Gummersbach gegen den TSV GWD Minden (früher Grün-Weiß Dankersen) gehörten schon in Zeiten der legendären Turniere um die Westdeutsche Meisterschaft in der Dortmunder Westfalenhalle (bis zur Einführung der Bundesliga Mitte der 1960er Jahre) zu den absoluten Highlights im deutschen Handball. Von dem einstigen Glanz früherer Jahre sind heute beide Mannschaften zwar etwas entfernt, aber das ändert nichts an der Brisanz dieser Paarung. Und dies trifft auch auf die Partie am Samstag in der SCHWALBE arena zu. Während unser VfL nach der ärgerlichen Niederlage in Balingen und dem Punktgewinn in Göppingen mit einem Sieg wieder ein positives Punktekonto anstrebt und mit 29 Punkten dann wohl auch die letzten Zweifel am Klassenerhalt beseitigt haben dürften, benötigen die Ostwestfalen als derzeitiger Tabellen-17. (16:36 Punkte) jeden Zähler, um den drohenden Abstieg aus der „stärksten Liga der Welt“ zu verhindern, zumal es beim gestrigen Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen (23:28-Niederlage) auch nichts zu holen gab.
„Minden ist kein typischer Abstiegskandidat. Das ist ein Verein mit der Tradition, der wirklich alles daran setzt, den drohenden Abstieg zu verhindern“, erklärt VfL-Coach Emir Kurtagic, der natürlich genau um den topbesetzten Kader und die jüngsten Verstärkungen weiß. Der Übungsleiter erwartet ein hartes Stück Arbeit, und am Samstagabend werde vorrangig der unbedingte Einsatzwillen entscheiden. „Wir müssen von Beginn an hellwach sein, dagegenhalten und kompakt stehen. Minden muss man nicht motivieren. Sie haben schon bewiesen, dass sie um ihr sportliches Überleben in der Klasse kämpfen werden“, so Kurtagic, der vor den „angeschlagenen Boxern“ warnt: „Sie haben eine Topmannschaft und wenn man sie lässt, kann so ein Spiel ganz schnell in die für uns falsche Richtung verlaufen.“
Bange machen gilt dennoch nicht, denn der VfL hat in dieser Saison zu Hause ausgesprochen gute Spiele abgeliefert. Nicht umsonst rangiert man mit 20:8-Punkten auf Rang fünf der Heimtabelle! „Wir haben auch auswärts gute Partien abgeliefert, aber zu Hause helfen uns die Fans in schwierigen Spielphase schon sehr“, lobt Kurtagic das Publikum, dem er sehr gerne den 10. Saison-Heimsieg schenken möchte. Bis dahin sind allerdings noch 60 heiße Minuten zu überstehen. Bis auf den verletzten Kapitän Christoph Schindler (Ellbogen-Verletzung) sind nach aktuellem Stand alle Kader-Spieler fit und einsatzfähig.
Nicht umsonst kommt der derzeitige schlechte Tabellenstand des TSV GWD Minden für alle Experten, aber auch die eigenen Vereinsverantwortlichen überraschend. Immerhin holte die Mannschaft von der Weser in der letzten Saison trotz eines Fehlstarts am Ende noch 24 Pluspunkte und den 14. Tabellenplatz. Und vor dieser Saison gaben TSV-Manager Horst Bredemeier & Co. optimistische Töne von sich: „Der Blick geht nach vorn – Mindestens 30 Punkte sind das erklärte Ziel“, titelte das Fachblatt HANDBALLWOCHE in ihrer Saisonvorschau. Und angesichts der Tatsache, dass sich die Ostwestfalen mit vier hochkarätigen und routinierten Neuerwerbungen (Torhüter Gerrit Eilers und der chilenische National-Kreisläufer Marco Oneto kamen vom SC Magdeburg, Torjäger Arne Niemeyer kehrte vom TuS N/Lübbecke zu seinem Heimatverein zurück und mit dem slowenischen Nationalspieler Miladin Kozlina schlug ein weiterer torgefährlicher Rückraumspieler seine Zelte an der Weser auf) verstärkt hatten, schien der Optimismus berechtigt.
Aber dann gerieten die Mindener – nicht zuletzt dem großen Verletzungspech geschuldet – in eine Negativspirale. Und – wie so oft in diesen Situationen – kostete die sportliche Talfahrt auch Trainer Goran Perkovac den Posten. Sein Nachfolger wurde des Ex-Magdeburger Coach Frank Carstens, der mit dem 23:19-Sieg beim heimstarken Aufsteiger HC Erlangen auch einen Einstand nach Maß feierte. Die 24:26-Heimniederlage im letzten Heimspiel gegen Göppingen nach einer 20:17-Führung, war allerdings wieder ein kleiner Rückschritt für die Grün-Weißen. Dennoch gibt sich Carstens fest überzeugt, am Ende der Saison das rettende Ufer erreicht zu haben. Seinen Optimismus schöpft er auch aus der Tatsache, dass sich das Verletzten-Lazarett beim TSV mittlerweile gelichtet hat. Vor allem auf das Comeback des slowenischen 2,08-Meter-Torjägers Nenad Bilbija, der mit einem Kreuzbandriss bisher die ganze Saison auf der Tribüne Platz nehmen musste, setzt der neue Trainer große Hoffnungen.
Angesichts des hochkarätig besetzten Kaders kommt der Absturz der Mindener auf einen Tabellenplatz schon überraschend. Denn angefangen von dem Torhütergespann Eijlers/Vortmann über den schwedischen Weltklassespielmacher Dalibor Doder, der im Angriff Dreh- und Angelpunkt der Mindener ist, bis hin zu Linksaußen Aljoscha Schmidt, der mit 140 Toren die vereinsinterne Torschützenliste anführt, verfügt Frank Carstens über hervorragende Einzelkönner und einen Top-Kader. Im Hinspiel entführte übrigens der VfL durch einen 28:25-Sieg beide Punkte aus der Mindener Kampa-Halle.