Gummersbach – Wenn man gegen den Tabellenführer zur Pause bereits mit sechs Toren zurückliegt, stehen die Chancen auf ein positives Ergebnis natürlich nicht mehr so hoch. Und auch wenn die VfL-Spieler vielleicht nach 30 Minuten nicht mehr an einen Erfolg geglaubt haben, so wollten sie vor ihren tollen Fans in der ausverkauften SCHWALBE arena doch auf jeden Fall noch einmal alles geben. Das klappt auch zu Beginn noch ganz gut. Nach fünf Minuten betrug der Rückstand nur noch fünf Tore und bis zur 40. Minute blieb es auch bei dieser Differenz. In dieser Phase war es vor allem Kapitän Christoph Schindler, der für Torgefahr sorgte, dreimal traf und die Löwen für einige Minuten bändigte, aber dabei sollte es nicht bleiben.
In den letzten 20 Minuten zeigten Gensheimer, Pekeler, Schmid & Co. eindrucksvoll, warum sie völlig zu Recht an der Tabellenspitze stehen. Andy Schmid zog einmal mehr geschickt die Fäden, und konnte auch von der offensiveren Deckung des VfL nur kurzzeitig aus dem Spiel genommen werden. Und auch seine Rückraumkollegen waren immer brandgefährlich, ebenso wie der bullige Kreisläufer Baena, der mit seiner Spielerweise Gegenspielern und auch Schiedsrichtern teilweise das Leben schwermachte. Fünf Minuten vor Schluss betrug die Führung der Gäste bereits zehn Tore, und am Ende waren es sogar zwölf, auch wenn die Anzeigentafel ein 22:33 anzeigte.
Positiv zu erwähnen war – neben der großartigen Stimmung in der Halle – die Leistung von Florian Baumgärtner, der knapp zehn Minuten vor Ende in die Partie kam und drei blitzsaubere Tore erzielte. „Das freut uns natürlich und ist es ein weiterer Beleg für unsere perspektivische Nachwuchsarbeit, die wir auch so weiter fortführen werden“, erklärte VfL-Geschäftsführer Frank Flatten.
Der VfL fand zunächst sehr gut in die Partie und war vor allem in der Deckung zu Beginn an sehr präsent. Im Angriff ging es zunächst Schlag auf Schlag. Julius Kühn und Magnus Persson konnten die beiden Treffer von Uwe Gensheimer umgehend beantworten und nach weniger als zwei Minuten stand es bereits 2:2. Dann beruhigte sich die Partie etwas. Während die Abwehr weiterhin gut arbeitet, leistete sich der VfL nun allerdings im Angriff zu viele Nachlässigkeiten. Nach dem 3:4 durch Magnus Persson gelangen dem Tabellenführer drei Tore in Folge zum 3:7 (15.). In dieser Phase entwickelte der VfL zu wenig Ideen und schloss teilweise zu überhastet ab. Europameister Julius Kühn zum Beispiel fehlte heute das Wurfglück, und auch Löwen-Keeper Mikael Appelgren kam immer besser in die Partie. Drei Tore in 15 Minuten sind natürlich gegen den Tabellenführer viel zu wenig, wenn man zumindest einmal an einer Überraschung schnuppern möchte.
Dennoch steckte der VfL nicht auf und kämpfte sich noch einmal heran. Nach einer starken Parade von Carsten Lichtlein war es Tobias Schröter, der seinen VfL noch einmal auf zwei Tore heranbrachte (6:8). Nach dem 9:12 durch Persson (25.) war es dann allerdings mit der VfL-Herrlichkeit wieder vorbei. Zweimal Gensheimer und Spielmacher Andy Schmid sorgten durch drei Treffer in Folge für die recht beruhigende Halbzeitführung der Löwen.
VfL Gummersbach: Carsten Lichtlein (1. bis 20., 31. bis 47. und bei einem Siebenmeter, 3 Paraden), Matthias Puhle (20. bis 30. und ab 47., 3 Paraden); Tobias Schröter (1), Simon Ernst, Christoph Schindler (3), Julius Kühn (3), Florian Baumgärtner (3), Magnus Persson (6/4), Evgeni Pevnov (2), Christian Zufelde, Kevin Schmidt (1), Florian von Gruchalla (1), Alexander Becker (1), Andreas Schröder.
Rhein-Neckar Löwen: Mikael Appelgren (12 Paraden), Borko Ristovski (bei 2 Siebenmetern, von denen er einen hält); Andy Schmid (5), Uwe Gensheimer (10/3), Stefan Kneer (2), Rafael Baena Gonzalez (3), Mads Mensah Larsen (2), Hendrik Pekeler (4), Patrick Goretzki (2), Harald Reinkind (2), Gedéon Guardiola Villaplana, Alexander Petersson (2), Kim Ekdahl du Rietz, Stefan Sigurmannsson, Marius Steinhauser (1).
Siebenmeter: 5:4 – 4:3 (Persson scheitert an Ristovski, Gensheimer wirft neben das Tor).
Zeitstrafen: 10:8 (Kühn, zweimal, Pevnov, von Gruchalla, Becker – Larsen, Guardiola, Ekdahl du Rietz, zweimal).
Schiedsrichter: Robert Schulze/ Tobias Tönnies.
Zuschauer: 4.132 (ausverkauft).
Spielfilm: 2:2 (2.), 3:4 (9.), 3:7 (15.), 6:9 (19.), 9:12 (25.), 9:15 (Halbzeit) – 12:17 (36.),15:21 (43.), 16:24 (49.), 17:26 (51.), 19:30 (56.), 21:33 (Endstand).
Stimmen zum Spiel:
Nikolaj Jacobsen (Trainer Rhein-Neckar): „Natürlich bin ich zufrieden. Wir hatten das Spiel von Beginn an in der Hand und haben vor allem in der Abwehr direkt überzeugt. Dann drehte Kühn mal etwas auf, aber auch das haben wir schnell in den Griff bekommen. Die Halbzeitführung war schon ein gutes Polster. Nach dem Wechsel mussten wir zunächst einige Strafminuten überstehen, aber dann lief es wieder rund. Schindler hat noch einmal etwas Ärger gemacht, aber auch das haben wir in den Griff bekommen. Ein Riesenlob an die Mannschaft, auch wenn der Sieg vielleicht etwas zu hoch ausfiel.“
Emir Kurtagic (Trainer VfL): „Wir waren heute in allen Belangen nicht gut genug. Die Voraussetzungen waren toll. Der Tabellenführer kommt, Fernsehspiel, volle Halle, tolle Stimmung, aber leider haben wir es nicht geschafft, den tollen Fans ein spannendes Spiel zu bieten. Natürlich bin ich enttäuscht, aber so ist es im Handball. Im letzten Spiel haben wir hoch gewonnen, und nun haben wir einen auf die Mütze bekommen. Wir müssen jetzt die zehn Tage nutzen, um uns intensiv auf die Partie gegen Wetzlar vorzubereiten und dort wieder anders auftreten.“
Frank Flatten (Geschäftsführer VfL): „Ich habe eine Mannschaft gesehen, die hochmotiviert in diese Partie gegangen ist, aber leider sind wir gar nicht richtig in Tritt gekommen. Die Löwen haben in meinen Augen eine überragende Leistung abgeliefert und hochverdient gewonnen. Sie haben tollen Handball präsentiert, aber das ist auch kein Team, an dem wir uns orientieren können. Ich bedanke mich bei den Zuschauern für die großartige Unterstützung.“
Quelle: VfL Handball Gummersbach GmbH