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Handball-Bundesliga
VfL Gummersbach gegen MT Melsungen (Samstag, 19 Uhr)
Gummersbach – Endspurt 2014. Nach dem Pokalerfolg in Hannover warten auf den VfL bis zum zweiten Weihnachtstag noch einmal drei Spiele in sechs Tagen. „Ich hoffe, unsere Kraftreserven reichen aus, aber wir werden auf jeden Fall alles geben“, verspricht VfL-Trainer Emir Kurtagic, der bei den vielen Partien und dem hohen Tempo im VfL-Spiel natürlich schon ein wenig die Pause herbeisehnt. Hinzu kommt, dass es in dieser Saison in der Handball-Bundesliga keine leichten Spiele gibt: „Melsungen ist eine bärenstarke Truppe, und mit Sicherheit gefestigter als bei unserem Sieg im Hinspiel. Aber auch Friesenheim und Berlin sind echte Herausforderungen.“
Dennoch gelte es, den aktuellen Lauf nach Möglichkeit fortzusetzen. „Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Ob wir es schaffen, hängt von vielen Faktoren wie Einstellung, Deckungsarbeit und Chancenverwertung ab“, so Kurtagic, der auch gegen Melsungen wieder auf den achten Mann, das Publikum, setzt: „Die Fans haben einen großen Anteil an der positiven sportlichen Entwicklung.“ Personell stehen einmal mehr alle Spieler zur Verfügung. Raul Santos war leicht angeschlagen, wird aber spielen können. Der Top-Scorrer auf Linksaußen ist einer der wenigen Spieler, die fast immer auf der Platte stehen. Die restlichen Akteure ergänzen sich nahezu perfekt. „Mittlerweile ist es so, dass jeder Spieler seine Rolle gefunden hat, wichtig ist und seine Aufgaben erfüllt“, freut sich der Trainer, der auf diese Weise die Kräfte jedes einzelnen Spielers einteilen kann.
Die Partie gegen Melsungen verspricht ein echter Handball-Knüller zu werden: Das Duell der beiden unmittelbaren Tabellennachbarn VfL Gummersbach gegen den MT Melsungen, die mit jeweils 20:16 Punkten die Tabellenplätze 7 (VfL) und 6 (MTM) einnehmen, ist so etwas wie die Begegnungen der „Mannschaften der Stunde“, denn beide Gegner ließen in den letzten Wochen durch positive Ergebnisse aufhorchen. So ging der VfL in vier der fünf letzten Bundesligaspiele als Sieger vom Parkett – und der Einzug am Mittwoch in das DHB-Pokalviertelfinale beim Bundesligakonkurrenten TSV Hannover-Burgdorf dürfte den Schützlingen von Emir Kurtagic zusätzliches Selbstvertrauen gegeben haben. Aber auch die Gäste aus Oberhessen reisen mit gestärkter Brust ins Oberbergische, denn in den letzten vier Partien weist die Truppe von Trainer Michael Roth mit 8:0 Punkten (31:28 in Erlangen, 35:25 gegen Minden, 31:26 in Göppingen und 40:28 gegen den Bergischen HC) eine lupenreine Weste auf. Besonders nach dem 40:28-Kantersieg gegen den BHC gab viel Lob für den MTM von den eigenen Fans aber auch von Michael Roth, der seinen Jungs großes Lob zollte: „Das war phasenweise fantastischer Handball.“
Unser VfL ist also gewarnt vor dem kommenden Gegner, der auch als Neuling auf dem internationalen Parkett die Gruppenphase im EHF-Cup erreicht hat. Der Saisonstart verlief für Melsungen zwar nicht nach Wunsch, es gab einige unverhoffte Rückschläge, so dass sich im Umfeld einige Unruhe breitmachte. Aber davon ist derzeit nichts mehr zu spüren, im Gegenteil: Michael Roth spricht davon, dass bei seiner Mannschaft „die Leichtigkeit des Seins zurück“ sei, die neuen Spieler mittlerweile „voll integriert“ seien und man den derzeitigen Höhenflug fortsetzen wolle. Und VfL-Kapitän Christoph Schindler und seine Kameraden sollten auch nicht in den Fehler verfallen, aus dem überraschenden 27:26-Auswärtssieg im Hinspiel eine eigene Favoritenstellung ableiten. Diese Konstellation gab es nämlich schon einmal – und zwar in der vergangenen Saison. Auch damals kehrte der VfL mit einem 32:30-Auswärtserfolg aus der Kasseler Rothenbachhalle zurück, aber im Rückspiel folgte vor eigenen Fans mit der herben 25:30-Niederlage die „kalte Dusche“.
Mit Blick auf den Mannschaftskader des MT Melsungen ist es sicherlich kein Zweckoptimismus, wenn Kapitän Drago Vuckovic vor der Saison von „Platz 6 als Minimalziel“ sprach. Die Nordhessen verfügen in der Tat über eine Ansammlung von internationalen Stars (insgesamt 11 A-Nationalspieler) und haben praktisch auf jeder Position zwei Ausnahmespieler in ihren Reihen. Das beginnt bei dem schwedischen Nationalmannschafts-Torhütergespann Mikael Appelgren/Per Sandström, wobei Appelgren mit 249 Paraden nach 18 Bundesligaspieltagen die Torhüter-Bestenliste anführt.
Glanzstück der Gäste ist mit Sicherheit der Rückraum, denn hier hat Trainer Michael Roth mit Philipp Müller, Momir Rnic (RL), Patrick Fahlgren, Nenad Vuckovic (RM), Michael Müller und Malte Schröder (RR) auf jeder Position über die Qual der Wahl. Erfolgreichster Werfer des MTM ist mit 106 Toren, davon 40 Siebenmeter, derzeit aber Linksaußen Michael Allendorf, der zusammen mit Johannes Sellin (oder dem Holländer Jeffrey Boomhouwer, der gegen den BHC mit acht Toren erfolgreichster Werfer war) eine pfeilschnelle und torgefährliche Flügelzange bildet. Und am Kreis droht dem VfL-Gehäuse von dem deutschen Nationalspieler Felix Danner die größte Gefahr.