VfL Gummersbach – HSV Hamburg (Sonntag, 15 Uhr, SCHWALBE arena)
Gummersbach – Tabellen lügen bekanntlich nicht: Dass der VfL Gummersbach und der sonntägliche Gegner, der HSV Hamburg, sich auf Augenhöhe bewegen, beweist die Abschlusstabelle der Saison 2014/15, als der HSV und der VfL punktgleich die Tabellenplätze 9 und 10 einnahmen, aber auch die Tabelle nach dem 3. Spieltag, als beide Mannschaften 4:2 Punkte zu Buche stehen hatten. Seit gestern hat der HSV einen Punktestand von 4:4-Zählern vorzuweisen, was ihn aber nicht weniger gefährlich macht – ganz im Gegenteil.
„Ich habe bereits vorher gesagt, dass wir in dieser Saison ein anderes Gesicht vom HSV sehen werden“, erklärt VfL-Trainer Emir Kurtagic, der sich mit geschultem Auge die denkbar knappe 21:22-Niederlage der Hamburger gegen Flensburg am gestrigen Abend ansah. „Sie haben einen Super-Trainer und wirken trotz des Abgangs von Mahe und der vielen Neuzugängen bereits sehr gefestigt. Zudem habe ich eine körperlich sehr robuste Mannschaft gesehen“, so Kurtagic über den kommenden Gegner, der dem Meisterschaftsfavoriten aus Flensburg buchstäblich alles abverlangte.
„Jogi Bitter im Tor ist in überragende Form und Adi Pfahl hat im Angriff sehr viel richtig gemacht. Aber das sind nicht die einzigen Gefahrenpunkte in dieser Truppe. Dennoch haben wir ein Heimspiel, und das möchten wir gewinnen“, bilanziert Kurtagic weiter, der von seiner Mannschaft eine ähnlich konzentrierte Leistung wie in den bisherigen Spielen fordert: „Wir benötigen wieder eine starke Deckung und einen guten Torhüter. Hamburg ist nach Kiel unser stärkster Gegner bislang, so dass wir uns auch im Angriff nicht viele Nachlässigkeiten erlauben sollten.“ Zudem hofft Kurtagic auch am Sonntag wieder auf die frenetische Unterstützung des einheimischen Publikums: „Die 3.000 Fans gegen Wetzlar haben bereits für eine unglaubliche Stimmung gesorgt, und vielleicht kommen ja am Sonntag sogar noch ein paar mehr? Die Mannschaft hätte es verdient.“ Hochinteressant und vielleicht sogar spielentscheidend wird auf jeden Fall das Torhüterduell der beiden Lichtgestalten im deutschen Handball Carsten Lichtlein und Joachim Bitter, die beide weit über 100 Länderspiele auf ihrem persönlichen Konto haben.
Bei den Hansestädtern hat es bekanntlich in der Sommerpause einen Totalumbruch gegeben, sowohl auf der Trainerbank – wo jetzt Michael Biegler in Doppelfunktion zu seiner Tätigkeit als polnischer Nationaltrainer das Sagen hat – als auch im Spielerkader. Insgesamt acht Abgänge beklagte der HSV Hamburg, darunter den Ex-Gummersbacher Kentin Mahe (SG Flensburg-Handewitt). Diesen Abgängen stehen wiederum neun externe Neuzugänge gegenüber. HSV-Geschäftsführer Christian Fitzek und Trainer Biegler zogen dabei mit Ausnahme der großen Rückraumhoffnung Tom Wetzel (HCE Rostock) und Torhüter Jens Vortmann (TSV GWD Minden) überwiegend erfahrene ausländische Internationale an die Elbe, darunter mit Regisseur Allan Damgaard (2 Länderspiele Dänemark), Kreisläufer Piotr Grabarczyk (91facher polnischer Nationalspieler) und dem Ex-Flensburger Drasko Nenadic (19 Länderspiele für Serbien) auch drei Akteure, die im Konzept von Trainer Michael Biegler in der ersten 7 auftauchen.
Verständlich, dass die Hamburger bei einer so starken Fluktuation einige Startschwierigkeiten in der noch jungen Saison hatten. So folgte dem überraschenden Pokal-Aus in der ersten Runde beim Zweitligisten HSG Nordhorn auch eine 27:31-Niederlage zum Bundesligasaisonstart beim Aufsteiger DHfK Leipzig. Aber dass die Leistungskurve des HSV eindeutig nach oben zeigt, bewiesen die beiden folgenden Spiele: So wurde der TBV Lemgo, gegen den es in der letzten Saison zwei deprimierende Schlappen gegeben hatte, mit einer deutlichen 37:28-Niederlage heim ins Lipperland geschickt. Und beim Aufsteiger TVB Stuttgart gab es mit 31:27 ebenfalls einen deutlichen Sieg. In diesem Spiel verdienten sich vor allem Ex-Nationaltorhüter Johannes („Jogi“) Bitter, Allan Damgaard, Rechtsaußen Stefan Schröder und der Ex-Gummersbacher Adrian Pfahl (7 Tore) die besten Noten im HSV-Team. Dabei musste Biegler in Stuttgart noch auf seinen dänischen Torjäger Hans Lindberg verzichten, der am Sonntag aber wieder mit von der Partie sein dürfte. Lindberg hatte erst gegen Lemgo nach seiner schweren Nierenverletzung, die ihn monatelang außer Gefecht gesetzt hatte, mit 12 Toren ein glänzendes Comeback gefeiert und fast wieder zu seiner alten Torgefährlichkeit zurückgefunden.
Für den VfL ist die Partie gegen den HSV Hamburg ein richtungsweisendes Spiel: Bleiben die Punkte in Gummersbach hätte sich der VfL mit dann 6:2 Punkten vorerst im einstelligen Tabellenbereich festgesetzt – andernfalls ist Mittelmaß angesagt – und danach wartet die schwere Auswärtshürde beim MT Melsungen…