Gummersbach – Mittwoch (12. November) 20 Uhr bei freiem Eintritt im Theater Gummersbach: Die Lichter im Publikum sind erloschen und mit zarten ausdrucksvollen Klängen beginnt Tschaikovskys Symphonie Nr. 5 in e-moll Op. 64 durch die Ränge zu wehen.
Unter der Leitung von Dirigent Karsten Dobermann zieht das Symphonieorchester der Musikschule Gummersbach einen für klassische Musik überraschend gut besuchten Theatersaal in gebannte Spannung. Gefühlte 15 Minuten lang wagt niemand, sich auch nur zu regen, geschweige denn ein Hüsteln. Das Andante-Allegro baut seine geheimnisvolle Spannung auf, die Dobermann mit seinem Orchester leidenschaftlich umsetzt.
Wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Musiker aus Heranwachsenden besteht, die in ihrer Freizeit ein Instrument erlernen, ist diese Darbietung trotz kleiner Unsauberkeiten in Intonation und Rhythmik eine unglaubliche Leistung.
Es folgen die drei weiteren Sätze, durch die Peter Ilyich Tschaikovskys anspruchsvolle Symphonie komplettiert wird: Im zweiten Satz sind es vor allem die Holzbläser mit Fagott, Querflöten und Klarinetten, die sich immer wieder weich und klar aus dem Gesamtklang heben, bevor im dritten Satz, dem Walzer, die Blechbläser mit Trompeten, Posaunen und Waldhörnern wiederholt in den Vordergrund treten.
In den Tutti des Finales dann (vierter Satz) haben sich auch die unerfahreneren Nachwuchsmusiker hörbar in die Situation eingefunden und der Gesamtklang gewinnt noch einmal deutlich an Klarheit und Brillanz. Die Weise, in der Dobermann sein Orchester dirigiert, lässt keine Zweifel daran, dass es mit wachsender Sicherheit auch den Jüngeren noch besser gelingen wird, ihren Blick von den Noten zu lösen und sich intensiver vom Dirigenten führen zu lassen.
Nach der Pause besteht das Programm aus einzelnen Sätzen verschiedener Werke. Erwartet man von Ludwig van Beethovens Ouvertüre zum Trauerspiel „Egmont“ die für Beethoven typische Schwere und Dramatik, wird man mit viel warmer Harmonie eines Besseren belehrt, bevor Michail Ippolitow-Iwanows „Procession Of The Sardar“ mit vielfältig arrangiertem Schlagwerk besticht.
Es folgt die verspielte Ouvertüre Wolfgang Amadeus Mozarts zum Drama „Lucio Silla“, bevor Franz von Suppés „Leichte Kavallerie“ das Programm mit heiterer Leichtigkeit abrundet.
Das Publikum ist sich über einen rundum gelungenen Abend – mit dem wohl die wenigsten Alternativprogramme vorm heimischen Fernseher oder anderswo hätten mithalten können – und belohnt Orchester und Dirigenten mit Standing Ovations.
Nachdem Dobermann ein Blumenstrauß überreicht wurde, spricht dieser noch einige kurze Dankesworte – Zunächst an sein Orchester, das er seit 15 Jahren „mit großer Freude“ leite. Danach gilt sein Dank den Sponsoren, aber auch den Eltern und Angehörigen der Musikschüler, die durch ihre Bereitschaft, ihre Kinder zum Unterricht zu bringen und ihn zu finanzieren, überhaupt solche großen Gelegenheiten und Erfolge erst ermöglichen. Dobermann verrät, – und man nimmt es ihm in seiner offenen, herzlichen Art ohne weiteres ab – dass er sehr stolz auf die Leistung seiner Musiker ist und vor 15 Jahren niemals gewagt hätte, von einem Projekt wie zum Beispiel Tschaikowskys Symphonie Nr. 5 auch nur zu träumen.
Bevor es noch eine kleine Zugabe von Rossini gibt, lädt er herzlich zum Adventskonzert der Musikschule Gummersbach ein, das am 30. November ab 16.30 Uhr in der Aula der Musikschule im Hexenbusch auf den Advent einstimmen möchte.
Dieser Abend ist mal wieder ein perfektes Beispiel dafür, dass „live miterlebte“ Musik doch nochmal etwas ganz anderes ist, als die „aus der Dose“ – Und auch, dass selbst die „klassische“ oder „alte“ Musik es absolut wert ist, (und zwar nicht nur für die Generation 55+) gehört und erlebt zu werden!
Da die Besetzung der Gummersbacher Philharmoniker in einigen Instrumentengruppen doch recht mager ist, an dieser Stelle eine herzliche Aufforderung, selbst dabei zu sein, verstaubte Instrumente wieder hervorzuholen oder einen ersten Anfang zu wagen – Dafür ist es nie zu spät. Denn noch viel schöner und intensiver ist es, selbst ein Teil des Klanges zu werden.
Text: Elo v. Knorre