Gummersbach – In der ausverkauften SCHWALBE arena feierte der VfL heute einen am Ende souveränen Sieg gegen den TBV Lemgo und baut damit seine gute Tabellenposition weiter aus. Den Grundstein für den Erfolg legten die Gummersbacher in der ersten Halbzeit. Handballspiele gewinnt man in der Deckung. Diese Weisheit haben die Blau-Weißen heute eindrucksvoll untermauert. Von Beginn an waren sie hellwach in der Abwehr und zwangen die Lemgoer immer wieder zu Fehlern, und das ohne eine einzige Zeitstrafe in den ersten 30 Minuten zu kassieren. Wenn die Gäste dann doch mal zum Abschluss kamen, war der überragende Carsten Lichtlein zur Stelle. Der National-Keeper parierte in der ersten Hälfte sensationelle zehn Bälle bei lediglich acht Gegentoren.
Darüber hinaus erwischte auch der VfL-Angriff einen guten Start in die Partie. Nach dem 1:1 schossen Simon Ernst (2), Julius Kühn und Kevin Schmidt ihr Team auf 5:1 in Front, wobei Lichtlein zwischendurch auch seinen ersten von insgesamt drei Siebenmetern hielt. Kampflos wollte sich Lemgo aber nicht geschlagen geben und stellte auf eine offensivere Deckungsvariante um, mit der der VfL teilweise etwas Probleme hatte. Dennoch gab es auch reihenweise gute Aktionen und Antworten darauf. Kreisläufer Evgeni Pevnov wurde immer gesucht und gefunden, aber auch der junge Tobias Schröter auf Rechtsaußen, der heute über die kompletten 60 Minuten ein sehr gutes Spiel vorne und hinten machte. Mit dem 12:8 keimte im Lager der Gäste noch einmal etwas Hoffnung auf, aber diese machten Julius Kühn und Evgeni Pevnov mit dem 13:8 und 14:8 schnell wieder zunichte. Der Grundstein für den heutigen Erfolg war damit gelegt.
Nach dem Wechsel ging es zunächst richtig gut weiter für den VfL. Pevnov, Kühn und Schmidt erhöhten auf 17:8 (34.). Das sah schon nach der endgültigen Entscheidung aus und einige Zuschauer in der ausverkauften Halle rechneten jetzt vielleicht sogar mit einem richtigen Schützenfest. Da machte Lemgo allerdings nicht mit, denn die Gäste aus Ostwestfalen zeigte Moral und fanden nun besser in die Partie. Die Abwehr machte nun erstmals einen ernstzunehmenden Job, Torhüter Maier fand in die Partie und der VfL schaltete leider auch mindestens einen Gang zurück. Die Deckung offenbarte nun zeitweise Lücken und auch die Angriffsaktionen waren nicht mehr so durchdacht wie in Durchgang eins. Nicht umsonst sprach Trainer Emir Kurtagic nach der Partie von einem „Wurftraining im zweiten Durchgang, bei dem sich jeder Spieler auszeichnen wollte.“
Schnell schmolz der Vorsprung des VfL auf fünf Tore zusammen, aber so wirklich spannend wurde es dennoch nicht mehr, da Lemgo auch in der zweiten Hälfte keinesfalls fehlerfrei spielte und darüber hinaus der überragende Carsten Lichtlein immer wieder Highlights setzte. Kevin Schmidt machte zudem einen Super-Job mit fünf schönen Feldtoren und sechs Siebenmetertreffern ohne Fehlversuch. Tobias Schröter auf Rechtsaußen nutzte ebenfalls seine Chance von Beginn und benötigte für seine fünf Tore nur sechs Versuchen, wobei er einmal auch nur knapp an der Latte scheiterte. Mark Bult, der sich seit November mit starken Schmerzen herumplagt und vor nahezu jedem Spiel gespritzt werden muss, wie Frank Flatten nach dem Spiel vermerkte, tat sich ebenfalls durch einige schöne Anspiele hervor.
Dennoch sucht man beim VfL natürlich seit Wochen eifrig nach einer echten Verstärkung für den rechten Rückraum. „Auf dieser Position haben wir diese Saison einige Probleme, und das soll uns im nächsten Jahr nicht noch einmal passieren“, so Flatten zur vermutlich letzten Personalentscheidung für die neue Saison. Eine andere Personalie wurden unter der Woche geklärt. Der Vertrag von Andreas Heyme, der sich zum zweiten Mal schwer verletzte und vermutlich in diesem Jahr kein Spiel mehr machen wird, wurde nun doch um ein Jahr bis 2017 verlängert. „Das ist unsere soziale Verantwortung. Andreas kann sich nun ganz in Ruhe auskurieren, ohne sich Sorgen machen zu müssen“, so Frank Flatten.
VfL Gummersbach: Carsten Lichtlein (17 Paraden, darunter drei Siebenmeter), Matthias Puhle (n. e.); Tobias Schröter (5), Simon Ernst (3), Christoph Schindler, Julius Kühn (4), Magnus Persson (n. e.), Evgeni Pevnov (5), Christian Zufelde (n. e.), Mark Bult, Kevin Schmidt (11/6), Florian von Gruchalla (n. e.), Alexander Becker, Andreas Schröder.
TBV Lemgo: Nils (1. bis 21. und bei einem Siebenmeter, 2 Paraden), Jonas Maier (ab 21 . und bei einem Siebenmeter, 8 Paraden); Anton Mansson (1), Andrej Kogut (2), Ionut Ramba (3), Tim Hornke, Jonathan Stenbäcken (1), Rolf Hermann (6), Arne Niemeyer, Max Höning (2), Patrick Zieker (5/3), Marcel Niemeyer (4), Erwin Feuchtmann, Frej Gustav Rydergard, Tom Skroblien, Arnoldus Haenen.
Siebenmeter: 6:6 – 5:2 (Hornke scheitert zweimal an Lichtlein, Zieker einmal).
Zeitstrafen: 4:6 (Ernst, Schindler – Mansson, Stenbäcken, Hermann).
Zuschauer: 4.132 (ausverkauft).
Spielfilm: 1:1 (3.), 5:1 (8.), 8:4 (15.), 10:5 (21.), 12:8 (24.), 14:8 (Halbzeit) – 16:8 (33.), 19:11 (38.), 19:14 (42.), 22:17 (47.), 24:18 (50.), 25:21 (54.), 28:24 (Endstand).
Beste Spieler: Carsten Lichtlein, Kevin Schmidt, Evgeni Pevnov, Tobias Schröter – Rolf Hermann.
Stimmen zum Spiel:
Florian Kehrmann (Trainer TBV): „Der VfL hat natürlich verdient gewonnen und es gibt viele Gründe dafür. In der ersten Hälfte haben wir überhaupt nicht in die Deckung gefunden. Wir waren gut auf alle Angriffsoptionen des VfL vorbereitet, aber wir haben davon nichts richtig gemacht. Gummersbach konnte uns mit ganz einfachen Mitteln auseinandernehmen. Wir wollten Mark Bult werfen lassen, aber auch diese Option hat nicht funktioniert, und ohne Deckung kann man kein Spiel gewinnen. Nach dem Wechsel wurde es dann besser, und nach etwa 35 Minuten haben wir auch in die Deckung gefunden. Dann haben wir aber leider immer noch zwei, drei Fehler zu viel gemacht, um das Spiel noch einmal spannend zu gestaltet, wobei ich auch nicht den Eindruck hatte, dass die Schiedsrichter die Partie noch einmal eng sehen wollten. Das ändert aber alles nichts am verdienten Erfolg des VfL.“
Emir Kurtagic (Trainer VfL): „Natürlich bin ich mit den zwei Punkten zufrieden. In der ersten Hälfte haben wir super gespielt, super gedeckt und hatten einen überragenden Torhüter. Nach dem Wechsel ging es auch gut los, wir haben schnell mit neun Toren geführt und dann leider das Handballspielen eingestellt. Das war eine Wurfeinheit, bei der sich teilweise jeder auszeichnen wollte, und das Ganze oftmals unüberlegt. Gott sei Dank hat Lemgo auch noch einige Fehler gemacht und Carsten weiter super gehalten, so dass der Sieg nicht mehr in Gefahr geriet. Dennoch ärgert mich der Spielverlauf und es ist auch das, was uns von Mannschaften wie Melsungen, Berlin oder Göppingen in dieser Saison noch trennt. Wir müssen abgeklärter werden, über 60 Minuten vollkonzentriert sein und konstanter spielen. Wir spielen gut, aber wir können und müssen noch besser spielen. Ich bedanke mich bei den Zuschauern für die grandiose Unterstützung.“
Frank Flatten (Geschäftsführer VfL): „Wir freuen uns natürlich über die zwei Punkte und die unglaubliche Stimmung in der SCHWALBE arena, die bereits fünf Tage vor der Partie ausverkauft war. Die Leistung in der ersten Hälfte war sehr stark, aber insgesamt müssen wir sicherlich noch cleverer spielen. Zu Mark Bult, der in der Tat nicht auf das Tor geworfen hat, dafür aber einige gute Anspiele beigetragen hat. Er hat seit November Probleme mit der Schulter, und musste auch heute vor dem Spiel drei Spritzen bekommen. Das macht uns als Verein natürlich große Sorgen, aber er stellt sich in den Dienst der Mannschaft und das ist schon beeindruckend.“
Christian Sprdlik (Geschäftsführer TBV): „Gummersbach hat hochverdient gewonnen. Sie haben einen Blitzstart zum 5:1 hingelegt und wir haben in der ersten Hälfte gar nichts ins Spiel gefunden. Ich muss der Mannschaft aber zu Gute halten, dass sich die Mannschaft nie aufgegeben hat und nach dem Wechsel noch einmal alles versucht hat. Wir müssen uns jetzt aber deutlich steigern, wenn wir im nächsten Spiel gegen Berlin eine Chance haben wollen.“