Gummersbach – In einer guten Woche startet der VfL Gummersbach gegen den THW Kiel (Dienstag, 20:15, LIVE Sport 1) in das Handballjahr 2014. VfL-Trainer Emir Kurtagic spürt zwar den Rückenwind aus den letzten drei Siegen vor der Winterpause, doch völlig zufrieden mit der bisherigen Vorbereitung ist er nicht. Bis zu dieser Woche fehlten ihm nicht nur die EM-Teilnehmer Ristovski, Santos und Putics, sondern er musste auch auf Mark Bult und Fredrik Larsson verzichten. Beide Spieler konnten wegen kleinen Muskelverletzungen nicht am Mannschaftstraining teilnehmen und mussten individuelles Training vorziehen. Nach zwei Testspielen am vergangenen Wochenende blickt er im folgenden Interview zurück auf die Vorbereitung und zeigt sich optimistisch für die restliche Rückrunde.
Das geplante Spiel gegen Emsdetten musste abgesagt werden. Wie ist es dazu gekommen?
Kurtagic: „Wir hätten sehr gerne gegen Emsdetten gespielt und den Jungs auch die Spielpraxis gegeben, doch die Verantwortlichen von Emsdetten hatten uns zwei Tage vor dem Spiel angerufen und uns mitgeteilt dass sie keine spielfähige Mannschaft zusammen bekommen werden. Ihnen fehlen zurzeit verletzungsbedingt viele Spieler und daher sind wir nicht nach Emsdetten gefahren. Ich habe dafür vollstes Verständnis, bedauere es aber trotzdem. Spielpraxis ist im Moment sehr wichtig für uns, auch wenn uns bis heute auch noch viele Spieler fehlt haben.“
Gegen den Zweitligisten Rimpar konnte dann gespielt und mit 30:22 gewonnen werden. Wie zufrieden sind sie mit diesem Auftritt?
Kurtagic: „Es war ein schöner Ausflug für uns. Wir haben für den guten Zweck gespielt und insgesamt kamen rund 50.000 Euro für die Krebshilfe dabei heraus. Da wir nur mit einem Auswechselspieler anreisen konnten, haben wir zwei Startplätze im VfL-Trikot im Vorfeld versteigert. Wir haben also damit uns geholfen und noch mehr Geld für den guten Zweck gesammelt. Sportlich war das Duell also nicht so sehr von Aussagekraft. Mein Team hat nicht gut und etwas müde begonnen und Rimpar hat mit 9:5 geführt. Doch dann war es gerade Carsten Lichtlein im Tor der uns zurück ins Spiel brachte. Wir haben dann mit viel Tempo und Spielfreude die Führung übernommen und immer weiter ausgebaut. Bis auf Michal Kopco und Joachim Larsson, die sich im Angriff abwechseln konnten, mussten alle durchspielen. Daher bin ich mit dem Auftritt meiner Mannschaft sehr zufrieden.“
Wie fällt ihr erstes Fazit, knapp eine Woche vor Start ins Handballjahr, aus?
Kurtagic: „Ich hätte mir schon ein bisschen mehr von der Vorbereitung erhofft. Leider haben uns die Verletzungen von Mark Bult und Fredrik Larsson ein bisschen aus der Bahn gebracht. Sie mussten jetzt eine gute Woche pausieren, weil beide leichte Muskelverletzungen plagen. Aber das sind keine schlimmen Verletzungen, das kann passieren wenn man hart trainiert. Zum Glück werden sie jetzt zusammen mit den EM-Teilnehmern wieder ins Mannschaftstraining einsteigen und somit bleibt uns zusammen dann noch eine Woche um uns auf Kiel vorzubereiten. Aber die Jungs, die jetzt bereits im Training sind, haben trotzdem eine sehr gute Arbeit geleistet. Da gilt es jetzt einfach so schnell wie möglich den Rhythmus zu bekommen um dann gegen Kiel gut vorbereitet zu sein.“
Wie sehen sie das Abschneiden der VfL-EM-Fahrer und wie werden sie jetzt in einer Woche ins Team integriert?
Kurtagic: „Die Jungs haben bis Montagabend freibekommen und konnte sich so rund fünf Tage regenerieren. Länger kann ihre Winterpause nun mal nicht sein, denn jetzt muss es unser Ziel sein, dass so schnell wie möglich wieder das System VfL statt Nationalmannschaft in den Köpfen dominieren wird. Insgesamt hatten die Jungs, wie es im Sport oft so ist, Höhen und Tiefen während des Turniers. Borko Ristovski hat in der Gruppenphase zwei sehr starke Spiele gemacht und ist auch zu Recht jeweils zum Spieler des Spiels gewählt worden. Auch Raul Santos durfte einmal diesen kleinen Titel tragen. Aber bei allen gab es auch schlechtere Spiele. Alles in allem können sie aber zufrieden sein mit dem Abschneiden bei der EM.“
Wie groß war der Rückenwind, nach den drei Siegen zum Abschluss des Jahres 2013?
Kurtagic: „Das steht außer Frage, dass diese Serie sehr wichtig für uns war. Nicht nur, dass wir in der Tabelle auf den 11. Platz geklettert sind und jetzt schon 16 Punkte haben, sondern es auch ein Zeichen für uns als Mannschaft das wir auf einem guten Weg sind. Wir sind nicht so schlecht, wie wir ab und zu gemacht werden. So stärkte uns die Serie den Rücken und gibt uns Selbstbewusstsein für die schwere Rückrunde in der noch harte Aufhaben auf uns warten.“
16 Punkte sind jetzt schon so viele wie in der kompletten letzten Saison. Sieben Punkte sind ist der Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Ist das eine trügerische Sicherheit?
Kurtagic: „Es ist und bleibt gefährlich, auch in dieser Saison. Aber es zeigt vor allem, dass die Mannschaft trotz dem Verlust einiger Leistungsträger vor der Saison Charakter gezeigt hat. Viele haben es uns nicht zugetraut die Abgänge von Pfahl oder Mahé so zu kompensieren. Aber wir haben das zumindest teilweise geschafft. Unser Kader ist breiter in dieser Saison und das zeigt auch wie wichtig im Team jeder Einzelne ist. Da die Leistung gerade in den letzten drei Spielen stimmte, haben wir jetzt 16 Punkte. Ob das gefährlich ist oder nicht? Naja ich schätze den Charakter der Mannschaft für so gut ein, dass es nicht gefährlich wird. Trotzdem wird es schwer, gerade in den ersten Aufgaben gegen Kiel oder Hamburg. Aber trotzdem ist die Chance gut schnellstmöglich den Klassenerhalt zu sichern.“
Wie geht es ihnen persönlich dabei? Sie standen oft in herber Kritik und viele haben lautstark ihren Rauswurf gefordert. Jetzt steht das Team plötzlich auf Platz 11. Ist der jüngste Erfolg des Teams eine Genugtuung für Sie?
Kurtagic: „Im Sport ist es ganz normal, dass, wenn der sportliche Erfolg ausbleibt, der Trainer in der Schusslinie steht. Damit muss jeder Trainer klar kommen und ich komme damit gut zurecht. Ich habe mir immer wieder selbst gesagt, dass ich alles Mögliche für den Verein und den Erfolg tue. Auch die Jungs standen die ganze Zeit hinter mir. Das war unglaublich wichtig für mich. Das da ein paar Leute eine andere Meinung haben ist für mich zweitrangig. Das Wichtigste war immer die Bindung und das Vertrauen des Teams nicht zu verlieren. Hätte ich da gemerkt, dass einige nicht in die Richtung unseres gemeinsamen Zieles ziehen, dann wäre es problematisch geworden. Für mich war klar irgendwann muss der Knoten platzen. Ich bin jetzt einfach nur glücklich, dass wir jetzt einfach ruhiger arbeiten können.“