Engelskirchen – Die im Mai nach der Winterpause wiederaufgenommene Erforschung des Höhlensystems „Windloch im Mühlenberg“ bei Engelskirchen-Ründeroth, durch den gemeinnützigen Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. , beschert der Öffentlichkeit nun weitere Sensationen. Der Fund beispiellos großer Kristallaggregate im hinteren Teil der Höhle lässt die Meldung in den Hintergrund rücken, dass die inzwischen vermessene Ganglänge von über 7,2 km das Windloch-Höhlensystem als längste Höhle in Nordrhein-Westfalen ausweist und im deutschen Vergleich auf einen Top Ten-Platz hebt.
Bei den neu entdeckten Kristallen handelt es sich um aragonitische Sinterformen (sog. „Eisenblüten“). Die Größe der Kristallaggregate mit einem Durchmesser von z.T. mehr als 1,20 m ist für europäische Höhlen außergewöhnlich. Selbst im weltbekannten Erzberg in der Steiermark sind derart große Formen nicht gefunden worden. Im letzten Jahr hatte das Windloch im Mühlenberg schon mit dem Fund von über 20 cm langen Gipsnadeln, Gipswatte, Gipskristallen, Bergkristallen und zahllosen zum Teil seltenen Tropfsteinformen auf sich aufmerksam gemacht. Dies wird durch die aktuellen Funde in dem Höhlensystem nun aber noch weit übertroffen. Die Höhlenforschergruppe des Arbeitskreises Kluterthöhle e.V. unter der Leitung von Stefan Voigt ist bereits seit Anfang März 2019 mit der Erforschung des Riesenhöhlensystems befasst. Das ungeahnte Ausmaß des Ganglabyrinthes erschwert jedoch die Erforschung. Die neu entdeckten Megakristallformen finden sich im Bereich eines Erzkörpers im hintersten Teil der Höhle, den die Höhlenforscher erst nach einer mehrstündigen und kräftezehrenden Höhlentour erreichen können. Der Weg in den Tiefen des Mühlenberges ist technisch anspruchsvoll und langwierig. Im zentralen Bereich lastet auf der Höhle über 85 m mächtiges Gestein. Bei den bis zu 14 stündigen Begehungen muss mit äußerster Vorsicht vorgegangen werden. Es darf nichts beschädigt werden. Der Schutz der Höhle steht im Vordergrund.
Die weitere wissenschaftliche Erforschung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Behörden und Institutionen. Die vor einigen Wochen entdeckten aragonitischen Riesen-Eisenblütenformen wurden von den Experten des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen, mit Fotos und Videosequenzen spektakulär in Szene gesetzt. Die Kristallformen beschäftigen aber auch die Mitarbeiter der Landesbehörde Geologischer Dienst NRW sowie Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum. Hier wird untersucht, unter welchen Voraussetzungen die enorme Größe der Formationen entstehen konnte. Die Erforschung des Windlochs ist aber lange noch nicht abgeschlossen und wird sicher noch viele Überraschungen bieten.
Quelle: Bürgermeister der Gemeinde Engelskirchen/gemeinnütziger Arbeitskreis Kluterthöhle e.V.