BergneustadtPolitik in Oberberg

Stadtrat: Friedenseiche im Schmittenloch am Heimatmuseum

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Bergneustadt Ein Tagesordnungspunkt der Stadtratssitzung am gestrigen Mittwoch (06.10.2021) im Krawinkelsaal lautete “Entscheidung Friedenseiche Schmittenloch”. Die Friedenseiche im Schmittenloch leidet bekanntermaßen an einem Pilzbefall durch einen Lackporling im Endstadium. Aus diesem Grund wurde das Schmittenloch, das zwischen dem Heimatmuseum und der Kreuzung Im Stadtgraben/Wilhelmstraße liegt, gesperrt. Die Stadt Bergneustadt schrieb dazu auf ihrer Website: “Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass größere Äste herabfallen oder sogar der gesamte Baum umkippt” und kündigte eine Überprüfung durch einen Sachverständigen an. Dieser Sachverständige, Florian Bremicker von BreWo Arboristik in Reichshof, stellte seine Ergebnisse zu Beginn vor.

Auf Anfrage von Bürgermeister Matthias Thul, ob eine Sicherung des Baumes möglich sei, erklärte Herr Bremicker, dass der Baum zu ca. 70 Prozent abgestorben sei. Ob eine Umsturzgefahr bestehe, sei unklar, da unklar sei, ob auch die Wurzeln des Baumes befallen seien. Hierzu sei eine weitere Untersuchung notwendig, was er aber als nicht sinnvoll betrachtete, da bereits eine Gefährdung durch herabfallende Äste bestehe. Seine Empfehlung lautete, den Baum zu entnehmen und an dessen Stelle einen neuen zu pflanzen.

Detlef Kämmerer (SPD) berichtete von eigenen Recherchen, die die Möglichkeit eines weiteren Tests zeigten. Ein Anbieter aus dem Othetal sei bereit, einen “Zugtest” durchzuführen, daher müsse man die Friedenseiche nicht aufgeben. Er erinnerte an die Allee am Friedhof, wo entgegen des ersten Gutachtens nur ein Baum entnommen werden musste. Sollte der Zugtest eine Gefahr bestätigen, sei er natürlich mit der Fällung einverstanden.

Hans Helmut Mertens (Fraktionslos) berichtete, dass er die Friedenseiche schon seit seiner Kindheit in der Altstadt kenne. Er sprach sich dafür aus, die kaputten Äste sowie den Pilzbefall zu entfernen und die Eiche stehen zu lassen.

Wolfgang Lenz (FDP) betonte, dass die anwesenden Stadträte nach seinem Wissen keine Experten für Bäume seien. Daher fragte er nach dem Preis eines Zugtests.

Auf Anfrage aus der Stadtverwaltung erklärte Florian Bremicker den Zugtest: Auf professioneller Ebene bedeute dies, dass mit geringem Widerstand an dem Baum gezogen werde. Anschließend erfolgt eine Hochrechnung bis auf Windstärke 12, der Stärke eines Orkans. Bisherige Anfragen an Firmen, die Zugtests durchführen, waren bisher negativ beantwortet worden, da die Gefahr durch die Eiche zu hoch sei.

Reinhard Schulte (Fraktionsvorsitzender der CDU) schloss sich der Meinung von Wolfgang Lenz an. Einem Gutachten sei er nicht abgeneigt, sofern die Kosten nicht zu hoch ausfallen. Im weiteren Verlauf fragte er auch nach den Kosten für eine Neupflanzung, damit an diesem Tag noch eine Entscheidung fallen könne.

Nach Angaben von Herrn Bremicker kostet ein Zugtest im Normalfall zwischen 1.500 und 2.000 Euro. An dieser Stelle sei es jedoch eher kompliziert, sodass man in etwa von dem doppelten Wert ausgehen solle. Außerdem müsste der Zugtest für gewöhnlich alle drei Jahre wiederholt werden, in diesem Fall empfehle er jedoch eher alle zwei Jahre oder sogar jährlich. Bei einer Einkürzung oder Fällung rechnet er mit etwa 2.000 Euro, die Kosten für eine neue Friedenseiche beliefen sich auf etwa 3.000 Euro.

Daniel Grütz (Fraktionsvorsitzender der SPD) vertrat den Standpunkt, dass der Rat noch keine Entscheidungsgrundlage habe und stellte den Antrag, die Angelegenheit in den Umweltausschuss zu verweisen und die Stadtverwaltung zu veranlassen, Angebote einzuholen. Mit 16 Stimmen dafür, 14 dagegen und einer Enthaltung wurde der Antrag angenommen.

Bedeutung der Friedenseichen in Bergneustadt

Die Bedeutung der Friedenseichen wurde bereits im Amtsblatt der Stadt “Bergneustadt im Blick” in der Ausgabe 788 von Ende April 2021 thematisiert. Eine bekannte Einwohnerin der Altstadt schrieb dort anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Friedenseiche in der Wallstraße: “Das Pflanzen von Gedenkbäumen war seit der Französischen Revolution in Form von ‚Freiheitsbäumen‘ üblich und nach dem Kriegsende 1871 im Gebiet des ehemaligen Preußen vorangetrieben worden. ‚Friedenseichen‘ sind/waren in Bergneustadt zahlreich vorhanden […]”.

Friedenseichen wurden in Gedenken an einen gewonnenen Krieg gepflanzt, auf den Frieden folgt, ähnlich den Luthereichen, die in Gedenken an Reformator Martin Luther gepflanzt wurden. Als Laubbaum sollen ihre fallenden Blätter im Herbst und ihr Nachwachsen im Frühling für die Wiedergeburt und das Leben stehen. Einige Friedenseichen in Deutschland stehen sogar als Naturdenkmäler unter Schutz, jedoch keine der Eichen in Bergneustadt.

Auch die Autorin in “Bergneustadt im Blick” erinnerte sich an die Begebenheiten mit der gefällten Friedenseiche am Friedhof: “Ein besonders prägendes Exemplar wurde leider vor ein paar Jahren in der Friedhofstraße beim ehemaligen Extra-Markt gefällt. Wir Bergneustädter hoffen, dass so etwas nicht mehr geschieht und die letzten verbliebenen ‚Friedenseichen‘ auf dem Gebiet der Stadt Bergneustadt, ihrer Bestimmung folgend, Frieden zu symbolisieren, weiter gedeihen und uns alle daran erinnern, wie fragil unserer Frieden ist.”

Autorin: Amei Schüttler

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