Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach: Weniger unversorgte Bewerber – mehr gemeldete Ausbildungsstellen
Bergisch Gladbach/Oberberg – Auch im Ausbildungsjahr 2014/2015 sind die Bewerberzahlen weiter gesunken. Gleichzeitig haben wiederum mehr Arbeitgeber ihre Ausbildungsplätze an die Agentur für Arbeit gemeldet. Daraus ergeben sich erfreulicherweise weniger unversorgte Bewerber als in den Vorjahren. Leider blieben jedoch auch viele Ausbildungsstellen unbesetzt.
Im Oberbergischen Kreis wurden der Arbeitsagentur bis zum Stichtag 30. September 1.510 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Dies sind 53 oder 3,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon blieben 116 unbesetzt – 29 oder 33,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Auf Bewerberseite stehen diesen Stellen 2.295 gemeldete Ausbildungssuchende gegenüber. Dies sind 112 oder 4,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Zum Stichtag 30. September waren 67 Ausbildungssuchende noch unversorgt – dies sind 27 oder 28,7 Prozent weniger als im Vorjahr.
„Weniger unversorgte Bewerberinnen und Bewerber und eine höhere Anzahl an Ausbildungsstellen sind positive Signale“, sagt Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach. „Leider blieben in Oberberg dennoch 67 Bewerber/innen unversorgt und 116 Ausbildungsstellen bislang unbesetzt. Unser Ziel wird und muss es sein, hier passende Lösungen zu finden“, so Krause weiter.
Im gesamten Gebiet der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach haben in diesem Ausbildungsjahr erneut mehr Arbeitgeber die Agentur für Arbeit zur Vermittlung von Ausbildungsstellen genutzt: Insgesamt 3.530 Berufsausbildungsstellen wurden der Arbeitsagentur gemeldet – das sind 246 (7,5 Prozent) mehr als im Vorjahr.
Gleichzeitig haben in diesem Jahr insgesamt 4.935 Bewerberinnen und Bewerber mit dem Wunsch nach einer Ausbildungsstelle die Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach in Anspruch genommen. Dies sind 107 oder 2,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Zum Stichtag 30. September blieben 271 Bewerber unversorgt – dies sind 124 (oder 31,4 Prozent) weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig blieben 434 Ausbildungsstellen unbesetzt – 235 oder 118,1 Prozent mehr als im Vorjahr!
Kreishandwerkerschaft Bergisches Land: Positive Bilanz bei den neu eingetragenen Ausbildungsverträgen
Zum Stichtag 30. September 2015 verzeichnet die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land bei den von ihr neu erfassten Ausbildungsverhältnissen einen Zuwachs von rund einem Prozent im Vergleich zum Vorjahresstichtag. Damit ist die im Frühjahr 2015 getätigte Prognose von stabilen Ausbildungszahlen mit einem leicht positiven Trend bestätigt worden.
Für Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, ist dies „grundsätzlich ein gutes Ergebnis für die Betriebe und das Handwerk in der Region“. Es ist für Otto aber kein Anlass, „die vielen Aktivitäten und Kooperationen der Kreishandwerkerschaft im Hinblick auf die duale Ausbildung im Handwerk auch nur ein kleines Stück zurückzufahren“. Genau das Gegenteil ist der Fall, da die Rahmenbedingungen – wie zum Beispiel der demografische Wandel oder knapp 24.000 deutschlandweit noch unbesetzte Ausbildungsstellen – dazu führen, dass aktuell und in Zukunft junge Menschen weiter für eine duale handwerkliche Ausbildung begeistert werden müssen.
Regional betrachtet ist festzustellen, dass gerade der Ausbildungsberuf des Fleischers im Oberbergischen Kreis eine erhebliche Steigerung um mehr als die Hälfte im Vergleich zu Vorjahr erfahren hat. Dieser Umstand freut Otto, da zum einen Jugendliche einen individuellen Ausbildungsberuf gewählt haben, der oftmals gerade wegen seiner typischen Tätigkeiten als unattraktiv gilt. Zum anderen wird damit auch dieses Fachwissen in der Region gesichert. Bei dem Ausbildungsberuf des Bäckers dagegen ist ein leichter Rückgang bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen zu verzeichnen.
Ein starkes Plus kann das Kraftfahrzeuggewerbe im Oberbergischen Kreis verzeichnen. Hier haben sich knapp ein Drittel mehr junge Menschen für den Ausbildungsberuf des Kraftfahrzeugmechatronikers mit den unterschiedlichen Fachrichtungen entschieden. Hier freut es Otto, dass ein moderner und anspruchsvoller Ausbildungsberuf, der stetig dem Wandel der Technik unterliegt, von den Jugendlichen gut angenommen wird. Das Maler- und Lackiererhandwerk schloss das aktuelle Ausbildungsjahr mit einem Plus ab – nachdem es im zurückliegenden Ausbildungsjahr im Oberbergischen Kreis einen starken Einbruch erfahren hatte. Bei den meisten Berufen aus dem Baugewerk ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Dies betrifft insbesondere die Ausbildungsberufe des Maurers, des Betonbauers und des Stuckateurs. Otto weist darauf hin, dass diese Berufe eine gute Zukunft haben, denn die Umsetzung etwa von energetischen Bauten sei ohne Maurer kaum möglich.
Hingegen gut angenommen wird im gesamten Zuständigkeitsbereich der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land der Ausbildungsberuf Kauffrau/Kaufmann für Büromanagement. Nach der Neufassung dieses Ausbildungsberufes, der typischerweise den Berufen der Industrie- und Handelskammer zugeordnet wird, wird die Büromanagementausbildung auch immer häufiger in Handwerksbetrieben angeboten und ausgebildet.
Hauptgeschäftsführer Otto appelliert trotz einer leicht positiven Jahresbilanz bei den neu eingetragenen Ausbildungsverträgen eindringlich an die Handwerksbetriebe, weiterhin Praktikums- und Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Dabei betont er die Wichtigkeit von Praktika und Hospitationen auch im Hinblick auf die Flüchtlingssituation. Otto: „Wir haben die Aufgabe, den Flüchtlingen eine langfristige Perspektive aufzuzeigen.“ Allerdings „dürften Flüchtlinge und Asylbewerber trotz des bestehenden Fachkräftemangels nicht blindlings in eine handwerkliche Ausbildung vermittelt werden“, so Otto weiter. Es bedarf einer genauen Betrachtung der bereits im Heimatland erworbenen Fähig- und Fertigkeiten, so dass der Handwerksbetrieb auf dieser Basis einen sachkundigen und zuverlässigen Mitarbeiter ausbilden kann. Grundvoraussetzung ist aber die Integration, die als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden muss. Unerlässlich ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass die Flüchtlinge die deutsche Sprache erlernen, da die Kommunikation das wichtigste Bindeglied zwischen allen Beteiligten ist.
IHK Köln: Betriebliche Ausbildung in der Kölner Region durch Akademisierungstrend weiter unter Druck
Nach drei Jahren Rückgang steigt die Anzahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse in den von der IHK Köln betreuten Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen wieder. Mit 1,52 Prozent waren im Bezirk der IHK Köln (die Städte Köln und Leverkusen, der Rheinisch-Bergische, der Oberbergische und der Rhein-Erft-Kreis) zum 30. September 2015 damit 131 Jugendliche mehr mit einem Ausbildungsvertrag bei der IHK Köln für das laufende Jahr registriert, als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Im Oberbergischen Kreis stieg die Zahl der Auszubildenden in den IHK-Berufen auf 1.100 (2014: 1090).
Der Oberbergische Kreis zeichnet sich damit weiterhin mit einer großen Kontinuität auf dem Ausbildungsmarkt aus. Seit drei Jahren schwankt die Anzahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse stabil um die Marke von 1.100 Ausbildungsverträgen, das sind rund 13 Prozent der Ausbildungsverhältnisse des gesamten IHK-Bezirks.
„Durch die gemeinsamen Aktivitäten der regionalen Partner, unter anderem in der Ausbildungsinitiative Oberberg, gelingt es uns, dem demografischen Trend zu trotzen und die Zahlen in der beruflichen Ausbildung konstant zu halten“, sagt Michael Sallmann, Leiter der Geschäftsstelle Oberberg der IHK Köln. „Stabile Ausbildungszahlen bei rückläufigen Schulabgängerzahlen zeugen von einer guten Wahrnehmung der dualen Berufsbildung in der regionalen Wirtschaft“, so Sallmann.
Trotz dieser positiven Tendenz sieht die IHK Köln die duale Ausbildung leider in einer Attraktivitätskrise: „Vor allem das große Angebot von öffentlichen und privaten Hochschulen in der Rheinschiene ist zwar grundsätzlich ein Standortvorteil für die gesamte Region, macht es allerdings für die Unternehmen auch in Oberberg schwerer, qualifizierte und leistungsbereite Auszubildende zu gewinnen. Wo in anderen Regionen die Demografie dem Ausbildungsmarkt die Bewerberinnen und Bewerber entzieht, sind es in der Kölner Region eher die zahlreichen Studienangebote“, beschreibt Sallmann die Situation. Klarer Indikator sei, so die IHK Köln, die Tatsache, dass besonders im dritten Quartal die Anzahl der bei der IHK gemeldeten Ausbildungsplätze deutlich zurückging und zahlreiche Ausbildungsverhältnisse noch vor Ausbildungsbeginn gelöst wurden. Dies geschieht häufig bei Schulabgängerinnen und Schulabgängern mit Hochschulzugangsberechtigung, die sich nach Zusage durch eine Hochschule doch für ein Studium entscheiden.
Aktuell haben rund 45 Prozent aller Schulabgängerinnen und Schulabgänger in der Kölner Region eine Hochschulzugangsberechtigung. Aber: Die Anzahl der Studierenden, die ihr Studium nicht zu Ende führen wollen oder können, steigt. Nach aktuellen Informationen sind es – je nach Studiengang unterschiedlich – rund ein Drittel.
Die IHK Köln hat auf diesen Trend reagiert: „Mit dem Modell „Studium in der Sackgasse? Karriere mit Lehre!“ der IHK-Geschäftsstelle Oberberg haben wir im Oberbergischen Kreis eine attraktive Möglichkeit geschaffen, damit Studierenden, die ihr Studium nicht zu Ende führen können oder wollen, ein möglichst reibungsloser Übergang in die berufliche Bildung gelingt“, erläutert Michael Sallmann. Dabei schränkt er ein: „So gut solche Angebote für den Einzelnen sind, darf ein solches System nicht zum Regelfall werden. Die primäre Studienorientierung vor allem an den Gymnasien und der gesellschaftliche Trend zur Akademisierung verkennen, dass inzwischen der berufliche Bildungsweg oft mehr finanzielle Absicherung und Arbeitsplatzsicherheit bietet.“
Ebenfalls ein großes Thema der Zukunft: die berufliche Integration der Flüchtlinge. Wenn auch laut IHK Köln aktuell auf dem Ausbildungsmarkt noch keine Auswirkungen der Zuwanderung spürbar sind, so gilt es doch, jetzt integrative Maßnahmen zu starten. Dazu Sallmann: „Die IHK Köln setzt mit ihrer sprachlichen Förderung von jugendlichen Flüchtlingen beim Übergang in den Ausbildungsmarkt darauf, die erhöhte Bedarfslage der Unternehmen nach Auszubildenden zum Teil befriedigen zu können. Es wird allerdings auch jenseits der Zuwanderung einer erheblicher Bedarf an qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern bestehen bleiben, die hervorragende Chancen haben, beruflichen Erfolg durch den beruflichen Bildungsweg zu erlangen.“
TOP-Ausbildungsberufe 2014/2015
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Quelle: Agentur Für Arbeit Bergisch Gladbach, Oktober 2015