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Wochenendreise des BGV-Oberberg entlang der Maas

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Oberbergischer Kreis – Aus Anlass des Kriegsbeginns vor 100 Jahren fuhren 48 Mitglieder der Abteilung Oberberg des Bergischen Geschichtsvereins an die Maas, um sich einen persönlichen Eindruck über die Kampfgebiete des 1. Weltkrieges zu verschaffen.

Am 04. August 1914 marschierten die Deutschen Truppen in Belgien ein, kurz darauf wurde Lüttich und dann auch Brüssel besetzt. Am 23. August verübten sächsische Truppen das schlimmste Massaker an der Zivilbevölkerung in Dinant an der Maas. Es wurden 674 Einwohner allen Alters und Geschlechts ermordet, 2/3 des Ortes niedergebrannt. Es war reiner Zufall, dass der BGV nun ausgerechnet am 100. Jahrestag dieser Gräueltat Dinant besuchte. Allerdings konnte man das neu geschaffene Mahnmal besuchen, das Philippe, der König der Belgier, nach einem feierlichen Gedenkgottesdienst am Mittag eingeweiht hatte. In einem Tunnel aus Stahl sind die Namen aller Opfer mit ihrer Altersangabe ausgestanzt. Die Namen lassen darauf schließen, dass teilweise sechs bis elf Opfer aus einer Familie zu beklagen waren.

Für dieses schreckliche Verbrechen entschuldigte sich die Bundesregierung erst im Jahre 2001. Dinant war jedoch kein Einzelfall in Belgien. Die deutschen Truppen verübten damals aus panischer Angst vor sog. Franktireurs (Heckenschützen) in vielen Orten Massaker an der Zivilbevölkerung. Die Opferzahlen sprechen für Belgien zwischen August und Oktober 1914 von bis zu 6.500 Toten. In vielen Städten wurden Bürgermeister und Priester als Geiseln genommen, oft auch erschossen und zahlreiche Belgier wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. Erschreckend ist dabei die bereits in den ersten Kriegstagen offenbar vorhandene Verrohung der Soldaten, wie man sie sonst erst nach mehreren Kriegsjahren kennt. Die Reisegruppe mußte diese erschütternden Ereignisse zur Kenntnis nehmen, da sie bei uns weitestgehend unbekannt geblieben sind.

Aber auch die schrecklichen Eindrücke und Erlebnisse der Soldaten konnte die Gruppe mit allen Sinnen nacherleben. Bei der Besichtigung der Festung in Dinant, von der man einen wunderbaren Blick über das Maastal hat, durchquerten die Besucher auch einen rekonstruierten Laufgraben mit schiefen Ebenen unter Kampflärm. Schwindelgefühle waren hierbei nachvollziehbar und man war glücklich, nach zwei Minuten wieder draußen zu sein. Viele belgische Soldaten mussten damals Monate in diesen Gräben an der Yserfront zubringen .

Quelle: BGV-Oberberg
Quelle: BGV-Oberberg

Der Nachmittag stand dann zur freien Verfügung. Es bestand die Möglichkeit, sich in Dinant an Stadtführungen zu beteiligen, die eindrucksvolle Kathedrale zu besichtigen oder auch eine Rundfahrt auf der Maas zu unternehmen.
Am zweiten Tag führte die Fahrt nach Frankreich zunächst an den Hängen des weiten Tales entlang, in dem die Maas mäandernd Richtung Rhein fließt. Eine wunderschöne Gegend, bei deren Anblick man nachvollziehen konnte, warum dieses obere Tal der Maas unter Sportbootfahrern so beliebt ist. In der Nähe von Verdun wurde man dann wieder mit dem Gedenken an den 1. Weltkrieg konfrontiert, als das Beinhaus Douaumont besucht wurde, in dem die Gebeine von 130.000 gefallenen deutschen und französischen Soldaten bestattet sind. Mit dem zugehörigen großen Soldatenfriedhof ist dies heute ein ausgesprochen friedlicher Ort – der aber gerade auch durch seine Ruhe und Würde zu intensivem Gedenken anregt.

Später konnte man bei der Besichtigung des auf einer Hügelkuppe unterirdische angelegten Fort Douaumont versuchen, das Leben in diesen nassen und dunklen Gängen nachzuvollziehen. Auf das Fort regneten während der Schlacht von Verdun von Feb. bis Okt. 1916 bis zu 1.600 Granaten täglich hinab. In dieser Schlacht von Verdun sind insgesamt über 317.000 Soldaten gefallen. In einem zugemauerten Gang dieses Forts liegen fast 700 deutsche Soldaten, gestorben durch nur drei Treffer von schweren Granaten. Aufgrund der draußen tobenden Schlacht, konnten sie nicht bestattet werden und so wurde noch während der Kämpfe von den deutschen Soldaten dieser Gang zugemauert und an seiner Außenseite als Gedenkstätte ausgebaut. Dieses für 800 Soldaten ausgelegte Fort war dann bei wechselnden Besatzern von bis zu 3.000 Soldaten belegt – mit insgesamt 9 Toiletten. Die Lebensbedingungen müssen dort sehr schlimm gewesen sein, insbesondere unter den Kampfbedingungen mit vielen Verletzten und auch Toten.

Heute präsentiert sich Verdun als Weltfriedenscentrum und die Gruppe konnte versuchen, die Schrecken des Krieges in der hübschen Stadt an der Maas bei etwas französischem Savoir vivre zu verdrängen. Geschichte ist nicht immer angenehm, man kann sie sich auch nicht aussuchen – man lebt in ihr und muss sie nehmen, wie sie ist. Doch zum großen Glück sind wir heute mit unseren europäischen Nachbarn in Freundschaft vereint, was man bei einem Spaziergang an der Maas sehen und genießen konnte.

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