„Vertragsverlängerung für mich ein logischer Schritt”
Gummersbach – Die Verbindung zwischen dem VfL und seinem Jung-Nationalspieler Simon Ernst (21) scheint eine erfolgreiche zu sein: Nach einem knappen Jahr in Gummersbach verlängerte Manager Frank Flatten den bis 2016 laufenden Vertrag mit dem 1,95 Meter großen Mittelmann vorzeitig um zwei weitere Jahre bis zum Sommer 2018.
Am Freitag gab der Verein bekannt, dass Sie dem VfL Gummersbach auch über die nächste Saison hinaus erhalten bleiben. Was waren die Gründe für die vorzeitige Vertragsverlängerung?
Simon Ernst: Das ist ganz einfach zu sagen. Gummersbach bietet derzeit eine glänzende Perspektive. Der Weg des Klubs führt klar nach oben. Und ich kann mich mit der Entwicklung des Teams voll identifizieren, weil sie mit meiner persönlichen Entwicklung übereinstimmt. Über die gesamte Saison gesehen bin ich mehr und mehr ein Bestandteil dieses Teams geworden. Insofern war die Vertragsverlängerung für mich ein logischer Schritt. Es macht so viel Spaß in der Schwalbe Arena zu spielen. Wir haben tolle Fans, die das Team voll annehmen und sich mit ihm identifizieren.
Welchen Anteil hat die Trainingsarbeit mit Emir Kurtagic für Sie?
Ernst: In allen sportlichen Belangen ist er mein Ansprechpartner. Ich spüre, dass er auf mich setzt. Ich habe in vielen Gesprächen mit ihm abgesprichen, wie er mich aufbauen und heranführen will. Und er hat Wort gehalten und mir weitere Perspektiven aufgezeigt.
Hat auch das Städtchen Gummersbach bei der Vertragsverlängerung eine Rolle gespielt?
Ernst: Ich mag es, dass Gummersbach durch und durch eine Handballstadt ist. Die Leute feiern jeden Sieg und trösten die Mannschaft nach einer Niederlage. Die Menschen hier leben den VfL. Gummersbach hat soviel Charme. Ich fühle mich hier richtig wohl.
Das Konzept von Manager Frank Flatten scheint allmählich aufzugehen.
Ernst: Natürlich. Viele sagen aber auch, dass uns der Erfolg recht gebe. Das stimmt ja auch. Aber – siehe Lemgo – das Pendel kann auch mal in die andere Richtung ausschlagen. Deshalb müssen wir vorsichtig sein. Aber ich gehe davon fest davon aus, dass wir mit unseren jungen Spielern und punktuellen Verstärkungen unser Entwicklungspotenzial weiter abrufen werden. Es wird auch in der kommenden Saison etliche Schritte nach vorn geben, aber auch sicher mal den einen oder anderen Rückschritt.
Sie sind in diesem Jahr zum Nationalspieler geworden.
Ernst: Das war in erster Linie überraschend für mich, weil das alles ja doch ganz schön schnell ging. Ich war zum ersten Mal im Januar auf Island dabei. Das war schon eine ziemlich coole Erfahrung. Das erste Länderspiel ist eine Erinnerung, die man nie vergisst. Aber ich war dann auch beim Testspiel gegen die Schweiz wieder dabei und durfte sogar in der EM-Qualifikation gegen Spanien für ein paar Minuten ran.
Und wie ist Ihr Kontakt zum Bundestrainer? Dürfen Sie auf weitere Einsätze hoffen?
Ernst: Außerhalb der Lehrgänge gibt es da nicht so viel Kontakt. Zudem muss sich Dagur Sigurdsson bis zum Saisonende ja auch noch um seine Berliner Füchse kümmern. Ich glaube aber schon, dass ich wiederkommen darf.
Stehen Sie manchmal noch ein wenig ungläubig da und müssen sich die Augen reiben, wenn Sie die letzten Monate noch einmal Revue passieren lassen?
Ernst: Es ist wirklich viel passiert in dieser Zeit. Vor gut einem Jahr war ich ein Drittliga-Spieler, und jetzt habe ich schon mehrere A-Länderspiele. Dazwischen lagen der Aufstieg mit meinem Ex-Klub Bayer Dormagen, der EM-Gewinn mit der Junioren-Auswahl und eine tolle Saison mit Gummersbach. Das ist schon ziemlich optimal gelaufen. Ich meine, ich muss mich nun nicht andauernd zwicken, aber das war schon ein richtig tolles Jahr. Und jetzt auch noch zu verlängern – ich glaube, viel besser geht es nicht.
Beim VfL werden Sie künftig noch mehr in der Verantwortung stehen.
Ernst: Die vorzeitige Vertragsverlängerung ist für mich ein Vertrauensbeweis. Die Verantwortliche glauben an mich, und ich möchte dieses Vertrauen gern zurückzahlen. Wie groß meine Verantwortung sein wird, hängt dabei entscheidend von meiner sportlichen Entwicklung ab. Wohin mich das führen wird, weiß ich heute wirklich noch nicht.
Im Klub lief es in dieser Saison wirklich rund. Ziehen Sie – auch wenn noch zwei Spiele ausstehen – doch mal ein Fazit?
Ernst: Die zu Ende gehende Saison war sehr zufriedenstellend. Das Wichtigste war, das wir zu keinem Zeitpunkt in Abstiegsgefahr waren. Das lag vor allem an der guten Hinrunde, die uns auch dann ein ruhiges Arbeiten ermöglichte, als wir mal ein wenig kriselten in der Rückrunde. Zum Ende der Saison aber waren wir dann wieder stabiler. Die Mannschaft hat sich stets als geschlossene Einheit präsentiert, dennoch sollten wir uns nun nicht auf diesem Resultat ausruhen.
Welche Perspektiven ergeben sich – auch nach der Verpflichtung von Kreisläufer Evgeni Pevnov – daraus für die kommende Spielzeit?
Simon Ernst: Unabhängig von den Personalien tut die Mannschaft gut daran, sich weiterzuentwickeln. Wir sollten nicht vom Europacup träumen, sondern uns realistische Ziele stecken. Wenn wir sagen, wir wollen unsere Vorjahresplatzierung um einen Platz verbessern, dann stehen die Chancen gut. Wir haben beispielsweise gegen alle drei Aufsteiger unsere Auswärtsspiele verloren. Da sehe ich noch Luft nach oben. Erst einmal aber sollten wir sehen, dass wir möglichst frühzeitig nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden. Und dann wird man sehen, wohin uns der Weg führen wird…