Gummersbach – Mit einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit konnte der VfL Gummersbach das bergische Derby mit 22:23 (12:9) für sich entscheiden und den Anschluss an das obere Mittelfeld der DKB Handball-Bundesliga wahren.
Vor dem oberbergischen Derby waren die Rollen klar verteilt. Nach zuletzt fünf Niederlagen in Folge steckt der Bergische HC tief im Abstiegskampf, während der VfL Gummersbach auf Platz 9 der DKB Handball-Bundesliga den Blick nach oben richten kann. In der Hinrunde war der Bergische HC beim Gastspiel in Gummersbach gar mit 21:34 unter die Räder gekommen, doch am Samstagabend in der ausverkauften Wuppertaler Unihalle zeigten die Gastgeber sich kämpferisch und hochmotiviert. Der BHC versuchte mit einer offensiven 3:3-Deckung die Gäste aus Gummersbach zu überraschen und hatte damit in der Anfangsphase Erfolg – nicht zuletzt auch Dank eines gut aufgelegten Björgvin Pall Gustavsson im Tor. Nach 15 Minuten leuchtete für die Mannschaft um Spielmacher Viktor Szilagyi ein 6:3-Vorsprung auf der Anzeigetafel und die Stimmung unter den 3087 Zuschauern war entsprechend euphorisch.
Die Gummersbacher brauchten lange um sich auf das kampfbetonte Spiel einzustellen, ihrerseits die nötige Härte und Entschlossenheit zu zeigen und ihre spielerische Überlegenheit auszuspielen. Tobias Schröter leitete den Torreigen ein den Kevin Schmitt mit drei Toren in Folge zur 6:8-Führung vollendete. BHC-Trainer Sebastian Hinze reagierte mit einer Auszeit in der er die offensichtlich richtigen Worte gefunden hatte, denn seine Mannschaft schaffte die erneute Wende. In den verbleibenden zehn Minuten bis zur Halbzeitpause scheiterte der VfL Gummersbach reihenweise mit seinen Angriffsbemühungen, erzielte nur noch ein Tor und der Bergische HC nahm eine 12:9-Führung mit in die Kabine. Insbesondere Christoph Schindler und Evgeni Pevnov dürften in der Kabine BHC-Torwart Björgvin Pall Gustavsson verflucht haben, der ein ums andere Mal freie Würfe von ihnen pariert hatte.
In der zweiten Halbzeit ging die Berg- und Talfahrt ähnlich weiter wie im ersten Durchgang. Zunächst verkürzte der VfL Gummersbach den Rückstand durch Treffer von Julius Kühn und Evgeni Pevnov auf ein Tor, doch postwendend stellte der Bergische HC wieder den Pausenvorsprung zum 15:12 her. Mit zunehmender Spieldauer aber hinterließ die intensive Spielweise der Gastgeber ihre Spuren und es fiel dem Bergischen HC zunehmend schwerer zum Torerfolg zu kommen. Zwischen der 43. und 48. Minute blieben die Löwen gar ohne Torerfolg und mussten miterleben wie der VfL Gummersbach beim 16:17 (48. Minute) abermals die Führung übernahm.
Erneut versuchte BHC Trainer Sebastian Hinze seine Mannschaft in einer Auszeit neu einzustellen, doch in der Folge lief der BHC immerzu dem knappen Rückstand hinterher. Simon Ernst‘ Treffer achtzig Sekunden vor der Schlusssirene zum 21:23 schien die Vorentscheidung zu sein und ließ die ca. 200 mitgereisten VfL-Fans jubeln. Doch das Derby hielt noch einen dramatischen Schlusspunkt für die Zuschauer bereit. Nachdem Julius Kühn und Alexander Becker eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe verbüßen mussten und Arnor Gunnarsson VfL-Torhüter Matthias Puhle zum Anschlusstreffer überwinden konnte, musste der VfL Gummersbach die letzte Spielminute in doppelter Unterzahl überstehen. Die Schiedsrichter hatten bereits den Arm zum drohenden passiven Spiel gehoben als der über weite Strecken glücklos agierende VfL-Kapitän Christoph Schindler sich ein Herz fasste und versuchte durch das Abwehrzentrum durchzubrechen. Zwar reichte es nicht zum Torerfolg, doch Maximilian Weiss konnte ihn nur mit rüdem Körpereinsatz und auf Kosten einer Zeitstrafe stoppen. Das drohende passive Spiel war damit aufgehoben und die verbleibenden 12 Sekunden verwaltete der VfL Gummersbach den Sieg im Bergischen Derby.
Für den abstiegsbedrohten Bergischen HC verschärft sich nach der erneuten knappen Heimspielniederlage die sportliche Situation, während der VfL Gummersbach bereits am Mittwoch im Heimspiel gegen die Füchse Berlin, derzeit Tabellenfünfter, den Anschluss an die Europapokalplätze anstreben kann. Dazu wird aber eine spielerisch bessere Leistung der Oberberger notwendig sein, denn gegen den Hauptstadtklub dürfte Siegeswille allein nicht genügen.
Text: Jan Alexander Kolf
Hier finden Sie einige Impressionen vom Spiel:
Fotos: Jan Alexander Kolf & Melanie Risken