Saison 2014/15, 34. Spieltag: HSV Handball – VfL Gummersbach 32:31 (13:21)
Hamburg – Im August 2014 hatte die 49. Saison der DKB Handball-Bundesliga für den VfL Gummersbach mit einem 30:30-Unentschieden im Heimspiel gegen den HSV Handball begonnen. 285 Tage und 35 Spiele später standen sich beide Mannschaften zum Saisonabschluss erneut gegenüber. Sportlich ging es für beide Mannschaften darum die Saison mit einem Sieg und auf einem einstelligen Tabellenplatz zu beenden.
VfL-Trainer Emir Kurtagic musste in Hamburg lediglich auf Kapitän Christoph Schindler verzichten, während bei den Gastgebern Toptorschütze Hans Lindberg, Stefan Schröder und Nationaltorwart Johannes Bitter verletzungsbedingt ausfielen. Mit einer starken ersten Halbzeit untermauerte der VfL Gummersbach früh seine Ambitionen auf Platz 8. Nach ausgeglichenem Beginn (7:7, 11. Minute) zog die Mannschaft angeführt von Simon Ernst auf 8:12 davon. Selbst eine zwischenzeitliche Unterzahlsituation konnte die Gäste nicht stoppen und HSV-Trainer Jens Häusler sah sich nach knapp 18 Minuten genötigt eine Auszeit zu nehmen. Doch die Ansprache verfehlte ihr Ziel. Der HSV Handball leistete sich zahlreiche technische Fehler und Fehlpässe im Angriff, die der VfL Gummersbach postwendend in leichte Torerfolge ummünzte. Selbst Routinier Torsten Jansen ließ sich von der Verunsicherung anstecken und warf einen Siebenmeter gegen Carsten Lichtlein deutlich übers Tor. Der VfL Gummersbach machte es auf der anderen Seite besser und baute den Vorsprung dank Rückraumtoren von Julius Kühn und Mark Bult auf 9:17 aus. Angesichts der 13:21-Halbzeitführung und der spielerischen Dominanz auf der Platte schienen die Weichen frühzeitig auf einen VfL-Sieg gestellt zu sein und die rund 60 mitgereisten VfL-Fans dominierten die Stimmung unter den 7402 Zuschauern in der Hamburger O2 World.
Nach Wiederanpfiff konnte der VfL Gummersbach zunächst den komfortablen Vorsprung halten, da die Hamburger Defensive weiterhin kein Mittel gegen den wurfgewaltigen Rückraum des VfL Gummersbach fand. Andreas Schröder, Julius Kühn und Simon Ernst trafen fast nach Belieben und konnten so kompensieren, dass die Oberberger in der Abwehr den Biss der ersten Halbzeit vermissen ließen und den Gastgebern nun einfache Tore ermöglichten. Insbesondere Ex-VfL-Spieler Kentin Mahe boten sich immer wieder Lücken im Mittelblock des VfL. Bis zum 19:26 in der 44. Minute konnten die Gummersbacher ihre deutliche Führung behaupten. Dennoch legte Emir Kurtagic die Grüne Karte auf den Zeitnehmertisch um seine Abwehr neu zu sortieren und zu strukturieren. Seine Spieler konnten die Ansprache auf dem Feld jedoch nicht umsetzen und nach zwei weiteren Toren von Kentin Mahe waren die Hamburger beim 22:26 endgültig wieder im Spiel und das nicht mehr für möglich gehaltene Comeback befeuerte die Unterstützung von der Zuschauerrängen. Die junge VfL-Mannschaft verlor im Angriff die nötige Ruhe und Abgeklärtheit, mit der sie im ersten Durchgang noch das Spiel bestimmt hatte. Immer wieder scheiterten sie am HSVSchlussmann Max-Henri Herrmann oder trafen nur den Pfosten und es begann das große Zittern um den bereits sicher geglaubten Sieg. Als fünfeinhalb Minuten vor Ende Julius Kühns seinen fünften Treffer zum 27:31 erzielte und zusätzlich Matthias Flohr eine Zeitstrafe erhielt schien es als könnte der Schlussspurt der Gastgeber ausgebremst werden. Da ahnten die mitgereisten VfL-Fans noch nicht, dass dies das letzte Tor gewesen sein sollte, das sie an diesem Abend bejubeln würden. Trotz Unterzahl erzielte der HSV Handball von den Außenpositionen zwei Tore durch Torsten Jansen und Kevin Herbst zum 29:31 und wenig später traf Henrik Toft Hansen zum umjubelten 31:31 Ausgleich. Unter dem Druck unbedingt ein Tor erzielen zu müssen setzte Simon Ernst Joakim Larsson am Kreis in Szene, der nur auf Kosten eines Strafwurfes gestoppt werden konnte. Raul Santos trat an die Linie… und scheiterte an Max-Henri Herrmann. Es kam wie es kommen musste. HSV-Trainer Jens Häusler nutze seine letzte Auszeit um den finalen Angriff zu besprechen und das 21-jährige Hamburger Eigengewächs Kevin Herbst traf von Rechtsaußen zum gefeierten Sieg in letzter Sekunde.
Text: Melanie Risken
Fotos: Jan Alexander Kolf
Schöner Bericht, tolle Bilder, schön das Ihr schnell Ersatz für mich gefunden habt. Weiter so