Bergneustadt/Neuenothe – Abendlicher Alarm bei der freiwilligen Feuerwehr Bergneustadt. Die Brandmeldeanlage in Haus Ilona, dem Domizil des Vereins „Patienten im Wachkoma“ in Neuenothe, hat ausgelöst. Genauer gesagt: Melder 28/1 in der Zwischendecke im Untergeschoß. So jedenfalls der angenommene Fall, zu dem Brandmeister Jan Mießner mit acht Männern und einer Frau der „seiner“ Löschgruppe Othetal zu abendlicher Stunde ins Haus Ilona ausrückte.
Dort werden bis zu acht Patienten im Wachkoma in einem mehrwöchigen Aufenthalt auf das Leben zu Hause vorbereitet. Sie sind vollständig auf fremde Hilfe angewiesen, um einem Feuer zu entkommen. Nachts ist die Situation besonders heikel. Denn dann halten die die Patienten sich nicht in einem der Therapieräume auf oder sitzen oder im Aufenthaltsraum im Rollstuhl von wo aus sie womöglich von den Pflege- und Therapiekräften aus einem der Notausgänge in Sicherheit gebracht werden könnten. Nachts aber liegen alle in ihrem Zimmern und schlafen. Zudem ist nur die diensthabende Nachtschwester im Haus, die die Patienten alle zwei Stunden neu lagert und in medizinischen Notfällen zur Stelle ist. Da ist schnelles, reibungsloses und koordiniertes Handeln der Feuerwehr angesagt. Da muss jeder Handgriff sitzen. Da muss jeder wissen, was wie wann zu tun ist.
Damit das im Ernstfall gewährleistet ist, kommt die freiwillige Feuerwehr Bergneustadt mit verschiedenen Ortsgruppen mindestens einmal jährlich zu einer Übung zu Haus Ilona -jedes Mal mit einem anderen Schwerpunkt hat. Ging es in der Vergangenheit um den Einsatz der Drehleiter am Steilhang von Haus Ilona oder um den Erwerb genauer Ortskenntnis, so stand Ende Juli die Reaktion auf einen gemeldeten Brand im Mittelpunkt.
Unter der Vorgabe von Löschgruppenführer Jan Mießner, dass es nur 3 Minuten vom Eintreffen bis zur Ortung und Überprüfung des alarmgebenden Rauchmelders dauern dürfe, übten die Mitglieder Löschgruppe Neuenothe jeweils zu dritt oder viert, was in der Theorie oft so klar und selbstverständlich klingt. So muss bei einem Feueralarm zunächst geortet werden, welcher der 50(!) Rauchmelder, die es in Haus Ilona gibt, den Alarm eigentlich ausgelöst hat. Ist der Alarm echt, oder handelt es sich womöglich – zum Glück – um einen Fehlalarm? Auch das muss überprüft werden. Und wie kommen die Feuerwehrkräfte für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Eingangstür verschlossen wäre, schnell ins Haus? Finden alle den außen deponierten Schlüssel, den es für den unwahrscheinlichen Fall gibt, dass der Schlüssel nicht verfügbar wäre, den die Feuerwehr bereits hat? Ist allen klar, dass die Brandmeldeanlage in das unmittelbar an der Eingangstür gelegene Dienstzimmer immer Auskunft darüber gibt, wie viele Menschen aktuell im Haus sind? Und wie klappt der Umgang mit den in der Brandmeldeanlage deponierten Laufkarten, die den Standort jedes Rauchmelders und den Weg dorthin genau anzeigen? Ist der Vierkantschlüssel wirklich griffbereit, der zum Öffnen des Deckenrauchmelders nötig ist, um festzustellen, ob es in der Zwischendecke wirklich brennt?
Gut, wenn alle das „live“ und vor Ort erproben können – das gibt Sicherheit für den Ernstfall. So die einhellige Meinung der Mitglieder der Löschgruppe, die für die Übung einmal mehr ihre Freizeit einsetzten. PiW Geschäftsführer Hrachia Shaljyan ist dankbar für den guten Kontakt zur freiwilligen Feuerwehr. Denn im Ernstfall, der hoffentlich nie eintritt, zählt jede Minute, wenn es gilt Menschenleben zu retten.
Quellennachweis: Patienten im Wachkoma e.V.