Mit einer herausragenden Vorstellung gewinnt der VfL Gummersbach am 14. Spieltag sensationell gegen den deutschen Rekordmeister THW Kiel. Durch seine beste Saisonleistung setzte sich der VfL hochverdient mit 31:27 (16:11) vor 4.036 Zuschauern in der Gummersbacher SCHWALBE arena durch. Über 60 Minuten präsentierte sich das Team von Chefcoach Denis Bahtijarevic als dominantere Mannschaft und fuhr einen Start-Ziel-Sieg ein, bei dem sie von der ersten Minute an in Führung gingen und diese bis zum Schluss nicht mehr abgaben.
Mit dem Selbstvertrauen der vergangenen zwei Siege ausgestattet traten die Gummersbacher gleich zu Beginn engagiert und fokussiert auf. In einem furiosen Auftakt verbuchte VfL-Keeper Carsten Lichtlein gleich drei Paraden innerhalb von drei Minuten für sich. Der Gummersbacher Torhüter machte eine glänzende Partie und ebnete mit insgesamt 16 Paraden den Weg zum Überraschungssieg seines Teams. Auch im Angriff zeigte sich der VfL mutig und mit viel Spielwitz. Sowohl Josef Pujol per Dreher zum 3:0 (4. Minute) oder auch Marko Matic bei seinem beherzten Wurf zum 5:3 (8. Minute) gelangen nicht nur effektive, sondern auch sehenswerte Treffer.
In der Defensivarbeit packten die Gummersbacher beherzt zu und ließen die Kieler kaum gewähren. Im Gegensatz dazu zwang der VfL dem THW immer mehr sein Spiel auf. Mit Aggressivität und Engagement in der Abwehr und flott vorgetragenen Spielzügen im Angriff – angeführt vom starken Regisseur Pujol – verwalteten die Oberbergischen eine konstante Vier-Tore-Führung. Beim 10:6 in der 18. Minute setzte Stanislav Zhukov Kreisläufer Moritz Preuss gekonnt in Szene. Der VfL spielte zu diesem Zeitpunkt wie beflügelt auf und ließ sich auch nicht durch eigene Zeitstrafen aus dem Konzept bringen. Zudem konnte sich der VfL auf seinen Schlussmann verlassen, sobald die Kieler an den VfL heranzukommen drohten. So hielt Lichtlein beispielsweise beim Spielstand von 10:7 (20. Minute) in Unterzahl die Drei-Tore-Führung für sein Team fest.
Dem VfL gelang es dabei immer wieder aufs Neue sich gute Torchancen herauszuspielen und sich von den Kielern abzusetzen. In der 24. Minute traf der überragende Zhukov zum 13:8 – und das mit der falschen Wurfhand. Der Ukrainer spulte über die gesamte Spieldauer ein enormes Pensum ab. Mit sieben Toren war er der erfolgreichste VfL-Schütze in einer ausgeglichenen Mannschaft, die viel investiert und mit hoher Laufbereitschaft für Furore gesorgt hat. Mit einem 16:11-Halbzeitstand ging es unter stehenden Ovationen der Zuschauer für die Mannschaften in die Kabine.
Zum Wiederanpfiff der Partie sah es zunächst aus, als könnten die Kieler mit zunehmender Konsequenz im Angriff den Abstand auf die Gummersbacher peu a peu verkürzen. Der VfL ließ sich jedoch auch durch eigene Fehlwürfe, die zumeist am THW-Schlussmann Andreas Wolff scheiterten, nicht beeindrucken und trug seine Angriffe weiterhin mit Tempo und Übersicht vor. Ihre aufmerksame Defensivarbeit verhalf den Gummersbachern zu weiteren Treffern. So stibitzte Alexander Becker den Kielern in der 38. Minute den Ball und ermöglichte Marvin Sommer einen Gegenstoßtreffer zum 19:15.
Was die Zuschauer in den kommenden Minuten erlebten, hatte zuvor wohl niemand für möglich gehalten. Während dem THW Ideen und Mittel ausgingen, um den VfL im Angriff zu fordern, spielten sich die Gummersbacher richtiggehend in einen Torrausch. Mit gleich drei wunderschön herausgespielten Treffern von Außen hintereinander (40. bis 24. Minute) eröffnete der bärenstarke Tobias Schröter die beste Phase des VfL. Marvin Sommer – der wie Florian Baumgärtner seinen Vertrag bis 2020 verlängerte – per Gegenstoß und Eirik Köpp mit seinem ersten Treffer der Partie komplettierten den 5:0-Lauf der Gummersbacher zum 25:17 (45. Minute). Die Zuschauer taten ihr Übriges dazu und sorgten für eine bombastische Stimmung. In der 47. Minute sorgte Preuss mit dem 27:18 für die höchste Führung des VfL.
Dass der VfL ein enorm aufwendiges Spiel ablieferte und die Wechselmöglichkeiten aufgrund der angespannten Personalsituation begrenzt waren, merkte man den Gummersbachern in der Folgezeit jedoch an. So erlaubten sich die Hausherren gegen Ende des Spiels doch einen Durchhänger, den die Kieler nutzten, um den Neun-Tore-Abstand immer weiter zu verkürzen. Von der 48. bis 54. Minute blieben die Gummersbacher ohne eigenes Tor. Beim Stand von 27:24 waren die Kieler wieder in Schlagdistanz, während der VfL dem hohen Kraftverschleiß Tribut zollte.
Dem unbändigen Siegeswillen, den das Team von Denis Bahtijarevic jedoch das ganze Spiel über nicht verlor, war es zu verdanken, dass die Gummersbacher noch einmal alle Kraftreserven mobilisierten, um den Heimsieg gegen den großen Favoriten perfekt zu machen. Insbesondere der noch frische Köpp war in den entscheidenden Momenten zur Stelle und traf aus dem Rückraum. Sein Tor zum 29:25 in der 57. Minute brachte die Vorentscheidung zugunsten der Oberbergischen. Auch der letzte Treffer der Partie zum 31:27-Endstand ging auf das Konto des Norwegers, der damit den Schlusspunkt setzte und den Gummersbacher Sensationssieg perfekt machte.
Trotz der Schwächephase gegen Ende der Partie hat der VfL Gummersbach am Donnerstag für einen denkwürdigen Handballabend gesorgt. Mit Kreativität im Angriff und Biss in der Abwehr bestätigte der VfL mit seinem dritten Bundesligasieg hintereinander seinen Aufwärtstrend in beeindruckender Art und Weise. Mit 10:18 Punkten hat sich der VfL vorübergehend auf Platz 13 vorgearbeitet. Die Leistungen der letzten Wochen sind jedoch vor allem auch spielerisch bemerkenswert. Am 3. Dezember bietet sich dem VfL die Gelegenheit an die guten Leistungen anzuknüpfen. Für den VfL steht die nächste Auswärtsfahrt an, wenn die Oberbergischen beim TSV Hannover-Burgdorf gastieren.
Trainerstimmen:
Denis Bahtijarevic (VfL Gummersbach): Kiel musste einen schlechten Tag gehabt haben und wir hatten einen besonders guten Tag. Wir haben von Anfang an gekämpft und einen guten Ball gespielt. Nach der Halbzeit hatten wir eine schlechte Phase, haben aber schnell wieder ins Spiel zurückgefunden. Nun sind wir vom Abstieg entfernt.
Alfred Gislason (THW Kiel): Meinen Glückwunsch an den VfL Gummersbach. Der VfL hat hochverdient gewonnen. Meine Mannschaft hat den Kampf in der Abwehr nicht angenommen. Wir haben sehr viele Chancen liegen gelassen und Carsten Lichtleich hat einen guten Tag gehabt. Nach der Halbzeit hatten wir eine gute Phase, aber keine richtige Chance, das Spiel zu unseren Gunsten zu drehen.
Quelle: VfL Handball Gummersbach GmbH