„Die Welt ist sicherer geworden“. Das ist jetzt das Credo aller Jubilanten, die in Osama Bin Laden die größte Bedrohung der westlichen Welt seit dem Gespenst des Kommunismus gefunden haben. Der neue Schlachtruf nach „Yes we can!“ und „Beeene-DET-too!“ Die Welt ist sicherer geworden, denn Osama Bin Laden war ein wahnsinniger Massenmörder, ein menschenverachtender Schlächter, ein Antichrist – ein Hitler.
Au warte. Der erste Hitler-Vergleich, der offiziell geduldet wird, und warum auch nicht: erstens isser ja tot, und außerdem war er ja so´n Taliban: nur echt mit Bart und Turban. Und dann war da ja noch – einwandfrei und ohne auch nur den allergeringsten Zweifel – seine Urheberschaft an Amerikas größter Abrissaktion der Moderne. Bis jetzt lässt sich übrigens auf den offiziellen Seiten des FBI nachlesen, dass zwar nach ihm gefahndet wurde… aber seine Verbindung zum 11.9.2001 findet man dort nicht. Gut. Egal.
Die Welt ist nicht sicherer geworden. Deutschland produziert und exportiert immer noch Waffen und Sprengstoffe in unglaublichen Mengen, genauso wie die USA. Immer noch gibt es Atomkraftwerke, die bei sehr großzügiger Interpretation als „bisher noch nicht explodiert“ bezeichnet werden müssten. Immer noch gibt es Autounfälle, Eisenbahnunglücke, Erdbeben, Tornados; immer noch gibt es Unfälle im Haushalt und auf der Arbeit; immer noch gibt es „zur falschen Zeit am falschen Ort“. Und immer noch gibt es Kriegs- und Krisengebiete, Spezialkommandos, Bombardements und Landminen, Chemietanker und Ölpipelines, Autokraten und lupenreine Demokraten, Diktatoren und Präsidenten. Es gibt immer noch die Irrtümer der Einen und die bösen Absichten der Anderen, immer noch Hunde, die nur spielen wollen, ungestreute Gehwege, und vor allem: Bakterien.
Und es gibt noch immer den guten alten Homo Sapiens, der tumb wie ein Teletubbi in seine selbst aufgestellten und befüllten Fettnäpfe tritt und trampelt, der immer und immer wieder gen Himmel spuckt und dann schimpft, es würde regnen.
Das Leben ist nicht sicher.
Nirgendwo.
Für niemanden.
„Sicherheit“ ist eine populäre Illusion, die als Führungs und Manipulationswerkzeug erstklassige Dienste leistet. „Sicherheit“ ist ein philosophisches Ideal, aber keine politische oder gar völkerrechtliche Realität. So viele Terroristen kann man gar nicht lynchen, dass das Leben endlich „sicher“ würde.
Die Welt „after Osama“ ist also sicherer geworden? Klar.
Und wenn hier auf Rottland ein einziger Löwenzahn blüht… dann ist die Welt auch ein ganz kleines mini-bisschen gelber…