Gummersbach. Was macht Familienunternehmen aus? Sind Familienunternehmen sogar die besseren Unternehmen – zumindest im Sinn der Sozialen Marktwirtschaft? Und wenn dies stimmen sollte: Wieso prägen dann trotzdem Dax-Unternehmen und Konzerne immer stärker das öffentliche Bild von Wirtschaft? – Diese Fragen wurden gestern Abend auf einer Veranstaltung bei der IHK in Gummersbach erörtert und von hochrangigen Referenten (u.a. Dr. Patrick Adenauer) anschließend mit sehr viel anwesenden oberbergischen Unternehmern diskutiert.
Gerade in den harten Zeiten der Wirtschaftskrise blamieren und verschandeln Großkonzerne den Ruf der Unternehmerschaft. Dabei sind die tragenden Säulen der Gesellschaft und zu 60% der deutschen Wirtschaft die Familienunternehmer. Besorgt um die von Ludwig Erhard vorgelebten und in Deutschland installierten sozialen Marktwirtschaft, fragten die Veranstalter am gestrigen Abend, in den Räumlichkeiten der IHK Köln Niederlassung Gummersbach, nicht ohne Grund: „Familienunternehmen: Garanten der sozialen Marktwirtschaft?“.
Enkel von Konrad Adenauer und Präsident der Familienunternehmer der ASU zeigte klare Standpunkte
Die Veranstaltung war trotz des parallel ausgetrahlten Fußballklassikers, Schalke gegen Bayern, bis auf den letzten Platz besucht. Kein Wunder – das Thema brennt echten Familienunternehmern auf der Seele und das „Who ist Who“ der Veranstaltungsagenda konnte sich sehen lassen.
Dr. Patrick Adenauer (Geschäftsführer der Bauwens GmbH & Co. KG und Unternehmerverband Präsident), Michael Pfeiffer (Pers. haft. Gesellschafter der BPW Bergische Achsen KG und Vizepräsident der IHK Köln), Marlene Weiner (Geschäftsf. Gesellschafterin der NORWE GmbH), Hendrik Pilatzki (Geschäftsf. Gesellschafter der August Jäger Nachf. GmbH & Co. KG), Prof. Dr. Birgit Felden (Vorstandssprecherin der TMS Unternehmensberatung AG) und Klaus-Peter Schöppner (Geschäftsführer der TNS Emnid Medien- und Sozialforschung GmbH) führten durch den Abend und sprachen über das Pro und Contra der Familienunternehmerschaft.
Die drei Stützpfeiler der Familienunternehmer
Frau Prof. Dr. Birgit Felden ging in ihren Ausführungen auf die Familienunternehmer im Detail ein und führte Pro und Contra, die für das Model der Familienunternehmer sprechen, in gut begreifbaren Charts auf. Das Gebilde Familie – Unternehmen – Eigentum wurde aufgeschlüsselt. Auf den zweiten Blick war dann schnell klar, dass das Familienunternehmergebilde sehr starke Wettbewerbsvorteile mit sich bringt, wenn die drei Anteile im Einklang und die gleichen Ziele „leben“. Ein Familienunternehmen, indem eine solide Vertrauensbasis herrscht und die Balance zwischen Unternehmerschaft und Familienführung gewahrt bleibt, ist schon alleine durch diese Konstellation im Vorteil. In guten und in schlechten Zeiten, weil das Unternehmensschiff auch in stürmigen Zeiten schnurgerade auf sein Ziel zufährt, ohne auf der halben Strecke wieder einen neuen Kapitän suchen zu müssen, wie es sehr oft in größeren Konzernen stattfindet.
Fakten und Zahlen gab es von TNS Emnid
Genau hier, beim Punkt Vertrauen ins Unternehmen – Vertrauen der Belegschaft zum Unternehmer und Vertrauen vom Unternehmer in die Belegschaft, griff Klaus-Peter Schöppner von TNS Emnid den roten Faden des Abends auf und brachte taufrische Umfrageergebnisse auf die Leinwand, die sein Meinungsforschungsunternehmen zusammengeführt hat. Mit harten Zahlen, dass 2/3 der Deutschen mittlerweile das Handeln von Deutschen Konzern-Managern für verwerflich halten, brauchte er nicht eine ellenlange Beweisführung abhalten. Das waren gefühlte Wahrheiten der vergangenen Krisentage, als ein Boni-Skandal nach dem anderen durch die Medienlandschaft bekannt wurde. Oder warum das finnische Unternehmen NOKIA im Ruhrgebiet keine Handys mehr verkaufen!
Und genau hier differenzieren sich die Familienunternehmer zu diesen „Heuschrecken“ unserer deutschen und ausländischen Großkonzerne! Die Bevölkerung unterscheidet hier ganz klar und weis, dass die Familienunternehmer zur besseren Gilde der Unternehmer gehören. Das merkt die Mehrheit der deutschen Arbeitnehmer tagtäglich. Gerade in Krisenzeiten hielten die Familienunternehmer ihr Personal aus Weitsicht auf die Zeit nach der Krise, um kein gutes Personal zu verlieren. Ganz antizyklisch gegenüber der Großkonzerne, die dann nur einen Blick auf ihre Bilanzen halten und nur eine Gewinnmaximierungsstrategie im Kopf haben. Klaus-Peter Schöppner zeigte aber auch, dass Familienunternehmer mit ihrer Gewinnoptimierungsstrategie (hierbei profitieren Belegschaft durch sichere Arbeitsplätze und das Unternehmen durch mehr Eigenkapital, welches ja bekanntlich der Sauerstoff ist damit das Unternehmens überhaupt existieren kann), genau hier in der Öffentlichkeit und im Kampf um qualifizierte Arbeitskräfte punkten können.
Dr. Patrick Adenauer ging in seiner Rede auf die Vorredner ein und verteidigte seine Familienunternehmer, die bei weitem keine Kapitalhaie sind und eng in ihrer Unternehmensnähe tief verwurzelt wären. Die Vorlage von Klaus-Peter Schöppner, dass Herr Adenauer, gerade als Enkel unseres ersten Bundeskanzlers, in Berlin einmal kräftig auf den Tisch hauen soll und sich damit mehr Gehör verschaffen soll, nahm Dr. Adenauer auf. Er zeigte aber auf, dass es sich um einen längerfristigen Prozess handeln würde, um in Berlin und den Landesparlamenten die Türen aufzustoßen. Der erste Schritt war die damalige Umbenennung von „Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer“ hin zum klaren Bekenntnis „Die Familienunternehmer der ASU“. „Das Wort ‚Familie‘ gibt uns bei unserer Überzeugungsarbeit eine ganz andere Aufmerksamkeit und jeder Politiker weis, das wir es sind, die 60% der deutschen Unternehmerschaft vertreten“, erklärte Dr. Adenauer. Ein aggresiveres Auftreten wäre eher kontraproduktiv – die Politiker würden langsam merken, wer die guten und die bösen sind. Das wird sich mittelfristig auch in der Gesetzesgebung wiederspiegeln. Die Bankenwirtschaft merkt die Früchte ihrer bisherigen Verhaltensweise bei den angedachten Abgaben für Krisenfonds.
Bestätigung für das richtige Unternehmermodell
In der abschließenden Podiumsdiskussion kamen auch anwesende Unternehmer zu Wort. Das Thema traf den Nerv – das wurde schnell erkannt. Mit Sicherheit haben einige Familienunternehmer eine Bestätigung bekommen, dass sie auf das richtige Unternehmerkonzept setzen. Denn gerade im Bergischen ist die Welt in Sachen Unternehmerverhältnis zu ihren Mitarbeitern weitgehends noch in Ordnung.
Preisübergabe an Jounalistennachwuchs
Michael Pfeiffer freute sich nach der Podiumsdiskussion über eine anschließende Preisübergabe. Er zeichnete die drei Besten beim „Recherche- und Schreibworkshop für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe“ für ihre Artikel zum Thema „Soziale Marktwirschaft / Unternehmertum im Rheinland“ aus.
Ein sehr fundierter Artikel zur Abwrackprämie brachte Nicolas Heger in die „Pole Position“ vor den zweit- und drittplatzierten Maximiliane Meurer und Jennifer Stötzel. Michael Pfeiffer freute sich über eine rege Teilnahme am IHK Wettbewerb und über die sehr hohe Qualität der Beiträge. Dieses hätte die Entscheidung natürlich besonders schwer gemacht.
Marlene Weiner war mit der Veranstaltung sehr zufrieden
Der Abend endete mit einem abschließenden „Come together“ und zahlreichen engen Unternehmergesprächen. Der Regionalkreis der oberbergischen Familienunternehmer, deren Vorsitzende Marlene Weiner ist, freute sich über die gute Organisation der IHK Gummersbach und der regen Teilnahme der oberbergischen Familienunternehmer.