Gummersbach. In einem packenden, hochklassigen Match siegte der VfL hochverdient mit 29:24 gegen den TBV Lemgo. Während die Westfalen mit hängenden Köpfen von der Platte schlichen, feierten die Oberbergischen ihre starke Leistung mit der „Humba-Parade“. Damit sicherte der VfL nicht nur Platz sechs, sondern zog an Punkten auch mit dem Tabellenfünften Rhein-Neckar-Löwen gleich.
Beim VfL stand Christoph Schindler trotz Rippenprellung in der Anfangsformation – und musste schon nach wenigen Sekunden hart gegen Holger Glandorf anpacken. Die Schiedsrichter Matthias Brauer und Kay Holm zeigten auf den Siebenmeterstrich. Michael Kraus trat an – und scheiterte an einem prächtig parierenden Goran Stojanovic. Der Ball landete zwar wieder in dem Armen der Westfalen, das 1:0 gelang aber trotzdem dem VfL: Jörg Lützelberger erzielte den ersten Treffer des Tages. Die Führung sollte nicht lange halten, nach dem prompten Ausgleich war es Mark Schmetz, der den TBV per Siebenmeter mit 2:1 in Führung brachte. Nachdem Adrian Pfahl gleich zweimal am Pfosten scheiterte, war es Drago Vukovic, der einen Fehlwurf nutzte und beherzt aus dem Rückraum zum 2:2 traf. Die erneute Gästeführung konterte Jörg Lützelberger, der statt Team-Kapitän Robert Gunnarsson am Kreis anfing und nach cleverem Vukovic-Anspiel sicher verwandelte. Um den Angriffen des TBV die Wucht zu nehmen, spielte Youngster Robin Teppich wie schon im Hinspiel vorgezogen gegen Tamas Mocsai. Der taktische Kniff gelang, der VfL ging mit 6:4 in Führung (12. Minute). Dabei zeichnete sich besonders Kreisläufer Jörg Lützelberger aus, der vier der sechs VfL-Tore markierte. Ein weiterer Garant für den guten Start war einmal mehr Schlussmann Goran Stojanovic. Gleich mehrmals zeigte der montenegrinische Nationaltorwart seine Klasse. Nach einem vereitelten Tempogegenstoß von Bechtloff bekam Goran einen begeisterten Sonderapplaus des Publikums.
Fotos: Markus Dietrich (NRW-online Netzwerk Fotograf)
Der VfL zeigte sich spielfreudig und kombinationssicher: Immer wieder brachten Christoph Schindler oder Drago Vukovic Jörg Lützelberger am Kreis in Stellung, der nach 15 Minuten erneut traf: 8:5. Michael Kraus erzielte aus dem Rückraum den Anschlusstreffer zum 8:6, gleich danach musste Robert Gunnarsson nach einem Zweikampf mit Sebastian Preiß für zwei Minuten auf die Bank. Der TBV nutze die Überzahl, erneut traf Kraus: 8:7 (18. Minute). Mehr machten die Westfalen nicht aus ihrer personellen Überlegenheit. Ein Tor wie aus dem Lehrbuch gelang dagegen dem VfL: Goran Stojanovic parierte und spielte einen langen Pass auf Vedran Zrnic, der trotz Bedrängnis sicher einnetzte: 9:7 (20. Minute). Durch einen Doppelschlag gelang Lemgo der Ausgleich, der Tabellensiebte nutzte die Ballverluste der Oberbergischen nun konsequenter. Geoffroy Krantz brachte den VfL wieder in Front, in der gleichen Aktion wurde Sebastian Preiß für zwei Minuten auf die Bank geschickt. Der VfL traf in Überzahl sofort: Spielmacher Viktor Szilagyi war für das 11:9 zuständig. Fünf Minuten vor der Halbzeitsirene der erste Siebenmeter für den VfL: Vedran Zrnic scheiterte im ersten Anlauf an Lichtlein, den Abpraller aber verwertete der Kroate sicher: 13:10 für den VfL, TBV-Trainer Volker Mudrow nahm seine Auszeit.
Nach einer groben Aktion von Kehrmann gegen Drago Vukovic schickte das Gespann den deutschen Nationalspieler auf die Bank – jedoch bekam auch VfL-Akteur Robin Teppich nach Intervention des Zeitnehmers nicht unberechtigte zwei Minuten wegen Reklamierens aufgebrummt. Auf dem Feld war Platz, Geoffroy Krantz nutzte diesen und traf zum 14:10 (29. Minute). Der TBV verkürzte durch eine schöne Ballstafette von Kraus und Bechtloff auf 14:11, 15 Sekunden vor Schluss zog nun Sead Hasanefendic die grüne Karte – mit Erfolg: Viktor Szilagyi traf per Unterarmwurf zum 15:11-Halbzeitstand.
Der VfL hatte den Anwurf zu Halbzeit zwei – doch Szilagyi scheiterte an Lichtlein, der auch den folgenden Tempogegenstoß von Vedran Zrnic hielt. Der TBV-Mittelblock Ilyes und Kubes bekämpften VfL-Kapitän Robert Gunnarsson mit allen Mitteln – also mussten die Mitspieler (hier in Person von Geoffroy Krantz) treffen: 16:13/35. Minute. Drago Vukovic baute die Führung nach einer schönen Einzelleistung aus, der VfL war wieder vier Tore vorn – und hätte sogar noch einen draufsetzen können, doch Christoph Schindler scheiterte mit einem Tempogegenstoß an Lichtlein. Jörg Lützelberger machte es besser: Trotz Unterzahl nach einer Zeitstrafe gegen Vukovic schloss „Lützel“ einen Angriff erfolgreich ab: 18:13/36. Minute. Auch die Unterzahl verunsicherte den VfL nicht: Nach einem Gegentreffer von Kraus traf auch Viktor Szilagyi, das Heimteam blieb mit vier Toren vorne.
Der VfL lag nach einem sicheren Zrnic-Siebenmeter nach 40 Minuten sogar mit 20:15 in Front, allerdings musste Viktor Szilagyi für zwei Minuten auf die Bank. Erneut zeigten die Oberbergischen ein gutes Überzahlspiel: Goran Stojanovic zeigte eine weitere Großtat, Adrian Wagner nutzte den Ballbesitz zum 21:15 – die Halle tobte. In der 43. Minute kassierte der TBV eine Doppelstrafe, fast zwei Minuten lang hieß es 6:4. Vedran Zrnic traf eiskalt per Siebenmeter zum 22:16 und gleich danach per Dreher zum 23:16, eine Viertelstunde vor Schluss blieb in der Eugen-Haas-Halle niemand auf den Sitzen. Wenn denn mal die Lemgoer Offensive den erneut bärenstarken Goran Stojanovic bezwang, setzte der VfL wieder einen drauf – und das, obwohl mit dem magenkranken Adrian Pfahl der einzige Linkshänder fehlte. Er wurde auf Halbrechts von Geoffroy Krantz ersetzt, der auf ungewohnter Position ein gewohnt starkes Spiel zeigte.
Nach 50 Minuten zeigte die Hallentafel ein 25:19 – und Goran Stojanovic hielt erneut einen Siebenmeter, diesmal gegen Mark Schmetz. Der VfL spielte wie aus einem Guss und ließ zu keiner Zeit nach. Immer wieder angetrieben von Spielmacher Viktor Szilagyi schwappte eine Angriffswelle nach der nächsten auf das Tor von Carsten Lichtlein. Als Vedran Zrnic erneut per Siebenmeter traf, führte der VfL mit sieben Toren gegen das mit Nationalspielern gespickte Team aus Lemgo (27:20/54 Minute). Das 28:21 ging auf das Konto von Jungnationalspieler Steffen Fäth, der seine starke Leistung in der zweiten Halbzeit mit einem wuchtigen Schuss aus dem Rückraum krönte. Als Robert Gunnarsson einen Pass von Goran Stojanovic sicher zum 29:21 verwandelte, sangen die 2020 Zuschauer „Oh wie ist das schön“. Volker Mudrow zog die grüne Karte, an der Gummersbacher Handballparty änderte dies aber nichts: Der VfL war an diesem Abend nicht zu stoppen und schickte den TBV nach einer begeisternden Leistung mit 29:24 nach Hause. Durch diesen Sieg sicherte der VfL den sechsten Tabellenplatz und baute den Abstand auf Platz sieben auf nunmehr fünf Punkte aus.
Stimmen zum Spiel:
Jörg Lützelberger: „Es lief von Beginn an sehr gut für uns. Wir haben gut ins Spiel gefunden und dann eine starke Leistung abgerufen. Lemgo hat einen sehr starken Kader, aber wir haben das Spiel dominiert und freuen uns über unseren Sieg. Wir wollen nächstes Jahr unbedingt wieder international spielen. Natürlich müssen wir die Saison konzentriert zu Ende spielen, aber wir sind auf einem sehr guten Weg.“
Viktor Szilagyi: „Das Spiel hat heute richtig Spaß gemacht. Wir hatten die Partie über die gesamte Spielzeit im Griff. Wir haben in einem wichtigen Spiel eine hervorragende Leistung abgerufen. Goran Stojanovic hat wieder einmal überragend gehalten. Das war ein Sieg, auf den wir stolz sein können.“
Sead Hasanefendic (Trainer VfL): „Ich bin sehr zufrieden. Wir haben uns hervorragend präsentiert. wir haben gekämpft, haben schnell gespielt und haben gewonnen, obwohl Lemgo Favorit war. Lemgo hat eine sehr starke Mannschaft. Wir haben eine Geschlossenheit und eine Begeisterung in unserer Mannschaft. Wenn man im Spiel alles gibt, kann man viel erreichen. Das haben wir heute gezeigt. Obwohl wir in der ersten Hälfte auch noch Adrian Pfahl ersetzen mussten, haben wir uns den Sieg erkämpft. ein großes Kompliment an meine Mannschaft.“
Volker Mudrow (Trainer TBV): Der Sieg geht auch in dieser Höhe in Ordnung. Die Anfangsphase war umkämpft, aber der VfL war bissiger in der Abwehr. Bei uns hat die letzte Konsequenz gefehlt – und die hat Gummersbach gehabt. Gummersbach hat mit mehr Leidenschaft gespielt.“
Tore VfL: Krantz 5, Wagner 1, Schindler 1, Vukovic 4, Fäth 1, Lützelberger 6, Gunnarsson 1, Szilagyi 4, Zrnic 6/3
Paraden Stojanovic: 22 (davon zwei gehaltene Siebenmeter)
Zuschauer: 2020
Strafzeiten: 5/6
Quelle: VfL Gummersbach