Gummersbach. Die Eugen-Haas-Sporthalle war gestern der Tatort für einen spannenden Handball-Bundesliga Krimi. Ein Temporeiches Spiel und ein bis zur letzten Minute hochkonzentrierte Gummersbacher Mannschaft garantierte dann zum Schluss den Sieg über die MT Melsungen. Das Spiel positionierte den VfL auch nach diesem Spieltag auf Platz sechs der Bundesligatabelle und lässt optimistisch in die Zukunft blicken.
Die Anfangsphase lief wie von Trainer Sead Hasanefendic geplant: Die Oberbergischen spielten konzentriert und waren die klar bestimmende Mannschaft auf dem Platz. Beim Stande von 9:6 kassierte Christoph Schindler in der 14. Minute die erste Zeitstrafe des Abends. Der Gast nutzte die Überzahl konsequent: Nach einer schönen Kombination der griechischen Achse der MT verkürzte Torjäger Savas Karipidis auf 9:8. Wieder in Gleichzahl sorgte der von seiner Gehirnerschütterung genesene Drago Vukovic für den erneuten Zwei-Tore-Vorsprung (17. Spielminute).
Die VfL-Defensive suchte in dieser Phase nach ihrer Stabilität. Dem Gast wurde der Abschluss zu leicht gemacht, mehrmals trafen die MT-Angreifer durch die Mitte. Auch im Angriff unterliefen dem VfL nun Abspielfehler, der Heimmannschaft gelang mehrere Minuten lang kein Tor – mit der Folge, dass Felix Danner in der 22. Minute zum 12:12-Ausgleich traf. Obwohl der VfL nach einer Strafe gegen Danner in Überzahl spielte, gelang dem Gast gleich zwei Treffer. Die Zuschauer glaubten ihren Augen nicht zu trauen, als Vasilakis einen Ballverlust der Oberbergischen zum 12:14 nutzte: Der VfL war komplett aus dem Tritt. Nach drei VfL-Fehlwürfen in Folge, brach Adrian Wagner den Bann und verkürzte auf 14:15. Vier Sekunden vor Schluss hatte Vedran Zrnic die Möglichkeit, mit einem Siebenmeter den Ausgleich zu erzielen: Der kroatische Nationalspieler behielt die Nerven und verwandelte zum 15:15-Halbzeitstand. Nach gutem Beginn hatte das Hasanefendic-Team völlig den Faden verloren und Melsungen wieder ins Spiel gebracht.
Fotos: Markus Dietrich (Dietrich Foto für Oberberg-Nachrichten)
Der VfL hatte den Anwurf – und erzielte durch Christoph Schindler nach nur wenigen Sekunden die Führung. Adrian Pfahl baute diese mit einem Tempogegenstoß auf zwei Tore aus. Nur einen Angriff nach seiner Einwechslung traf auch Spielmacher Viktor Szilagyi: Der österreichische Nationalspieler erzielte das 18:16 und das 19:17. Als das Schiedsrichter-Gespann Christian Moles/Lutz Pittner mit erhobenem Arm Passivität im Angriffsspiel des VfL signalisierten, traf Adrian Pfahl per Hüftwurf. Linksaußen Adrian Wagner erhöhte auf 21:17 (38. Minute) – wie in Halbzeit eins hatte der VfL den deutlich besseren Start. Die Oberbergischen hielten das Tempo hoch, das Kombinationsspiel brachte die MT-Defensive einige Male in Verlegenheit – in der 45. Minute zeigte die Hallentafel ein 26:21. Die Fünf-Tore-Führung hatte auch nach 50 Minuten Bestand und nachdem Goran Stojanovic einen Siebenmeter von Karipidis parierte, dachten manche VfL-Fans bereits das Spiel sei gelaufen. Doch die MT witterte noch mal Morgenluft, als Ivan Brovka auf 28:25 verkürzte. Der nach seiner Einwechslung stark aufspielende Viktor Szilagyi traf zum 29:25, doch erneut war Brovka im Gegenzug erfolgreich: 29:26/54. Minute. Adrian Pfahl netzte Sekunden später zum 30:26 ein – VfL-Coach Ryan Zinglersen zog die grüne Karte und nahm seine Auszeit. Die MT kam wieder auf drei Tore heran, doch Jörg Lützelberger vom Kreis und Christoph Schindler mit einem sehenswerten Unterarmwurf sorgten mit ihren Toren dafür, dass der VfL-Vorsprung nicht noch weiter schmolz: Zwei Minuten vor Schluss hieß es 33:30. Das letzte Tor des Tages ging an Christoph Schindler, der zum 34:30-Endstand traf. Der VfL zeigte keine Glanzleistung, doch auch so ein Spiel gegen einen unangenehmen Gegner muss erst einmal gewonnen werden.
Tore VfL: Wagner 4, Schindler 5, Vukovic 2, Lützelberger 3, Gunnarsson 3, Szilagyi 4, Pfahl 5, Zrnic 8/4
Zeitstrafen: VfL 3/ MT 1
Zuschauer: 1705
Ryan Zinglersen (Trainer MT Melsungen): „Ich gratuliere dem VfL Gummersbach zu dem Sieg. Meine Mannschaft hat heute über weite Strecken eine gute Figur gemacht und war in der ersten Halbzeit das bessere Team. Doch dann haben wir zu viele individuelle Fehler gemacht und Gummersbach hat das ausgenutzt und geduldig und professionell gespielt. Die Anfangsphase der zweiten Halbzeit hat mir wehgetan, davon haben wir uns nicht mehr erholt. Meine Mannschaft hat gut gekämpft, doch wir müssen noch mehr im Kollektiv spielen. Wir waren konstanter als zuvor, aber ich sehe noch Potenzial bei meiner Mannschaft.“
Sead Hasanefendic (Trainer VfL Gummersbach): „Meine hohe Meinung über Melsungen hat sich heute bestätigt, sie haben uns den Sieg sehr schwer gemacht. Sie haben starke Individualisten in ihrem Kader, die an einem guten Tag jeden schlagen können. Wir haben mit Großwallstadt am Sonntag ersatzgeschwächt einen starken Gegner geschlagen und haben nun vielleicht gedacht, wieder mit Drago und Viktor locker gewinnen zu können, doch das war eine Falle. Wir haben die zweite Halbzeit dann unser anderes Gesicht gezeigt und waren konzentrierter und zielstrebiger. Ich bin froh, dass wir dieses Spiel gewonnen und unsere Positivserie in der Liga fortgesetzt haben. Ab sofort beginnt die Vorbereitung auf das Europapokalspiel in Holstebro am Sonntag.“