VfL Gummersbach – SG Flensburg-Handewitt 25:32 (10:13)
Gummersbach – Am Ende war das Starensemble aus Flensburg für die ersatzgeschwächten Gummersbacher doch eine Nummer zu groß. Zu groß war die individuelle Klasse des aktuellen Pokalsiegers, und im Gegenzug auch zu dezimiert die personellen Möglichkeiten des VfL. Während die SG beispielsweise einen Weltmeister wie Kentin Mahé auf der Bank hatte, saßen beim VfL A-Jugendspieler Max Jaeger oder auch Florian Baumgärtner, der heute seinen ersten Bundesligaeinsatz feiern sollte, zunächst draußen. Nach dem Wechsel dauerte es dann auch nicht lange, bis die Flensburger die Weichen auf Sieg stellten. Dafür haben sie einfach zu viele Spieler, die eine solche Partie fast im Alleingang entscheiden können. Zunächst war es zweimal Mogensen, der sich eindrucksvoll durchsetzte, und dann warf sich auch noch Holger Glandorf warm, der mit acht Toren der erfolgreichste Werfer am heutigen Nachmittag war.
Der VfL hielt mit Kräften dagegen, aber eine Wende war nicht mehr möglich, zumal die Deckung der Gäste nach dem Wechsel auch besser funktionierte und zudem Andersson in Durchgang zwei das Torhüterduell gegen Lichtlein und Puhle deutlich für sich entschied. Kurz vor Schluss sah es beim Stand von 21:30 (57.) dann sogar nach einer richtigen Packung für Gummersbach aus, aber das wollten sich die Kurtagic-Schützlinge nach diesem tollen Kampf nicht bieten lassen. Florian Baumgärtner, der in der 52. Minute seinen ersten Bundesligaeinsatz feierte, erzielte kurz vor Schluss noch seine ersten beiden Tore in der besten Handballliga der Welt, und auch Andreas Schröder war noch einmal zur Stelle. Den Schlusspunkt setzte der ehemalige Gummersbacher Kentin Mahé mit seinem fünften Treffer zum 25:32-Endstand.
In den ersten 15 Minuten der Partie machte der VfL aus der personellen Not eine Tugend. Ohne die Leistungsträger Santos, Bult und Schindler rückten die Teamkollegen noch enger zusammen und machten dem großen Favoriten das Leben schwer. Vor allem die Deckung präsentierte sich aggressiv und sicher, so dass die SG-Stars im Rückraum kaum ein Mittel fanden. Hinzu kam, dass Carsten Lichtlein von der ersten Minute an zur Stelle war. Im Angriff war Julius Kühn immer gefährlich, und auch das Spiel mit zwei Kreisläufern sollte gut funktionieren. Simon Ernst, der geschickt die Fäden zog, wurde zeitweise von der SG in Manndeckung genommen. Bis zum 5:6 durch eben diesen Simon Ernst war die Partie völlig offen. Durch einen Treffer des starken Rechtsaußen Radivojevic zum 5:7 (8.) und den anschließenden Tempogegenstoßtreffer durch Eggert zum 5:8 (19.) geriet der VfL dann das erste Mal in Bedrängnis.
Hinzu kam, dass die Gastgeber in dieser Phase im Angriff zu viele Fehler machte und teilweise auch die Ideen fehlten, was aber bei den personellen Ausfällen kein Wunder war. Dafür stimmt aber weiter die kämpferische Einstellung und die Deckung. Im Angriff tankte sich Evgeni Pevnov zweimal erfolgreich durch und holte auch noch einen Siebenmeter raus, den Magnus Persson verwandelte. Durch diese Einstellung konnte der VfL die zwischenzeitliche Vier-Tore-Führung der Gäste zur Pause auf drei Treffer reduzieren. Ernst, Schröder und Andreas Heyme, der ebenso wie Max Jaeger ins Spiel kam, setzten sich erfolgreich gegen Matias Andersson durch. Die Spannung war also zur Pause noch gewahrt, auch wenn die SG personell natürlich im Normalfall eine Nummer zu groß war.
VfL: Carsten Lichtlein (1. bis 37. und ab 50., 6 Paraden, darunter ein Siebenmeter), Matthias Puhle (37. bis 50, 1 Parade); Tobias Schröter (1), Simon Ernst (4), Julius Kühn (3), Max Jaeger, Magnus Persson (4/2), Evgeni Pevnov (4), Gunnar Stein Jonsson, Florian von Gruchalla, Andreas Heyme (1), Alexander Becker (1), Andreas Schröder (5), Florian Baumgärtner (2), Sebastian Schoeneseiffen (n. e.).
SG: Matias Andersson (10 Paraden), Kevin Moeller (n. e.); Tobias Karlsson, Anders Eggert (5/2), Holger Glandorf (8), Thomas Mogensen (4), Lasse Svan, Hampus Wanne, Petar Djordjic, Johan Jakobsson, Henrik Toft Hansen (2), Rasmus Lauge Schmidt (4), Kentin Mahé (5), Bogdan Radivojevic (4).
Siebenmeter: 2:2 – 3:2 (Lichtlein hält einmal gegen Eggert).
Zeitstrafen: 8:8 (Ernst, Persson, von Gruchalla, Schröder – Karlsson, Toft Hansen, Lauge Schmidt/zweimal).
Schiedsrichter: Fabian Baumgart/Sascha Wild.
Zuschauer: 4.027.
Spielfilm: 2:3 (11.), 4:4 (13.), 5:8 (19.), 6:10 (21.), 7:11 (24.), 10:12 (29.), 10:13 (HZ) – 11:15 (32.), 13:16 (35.), 13:18 (37.), 15:21 (42.), 17:24 (49.), 20:26 (53.), 21:30 (57.), 25:32 (Endstand).
Stimmen zum Spiel
Ljubomir Vranjes (Trainer SG): „Natürlich bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Wir hatten am Anfang einige Schwierigkeit damit, dass der VfL eine lange Zeit mit zwei Kreisläufern gespielt hat, aber am Ende denke ich, dass wir das sehr gut gemacht haben. Wir haben konzentriert und fokussiert gespielt und unsere Chancen gut genutzt. Dennoch denke ich, dass wir noch viel besser spielen können. Am Mittwoch geht unsere Spielmarathon schon weiter und wir freuen uns über die zwei Punkte. Kompliment an den VfL. Sie sind auf dem richtigen Weg und haben eine Mannschaft mit Potenzial.“
Emir Kurtagic (Trainer VfL): „Wir haben uns nach den jüngsten Leistungen vorgenommen, heute eine starke kämpferische Leistung zu bieten, schließlich hatten wir nichts zu verlieren. Das haben wir gut gemacht und ich denke, das war ein klarer Aufwärtstrend. Überragend war die Unterstützung von den Zuschauern, die uns 60 Minuten trotz Rückstand toll angefeuert haben. Im Spiel haben wir versucht, Lösungen zu finden aufgrund der personellen Ausfälle. Das ist uns auch ganz gut gelungen, wie beim Spiel mit zwei oder sogar drei Kreisläufern. Leider sind wir auf einen Gegner getroffen, der individuell einfach zu stark besetzt ist, so dass der Sieg auch auf jeden Fall verdient war. Dennoch haben wir Fortschritte gemacht. Wir haben gut gedeckt und im Angriff auch zugelegt. Auf der anderen Seite ist Flensburg aber eine Mannschaft, die unsere Fehler gnadenlos ausnutzt und durch Gegenstoßtore bestraft. Das war heute sicher auch mitentscheidend.“
Frank Flatten (Geschäftsführer VfL): „Es gab nach den letzten drei Spielen viele Diskussionen, aber heute hat die Mannschaft die richtige Antwort gegeben. Wir haben wieder um die Bälle gekämpft, wobei Flensburg heute ein zu starker Gegner war, um etwas Zählbares einzufahren. Besonders freut mich, dass die jungen Spieler ihre Chancen bekommen und auch genutzt haben. Ich denke da vor allem an Florian Baumgärtner mit seinen ersten beiden Bundesligatreffern.“