Gummersbach – „Halbmondzeiten“ nennt sich das Programm (eines von 6 angebotenen, wie man einem auf den Stühlen bereit gelegten Faltblatt entnehmen kann), das die Lyrikerin Christa Lehmann und der Pianist Hansmartin Kleine-Horst am 5. Januar in der Halle 32 – KULTURWERKSTATT / Raum L&C – aufführten.
Mottogemäß zierte zu Beginn per Projektion ein prächtiger Halbmond in schwarzer Nacht eine große Leinwand. Und vom ersten Moment an, in dem Kleine-Horst in die Tasten griff und Lehmann ihre eigenen Texte vortrug, war man gebannt und tauchte ein in einen konzentriert-meditativen Fluss aus kräftigen Bildern, die die Lyrikerin mit Worten malte. Untermauert und zugleich umflossen, umweht, umgarnt (die Assoziationen im Kopf des Besuchers stellen sich wie von selbst ein) wurde die Sprache vom harmonischem Spiel des Pianisten, und man war für einen Abend lang Teil einer verspielt-zauberhaft-mystischen Welt, während auf der Leinwand ebenso passende wie konstrastierende surreale Bilder das Ganze begleiteten.
„Halbmondzeiten sind Zeiten der Kontraste, einer Welt ohne Mitte“ – so gibt das Programm-Faltblatt Auskunft, und ein Abgleiten ins allzu Liebliche wird konsequent vermieden durch Zeilen wie „Den letzten Kuss verschenke ich / voll Liebe, friedvoll und brutal“ oder „Ich sehe aus den Augenwinkeln / flüsternde Altweiberträume“.
Aufgelockert wurde das Programm durch humorvolle wie hilfreiche Ansagen von Christa Lehmann, wie sie z.B. kurz anmerkte, das Gedicht „Erfolg“ habe sie vor Jahren unter dem Eindruck ihrer ersten Lesung vor Publikum geschrieben. Besonders im Ohr blieben auch die Werke „Passion“, „Mondphasen“, das titelgebende Stück „Halbmondzeiten“ sowie „Winterstarre“. Gegen Ende gab es noch einmal Humor, „Der Traum eines Rindes vom ewigen Leben“ und eine solo gesprochene Zugabe. Es war ein gelungener Abend!
Text: Chrizz B. Reuer