Gummersbach. Auf Spielzeug „made in Oberberg“ hatte sich Landrat Hagen Jobi zu Beginn des UNESCO-Kreativitätsworkshops vor anderthalb Wochen gefreut. 20 Designer, Pädagogen, Architekten und Therapeuten aus aller Welt haben neue Spielzeuge entwickelt, die Kindern und Erwachsenen mit Behinderung spielerisch ermöglichen sollen sich besser zu konzentrieren, ihre Fingerfertigkeit zu schulen oder ihren Rollstuhl zu manövrieren. Mit großem Engagement und Teamgeist haben die Spielzeugmacher in den vergangenen Tagen in den Räumen der Behindertenwerkstatt Oberberg in Faulmert an ihren Entwürfen gearbeitet. Erstmals in der Geschichte des UNESCO-Workshops waren die Designer auch für ein Seniorenheim tätig. Die sehenswerten Ergebnisse präsentieren die kreativen Köpfe seit letzten Freitag im Kreishaus.
Antje Canzler, Ausstellungsgestalterin aus Berlin, und Muralidhar Reddy, Möbel- und Spielzeugdesigner aus Indien, waren gemeinsam zwei Tage lang im Seniorenheim in Drabenderhöhe. Bei Gesprächen mit den Bewohnern haben sie erfahren, dass die alten Leute in ihrer Jugend am liebsten mit Murmeln gespielt haben. „Die Rückmeldungen der alten Leute und die Gespräche mit den Betreuern haben uns inspiriert, Murmelbahnen zu bauen“, erzählt Muralidhar Reddy. Unerwartete Unterstützung erhielten die beiden von Wiehler Handwerksbetrieben. So halfen ein Modellbauer und eine Sattlerei ganz schnell bei Fräsarbeiten für ein Murmelfeld und der Herstellung von Lederverbindungen für eine Murmelbahn. „Die Handwerker hatten aus den Medien von dem Workshop erfahren und haben uns sofort geholfen“, freut sich Antje Canzler. Das deutsch-indische Team spornte sich gegenseitig zu immer neuen Spiel-Entwicklungen an, so dass fünf unterschiedliche Murmelspiele entstanden.
Währenddessen baut Alex Bakyayita, Architekt aus Uganda, einen Turm aus Holzsteckverbindungen, die einem Schüler der Jakob-Moreno-Schule in Gummersbach helfen sollen, seine Konzentrationsfähigkeit zu schulen. Nicole Babitsch, einzige Teilnehmerin aus Oberberg, hat ein Spiel für ein Kind mit einer geistigen Behinderung entwickelt. „Das Kind spielt viel allein und am liebsten mit Bällen“, erzählt die Kinderphysiotherapeutin. Das bewegliche Rohr mit dem Ball in der Mitte, ermöglicht dem Kind jetzt, sich mit Mitschülern den Ball zuzurollen, ohne dass der Ball aus dem Rohr rutscht.
„Das ist einer der besten Workshops, die wir je veranstaltet haben“, freut sich Siegfried Zoels, Geschäftsführer des Berliner Vereins „Fördern durch Spielmittel“, der mit dem Oberbergischen Kreis den Workshop unter Schirmherrschaft der UNESCO organisiert. „Hier lernen die Therapeuten von den Designern und die Architekten von den Pädagogen, die Zusammenarbeit ist ganz toll.“ Auch Landrat Jobi ist begeistert: „Fantastisch, wie kreativ die Teilnehmer sind, und wie sie aus einfachen Materialen wunderschöne und sinnvolle Spielzeuge bauen.“
Zur Präsentation aller Spielmittel sind interessierte Besucher herzlich eingeladen. Die Ausstellung ist noch bis einschließlich 4. Juni im Kreishaus zu sehen.