Gummersbach / Köln. Die aktuelle Frühjahrs-Umfrage unter den Unternehmen im IHK-Bezirk Köln zeigt: Die Konjunktur in der IHK-Region entwickelt sich stabil. Die Erwartungen an die kommenden Monate sind wieder deutlich freundlicher. Befragt wurden im Zeitraum vom 26. März bis zum 27. April 2012 insgesamt 648 Unternehmen, davon 98 aus dem Oberbergischen Kreis.
Daumen hoch: Konjunkturentwicklung im Oberbergischen Kreis
Die Unternehmen sind branchenübergreifend optimistischer. Zunehmend verfestigt sich die Hoffnung, dass die Konjunkturentwicklung auch über das Jahr 2012 wieder an Schwung gewinnen kann. Aber ist dieser Optimismus berechtigt? Kann die Region sich von der Entwicklung in vielen europäischen Nachbarländern abkoppeln? Noch im Herbst 2011 stand die wachsende Unsicherheit bei den Unternehmen durch die Sorge um die Auswirkungen der Staatsschuldenkrise im Fokus. „Auch wenn der Strom schlechter Nachrichten zuletzt etwas nachgelassen hat, so ist die Staatsschuldenkrise auch im Frühjahr 2012 keineswegs überwunden“, sagt Michael Sallmann, Leiter der IHK-Zweigstelle Oberberg. „Dennoch hat sich bei vielen Unternehmen der Eindruck durchgesetzt, dass die Lage insgesamt stabiler geworden ist.“
Dieses wieder gestiegene Vertrauen macht sich in einer zuversichtlicheren Beurteilung der Lage bei der Frühjahrs-Konjunkturumfrage bemerkbar. Wie im Winter 2011/12 beurteilt ein Großteil der IHK-Unternehmen seine Geschäftslage weiterhin als gut.
Auch hinsichtlich der kommenden Monate sind die Unternehmen branchenübergreifend wieder optimistischer. Die Gefahr eines tiefen Einbruchs, der noch im Winter 2011/12 nicht auszuschließen war, ist aktuell nicht in Sicht. Getragen wird die wirtschaftliche Entwicklung weiter von den privaten Konsumausgaben und einer nach wie vor lebhaften Investitionsdynamik der Unternehmen.
Innerhalb der Sektoren treten im Frühjahr jedoch Unterschiede in der Konjunktureinschätzung auf. In den Industriebranchen äußern sich etwa die Unternehmen des Fahrzeugbaus oder auch der Gummi- und Kunststoffindustrie derzeit zurückhaltender. Eine schlechtere Lagebewertung geben auch die Unternehmen im Kfz-Einzelhandel ab.
Geschäftslage: Überwiegend gut
Zum Frühjahr beurteilen die Oberberger Unternehmen ihre Geschäftslage überwiegend als gut. Derzeit berichten 41,8 Prozent der befragten Unternehmen von einer guten Geschäftslage. Lediglich 13,3 Prozent sind mit ihrer Geschäftsentwicklung unzufrieden. Die gute Lage wird weiterhin von der Industrie getragen, in Handel, Dienstleistungen und Verkehr fällt die Bewertung in Oberberg etwas zurückhaltender aus. In allen Branchen überwiegt jedoch eine positive Einschätzung.
Erwartungen: Belebung in Sicht
Branchenübergreifend haben sich die Erwartungen der Unternehmen wieder aufgehellt. Der Geschäftsklimaindex steigt in Oberberg deutlich um 17,5 Punkte und erreicht mit 5,1 Punkten erstmals seit Herbst 2011 wieder den positiven Bereich. Nicht ganz jedes fünfte Unternehmen (18,4 Prozent) erwartet nun eine bessere, nur noch 13,3 Prozent fürchten eine schlechtere Geschäftsentwicklung. Michael Sallmann betont: „Die Schere zwischen Lage- und Erwartungsindikator beginnt sich zu schließen – damit sinkt die Gefahr eines deutlichen Einbruchs. Hierzu hat die robuste Konjunkturentwicklung im Inland und das freundlichere weltwirtschaftliche Umfeld beigetragen.“
Dies spiegelt sich auch bei den Auftragseingängen in der Industrie im gesamten IHK-Bezirk: 37,5 Prozent der Industrieunternehmen berichten von einem Plus, nur 20 Prozent von einem Minus bei den Auftragseingängen. „In der Summe deutet die Auftragsentwicklung damit weiter eine Expansion in der Industrie an“, so Sallmann.
Risiken: Vertrauen auf die eigene Kraft
Bei allem Optimismus liegen die Risiken für die Konjunktur weiter vor. So wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen, ob die Schuldenkrise in Europa tatsächlich ohne eine Beeinträchtigung des aktuellen Konjunkturverlaufs überwunden werden kann.
Dennoch halten wieder mehr Unternehmen eine Lösung der Finanzmarktkrise für möglich. Nur noch 39,2 Prozent (Vorumfrage: 44,3 Prozent) der Unternehmen in Oberberg sehen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein dringliches Konjunkturrisiko. Besonderes Vertrauen gilt dabei den inländischen Triebkräften der Konjunktur. Im Vergleich zur Vorumfrage (52,3 Prozent) sank der Anteil der Unternehmen, die an der Konstanz der Inlandsnachfrage zweifeln, auf nunmehr 48 Prozent.
„Auffällig ist, dass die Energie- und Rohstoffkosten und die arbeitsmarktrelevanten Faktoren stärker ins Gewicht fallen““, bewertet Michael Sallmann die Lage. „Mit 62,9 Prozent benennen die oberbergischen Unternehmen erstmals die Energie- und Rohstoffkosten als Konjunkturrisiko Nr.1.“ Trotz einer zuletzt günstigen Wechselkursentwicklung und einer nur moderat wachsenden Weltwirtschaft werden die Energie- und Rohstoffkosten immer stärker zum zentralen Kostenfaktor.
Hoffnungsträger: Investionen, Finanzierung, Außenhandel, Arbeitsmarkt
Die Investitionsdynamik der Unternehmen in Oberberg ist intakt, 31,3 Prozent der Betriebe wollen ihre Investitionen am Standort ausweiten. „Dies ist ein wichtiger Wachstumsträger der Region“, so Sallmann. Unterstützend wirkt auch das vergleichsweise niedrige Zinsniveau, in dessen Folge sich die Kredithürde für viele Unternehmen weiter verbessert hat. Auch die Beschäftigungspläne bleiben in Oberberg expansiv: 20,4 Prozent der Unternehmen wollen in den kommenden Monaten weitere Mitarbeiter einstellen. „Aber: 40 Prozent der befragten Unternehmen in Oberberg äußern, dass sie längerfristig offene Stellen für Fachkräfte und Auszubildende nicht besetzen können“, schränkt Sallmann ein. „Zur Überwindung der demografischen Herausforderung wird es noch stärker darauf ankommen, die Region für kluge Köpfe noch attraktiver zu machen!“
Auch bei den Export-Erwartungen im gesamten IHK-Bezirk hat sich angesichts des freundlicheren Umfelds eine Trendwende vollzogen: Fast jedes fünfte Unternehmen (19,9 Prozent) will seine Exporte in den kommenden Monaten steigern. An die neue Landesregierung richtet Sallmann den Appell, das freundliche Umfeld zu nutzen: „Wenn es jetzt nicht gelingt, den Haushalt in NRW nachhaltig zu entlasten – was soll dann erst in einem kritischeren Umfeld geschehen?“