Aufzug macht gefahrlosen Zugang zu Therapieräumen in Haus Ilona möglich
Von Karin Vorländer
Bergneustadt/ Neuenothe. Endlich hat die Rollstuhl-Schieberei durchs abschüssige Gelände ein Ende. Denn seit einigen Wochen können die neun Wachkomapatienten problemlos mit ihren Rollstühlen zu den Therapieräumen im Untergeschoss des neuen Domizils des Vereins „Patienten im Wachkoma (PiW e.V.)“ befördert werden. Möglich ist das dank des geräumigen Aufzugs, der die Patienten im Wachkoma, ihre Angehörige und die Mitarbeitenden im im Januar 2012 bezogenen, geräumigen Haus Ilona schnell, sanft und sicher von einer Etage zur anderen befördert. Gefördert wurde der 48.000 Euro teure Aufzug von der ZNS Hannelore Kohl Stiftung.
Dem Antrag auf Förderung habe sie bedenkenlos zustimmen können, so Helga Lüngen, Geschäftsführerin der 1983 von Hannelore Kohl ins Leben gerufenen Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Unfallopfern mit einer erworbenen Schädigungen des zentralen Nervensystems zu helfen. Gemeinsam mit Carsten Freitag, dem Leiter des Beratungs- und Informationsdienstet der Stiftung, ließ sie es nicht nehmen, bei der offiziellen Übergabe des Aufzugs am 14. November nach Neuenothe zu kommen. „Wir sind von der guten Arbeit in dieser Einrichtung überzeugt. Was bei PiW geleistet wird, ist großartig. Hier wird mit Herzblut und hoher fachlicher Qualität gearbeitet“, so ihr uneingeschränktes Lob. Bis Ende 2011 hat die Stiftung 614 Projekte an Kliniken, Institutionen und Rehabilitationseinrichtungen in Deutschland mit 28,4 Millionen Euro gefördert. Darunter auch den Verein „Patienten im Wachkoma“.
Dass der von Anfang an selbstverständlich vorgesehene Aufzug erst mit sechs Monaten Verspätung in Betrieb genommen werden konnte, habe an der mit dem Einbau beauftragten Firma gelegen, die „uns draufgesetzt hat“, so Vereinsvorsitzende Mechthild Glunz. Während der „aufzuglosen“ Zeit mussten die Patienten im Rollstuhl durch das steile Außengelände geschoben werden, um zu den Therapieräumen im Untergeschoss zu kommen – auch bei Wind und Wetter. Denn Therapie auf Sparflamme, das kam für niemanden bei PiW in Frage.
Mit dem neuen Fahrstuhl ist Haus Ilona barrierefrei und der gefahrlose Transport im Rollstuhl innerhalb des Hauses sichergestellt. Patientin Petra M. ist dank der bei PiW erzielten Fortschritte sogar in der Lage, den Aufzugknopf selbst zu bedienen. Für die 38 jährige Windeckerin hatten die Ärzte nach einer Hirnstammblutung so wenig Hoffnung, dass sie ihrem Ehemann nahe legten, sie doch zur Organspende freizugeben. Bei PIW jedoch ging und geht es mit Petra M. stetig aufwärts. Wenn in ihrer Wohnung die nötigen behindertengerechten Umbauten abgeschlossen sind, wird sie nach Hause zurückkehren können.
Der Verein PiW e.V. hat ein bundesweit einmaliges Therapiekonzept für Patienten im Wachkoma entwickelt. Ziel aller therapeutischen Maßnahmen ist es, eine Heimunterbringung zu vermeiden und die Patienten und ihre Angehörigen auf ein Leben in der vertrauten häuslichen Umgebung vorzubereiten. „Wir sind kein Heim, wir holen sie heim“, so das Motto der 1995 gegründeten privaten Therapie-Einrichtung in Neuenothe.
Insgesamt 25 Mitarbeitende setzen bei der Therapie vor allem auf emotionale Zuwendung, Kontakt und Ansprache. Kein Patient liegt den ganzen Tag im Bett. Es gibt einen Tagesablauf mit festem Rhythmus, mit Mahlzeiten, zu denen die Patienten aufgerichtet werden, mit Ergo-, PhysioTherapie- und Logopädie, mit regelmäßigem Stehen im einem Spezialrollstuhl und mit Bewegung auf dem Fahrrad.
Im Laufe des mehrmonatigen Aufenthaltes werden die Patienten weitestgehend von Trachealkanüle, Blasenkatheter, sedierenden Medikamenten und Sondenkost entwöhnt. Zudem bietet PiW eine aktivierende Klang- Licht und Wassertherapie an. Angehörige werden in die Pflege einbezogen, damit sie alles lernen, was für ein gemeinsames Leben in den eigenen vier Wänden nötig ist. Ermöglicht wird die betreuungsintensive Arbeit über einen eigenen Pflegedienst, der direkt mit den Krankenkassen abrechnen kann und über Spenden.
Informationen zur ZNS Hannelore Kohl Stiftung unter