Praxisnahe Arbeiten auf herausragendem wissenschaftlichen Niveau erhielten den Erzquell-Förderpreis
Gummersbach – Am Campus Gummersbach der Fachhochschule Köln wurde am 30.06.2015 bereits zum 18. Mal der Förderpreis der Erzquell-Brauerei für herausragende Abschluss-Arbeiten der Informatik verliehen. Brauerei-Chef Dr. Axel Haas sieht die Preisstiftung als Akt der Nachwuchsförderung in der Region, in diesem Fall statt für Sport und Kunst für die Wissenschaft. Prof. Dr. Hans Ludwig Stahl, stellvertretender Dekan und Koordinator für den Erzuquell-Preis, gratulierte den Preisträgern und stellte humorvoll Beispiele für die traditionsreiche Partnerschaft zwischen Bier und Wissenschaft vor.
Über den ersten Preis konnte sich Holger Mengel aus Overath freuen. Seine Master-Thesis mit dem Thema „Interdisziplinäre Aspekte und Entscheidungskriterien für die Implementierung und Nutzung von Cloud Computing aus der Perspektive von mittelständischen Unternehmen“ wurde mit 1000 Euro prämiert. In der Studie beschäftigte sich Mengel mit Chancen und Risiken der Nutzung von Cloud-Speichern, hauptsächlich bei seinem Arbeitgeber, denn der 32jährige hatte seinen Master im Verbundstudium Wirtschaftsinformatik gemacht, einem speziellen Angebot für Berufstätige. Neben einer umfassenden Recherche über die verschiedenen Servicemodelle sowie deren Nutzungsmöglichkeiten und –risiken befasste er sich auch mit den technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen, die erfüllt sein müssen, um einen Mehrwert zu erzielen. Die Arbeit war insgesamt ein „wirklich hervorragendes Beispiel dafür, wie mit Methoden der Informatik eine sehr komplexe Aufgabenstellung systematisch und qualifiziert bearbeitet werden kann“ fanden Prof. Dr. Hans. Ludwig Stahl (Erstprüfer) und Prof. Dr. Stefan Karsch (Zweitprüfer).
Der zweite Platz (750 Euro) ging an Dennis Jaeger aus Gummersbach für seine Bachelorarbeit zum Thema „Nutzbarkeit von Datenquellen im Web zur Identifikation von Bedrohungen in mobilen Nutzungsszenarien“. Hierin beschäftigte er sich mit der Einschätzung von Gefahren, die entstehen, wenn private mobile Endgeräte wie zum Beispiel Smartphones, PDAs und Tablet-Computer mit in den Betrieb gebracht werden und dort zum Einsatz kommen. Dieser Trend „Bring your own device“ birgt Gefahren, da die mobilen Geräte nicht ausreichend gegen Angriffe (z.B. durch Viren oder Trojaner) abgesichert sind. Herr Jaeger hat sich in seiner Arbeit mit der automatischen Erkennung des wechselnden Umfelds beschäftigt und Ansätze evaluiert, die die jeweils aktuelle Bedrohungslage einschätzen lassen. Beispiel wäre ein Tablet, das – nachdem es sich mit dem Firmen-Netzwerk verbunden hat – selbständig Sicherheitsmaßnahmen einleitet, unter Umständen kritische Apps blockiert und somit allen möglichen Angriffsszenarien von vornherein einen Riegel vorschiebt. Die Ergebnisse der Arbeit besitzen „nach aktuellem Stand der Wissenschaft einen hohen Neuigkeitswert“, meinten Erstprüfer Prof. Dr. Stefan Karsch und Zweitprüfer Prof. Dr. Kristian Fischer. Es ist der Hochschule gelungen, Jaeger als wissenschaftlichen Mitarbeiter zu gewinnen, er hat neben seiner Teilzeitstelle ein Masterstudium begonnen.
Den dritten Platz und damit ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro sicherte sich die Master-Absolventin Samineh Bagheri aus Gummersbach mit ihrer Arbeit zum Thema „Efficient Surrogate Assisted Optimization for Constrained Black-Box Problems“. Darin ging es um die Optimierung von sehr rechenintensiven Prozessen, beispielsweise zur Simulation von Crash-Tests in der Automobilbranche. Die Zielsetzung war es, das Verfahren COBRA für „Constrained Optimization“ in der Programmiersprache „R“ zu implementieren und für eine Reihe von technischen Anwendungsproblemen einzusetzen. Neben einer fundierten und umfangreichen Literaturrecherche sowie einer qualifizierten Problemanalyse und Konzeption für das Projekt entwickelte sie mit großer Eigenständigkeit die Software und führte wissenschaftliche Untersuchungen hierzu durch, so das Urteil der Prüfer. Der Iranerin ist es gelungen, mit ihrer Arbeit eigenständig den „SACOBRA-Algorithmus“ zu entwickeln, welcher in einem selbstadaptiven Verfahren, also ohne menschliches Zutun, die richtigen Parameter für den bereits existierenden COBRA-Algorithmus findet. Erstprüfer war Prof. Dr. Wolfgang Konen und Zweitprüfer Prof. Dr. Thomas Bäck von der Leiden University in den Niederlanden. Auch Frau Bagheri hat eine Stelle an der Hochschule angenommen, sie arbeitet derzeit an ihrer Promotion.