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„Chefsache Tourismus“ oder „Reichshof hat nicht vom Schnee profitiert.“

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Pressebericht im WDR am 06.01.2011:
Reichshof hat nicht vom Schnee profitiert – Die oberbergische Gemeinde Reichshof hat von den Schneemassen nicht so profitiert wie früher. Ski- und Rodelbahnen liegen in mehr als 400 Meter Höhe. Nach Angaben des Verkehrsvereins sind viele Rodler aber in niedrigeren Gebieten geblieben, weil überall genug Schnee vorhanden war. Die beiden Skilifte stellen wegen des Tauwetters heute ihren Betrieb ein.“

Verwundert müssen sich die Leser dieser Nachricht wohl die Augen reiben. „…nicht so profitiert wie früher“? In einem solchen Winter wie in diesem Jahr? Seit Wochen optimale Schneeverhältnisse und traumhafte Winterlandschaften zur Weihnachts- und Ferienzeit!

Wer wie wir in den letzten Tagen das „Skigebiet“ am Blockhaus besucht hat, konnte die wahren Gründe ausbleibender Besucherströme anschaulich selbst erleben. Besucher aus Köln, Wuppertal, Aachen und sogar Frankfurt laufen ratlos umher und suchen das vielgepriesene Skiparadies der selbsternannten Feriengemeinde. Doch neben einem verlassenen Skiverleih, verschlossenen Besuchertoiletten in Holzbaracken, einer abbruchreifen Sprungschanze, den Überresten eines vorschnell verkauften Skiliftes, bis zur Einsturzgefahr verwahrloste ehemalige Fachwerk-Schätze und einer einsamen privat betriebenen Glühweinbude finden die Freizeitsportler nichts, was auch nur annähernd an Ferienspaß im Schnee erinnern könnte.

„Ich dachte hier sei ein Wintersportgebiet?!“ werden wir von einem enttäuschten Langläufer aus Wuppertal angesprochen, der mit Skiern auf der Schulter ziellos durch den kniehohen Schnee stapft. „Hier sind ja noch nicht mal Loipen gespurt!“

Auch auf dem fast leeren Parkplatz findet man fragende Minen. „Hier ist ja gar nichts los“ hören wir eine Gruppe Jugendlicher aus Köln verwundert fragen, die sich mit Schlitten und LKW-Reifen auf einen spaßigen Nachmittag gefreut hatten. „…und dafür sind wir jetzt 60 km in die Pampa gefahren?“

Diese trostlosen Szenen sind also das touristische Winterkonzept der Feriengemeinde Reichshof – die „Chefsache Tourismus“, wie es Bürgermeister Gennies zu Beginn seiner Amtszeit noch medienwirksam formulierte? Wir fragen uns: Wann, wenn nicht in solchen Traumwintern, soll die Gemeinde Reichshof vom Tourismus profitieren? Was muss noch geschehen, damit man endlich aufwacht und seine Chancen erkennt und nutzt? Doch wo Ideen, Konzepte, Visionen und einfachstes Know-how fehlen, können auch die immer wieder gebetsmühlenartig aufgerufenen ehrenamtlichen Helfer nichts mehr retten.

Wenn nicht bald etwas geschieht, wird die Gemeinde Reichshof im Bereich Tourismus bis zur Lächerlichkeit verkümmert sein. Da hilft auch ein touristischer Arbeitskreis mit Fachleuten aus Gastronomie, Hotellerie und Politik wenig, wenn dessen gute Ideen und Anregungen von der Ratsmehrheit aus CDU und Unabhängigen ignoriert und abgelehnt werden und der somit zur reinen Alibiveranstaltung einer nicht existenten „Chefsache Tourismus“ wird.

„Das ist ja hier die reinste Verar******!“ hören wir einen Familienvater aus Leverkusen verärgert zu seiner Frau sagen, als er ruppig die kaum benutzten Schlitten seiner beiden Jungs im Kofferraum verstaut. „Das war das erste und letzte Mal, dass ich hier war!“

Und als wir uns selber auf den Heimweg machen bemerken wir, dass wir uns fast vor den Besuchern schämen. Schämen dafür, dass wir in dieser wunderschönen Landschaft leben, in der andere gern Urlaub machen würden, doch deren enorme Möglichkeiten von den Verantwortlichen nicht erkannt und deren Potentiale so sträflich vernachlässigt werden.

„Reichshof hat nicht vom Schnee profitiert“ – Eine solch peinliche Selbsterkenntnis auch noch zu veröffentlichen zeigt, wie weit wir wirklich von einer funktionierenden und florierenden Feriengemeinde entfernt sind.

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4 Kommentare

  1. Soll denn die Gemeinde für die 3 Restaurntbetreiber der oberberen Preiskategorie immense Kosten tragen, um Winter-Tagessportler anzulocken? Wenn wir eine vernünftige Gastronomie mit einem guten Angebots- und Preismix hätten, ja dann. Wo sind denn hier noch in Eckenhagen und Umgebung gut bürgerliche Restaurants zu finden?

    Un dann das Freizeitbad: Eine Zumutung für die Besucher und künftig wohl auch für uns Steuerzahler.

    Wie wäre es mal mit neuen Gedanken, was Eckenhagen an Natur zu bieten hat. Man schue sich mal das Bankangebot an Wanderwegen an, eine Zumutung

  2. @Klaus
    Es geht nicht darum, einzelnen Restaurantbetreibern Tagesgäste zu vermitteln. Von einem durchdachten und sinnvollen Konzept würde die gesamte Gemeinde Reichshof profitieren. Immerhin liegt die Gemeinde Reichshof in einem Erreichbarkeisradius von nur einer Stunde für über 6 Millionen Menschen aus den NRW-Ballungsräumen. Hottelerie, Gastronomie, Geschäfte, Pensionen und Dienstleister vieler Art könnten davon profitieren. Das das funktioniert, kann man auf beeindruckende Weise an touristisch organisierten Gebieten wie dem Sauerland, der Eifel, Siegen-Wittgenstein usw. ablesen.
    Zu einem touristischen Konzept gehören dann natürlich auch Überlegungen zum Ausbau und der Ausstattung der Wanderwege, der Steuerung der Ansiedlung weiterer gastronomischer Betriebe und vieles vieles mehr.

    Leider ist dies in Reichshof jedoch anscheinend nicht möglich oder nicht gewollt.

    Was das Freizeitbad angeht, stimme ich Ihnen zu. Auch hier wurde die Entwicklung eines vernünftigen und für Reichshof sinnvollen Konzeptes ja bereits im Vorfeld unterbunden und wehement abgelehnt.

  3. @andreas: Der Vergleich hinkt ja wohl auf beiden Beinen: während der Reichshof eine Kommune ist, sind Sauerland und Eifel ja wohl eher Großregionen. Wenn das Bild stimmen soll, müsste da „Oberberg“ und nicht „Reichshof“ stehen. Sowohl in der Eifel als auch im Sauerland gibt es starke und schwache Kommunen. Aber keine Kommune kann an allen Ecken alles leisten. Unter welchem Druck die kommunalen Haushalte stehen, muss wohl nicht erst erklärt werden.

  4. @Schriftling
    Der Vergleich hinkt in keinen Fall. Das Problem ist, dass man sich nicht einerseits hinstellen kann und behauptet, Reichshof sei eine Feriengemeinde und der Tourismus sei „Chefsache“ und andererseits nicht das Geringste dafür unternimmt. Schlimmer noch: Im Bereich, der in Reichshof über Jahrzehnte funktionierte, der Wintersport, wird aufgrund der Versäumnisse für die kommenden Jahre kein Thema mehr sein.
    Reichshof touristisch in die „Region“ Oberberg einzubetten funktioniert nur, wenn auch „im Kleinen“ ein entsprechendes Konzept überhaupt erst besteht, dass man mit den anderen Kommunen und Angeboten vernetzen kann. Davon sind wir jedoch weit entfernt.
    Das Thema Haushalt ist da immer ein beliebtes „Totschlagargument“. Kein Geschäft oder Gewerbe funktioniert jedoch, wenn man nicht selber investiert und nur darauf wartet, das alles schon irgendwie gut gehen wird. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um Ideen und Innovationen. Beides sucht man aber in Reichshof vergebens.

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